W
issen Sie, was ein "Apfelmänn–
chen-Hardwarebeschleuniger"
ist? Können Sie sich vorstellen, wie
man die Computermaus als Sensor
für physikalisch-chemische Vorgän–
ge nutzt? Ist Ihnen bekannt, wie man
einen astronomischen Infrarotdetek–
tor baut und anwendet? Fragen, de–
ren Beantwortung die meisten von
uns wohl eher einem "studierten"
Fachmann,
einem
Informatiker,
einem Chemiker oder einem Astro–
nomen überlassen. Und doch handelt
es sich hier um Themen, mit denen
sich Schüler auseinandergesetzt ha–
ben - im Rahmen des Wettbewerbs
"Ju.gend forscht".
Was verbirgt sich hinter
diesem Namen, hinter
dieser Aktion, die heuer
zum 25. Mal durchge-–
führt und zu deren Jubi–
läum von der Deutschen
Bundespost sogar eine
eigene Sonderbrief-
marke herausgegeben
wurde? Auf einen Nenner gebracht:
"Jugend forscht" ist ein naturwissen–
schaftlich-technischer Wettbewerb für
junge Leute unter 22 Jahren. .
Ins Leben gerufen wurde er 1965
von Henri Nonnen, damals Heraus–
geber der Illustrierten STERN. Meh–
rere große Firmen erklärten sich
spontan bereit, das Projekt finanziell
zu fördern und Patenschaften zu
übernehm~n.
Beabsichtigt
war,
so
läßt sich Äußerungen des Gründers
entnehmen, den "naturwissenschaft–
lichen Bildungsnotstand" zu behe–
ben, Interesse für die Naturwissen–
schaften zu wecken und naturwissen–
schaftlichen Nachwuchs aufzuspü–
ren. 244 junge Leute im Alter von 16
bis 21 Jahren, darunter 20 Mädchen,
traten beim ersten Wettbewerb im
Frühjahr 1966 an und reichten Arbei–
ten .zu selbstgewählten Themen in
den Fachgebieten Biologie, Chemie,
Mathematik und Physik ein.
Ein Jahr später hatte sich die Teil–
nehmerzahl bereits verdoppelt, nach
fünf Jahren meldeten sich über 1000
Jugendliche. Um den ganz jungen
"Forsc;:hern" eine Teilnahme zu er–
möglichen, erweiterte man 1969 den
Wettbewerb durch die Sparte "Schü–
ler experimentieren", in der Schüle–
rinnen und Schüler unter 16 Jahren
Arbeiten einreichen können. Im Laufe
der Zeit erhöhte sich auch die Zahl
der Fachgebiete; Technik sowie
Geo- und Raumwissenschaften ka–
men hinzu, Mathematik wurde durch
Informatik ergänzt, 1975 führte man
das Thema "Arbeitswelt" ein; seit
1980 gibt es einen Sonderpreis für
Arbeiten aus dem Bereich Umwelt.
Heute ist "Jugend forscht" der
größte Wettbewerb für den naturwis–
senschaftlichen Nachwuchs in ganz
Europa; 40000 Jugendliche haben
mittlerweile teilgenommen, 3223 al–
lein im Jubiläumsjahr 1990. Getra–
gEm und ausgerichtet wird die Jung–
forschermeisterschaft von rund · 60
Patenfirmen und von der Stiftung Ju–
gend forscht. Seit 1975 wird der
Wettbewerb von den Bundesministe–
rien für Bildung und Wissenschaft so–
wie für Forschung und Technologie,
vom STERN und von den Patenfirmen
finanziert, Förderer sind außerdem
die Kultusministerien der Länder. Aus
der STERN-Aktion ist eine "Staatsak–
tion" geworden, deren Schirmherr–
schaft der Bundespräsident über–
nommen hat. Dieser stiftet- wie übri–
gens auch der Bundeskanzler- einen
bedeutenden Sonderpreis; auch ha–
ben es sich beide zur Gewohnheit
gemacht, jedes Jahr die Bundessie–
ger in Bonn zu empfangen.
B
is es allerdings soweit ist, _gilt es
eine Reihe von Hürden zu neh–
men. Die erste Bewährungsprobe für
die Jungforscher sind die regionalen
Ausscheidungen; nur wer hier ein gu–
tes Ergebnis erzielt, darf an der näch–
sten Runde, nämlich dem Landes–
wettbewerb, teilnehmen. Die Sieger
der elf Länder wiederum treten dann
auf Bundesebene gegeneinander an.
ln der Sparte "Schüler experimentie-
ren" gibt es in Bayern, wie in den
meisten anderen Ländern der Bun–
desrepublik, nur eine Ausscheidung
auf regionaler Ebene; herausragen–
de Arbeiten dürfen aber beim Lan–
deswettbewerb vorgestellt werden.
Z
u gewinnen gibt es eine ganze
Menge; allein die ausgesetzten
Barpreise lassen sich insgesamt mit
über einer Viertelmillion Mark bezif–
fern. Hinzu kommen viele wertvolle
·Sachpreise wie Experimentierkästen,
Bücher oder Zeitschriftenabonne–
ments. Besonders begehrt sind For–
schungspraktika in den Labors von
namhaften Firmen und Instituten, Ein–
lödungen zu Studienaufenthalten und
Reisen. Daneben öffnet ein Bundes–
sieg bei "Jugend forscht" manche .
Tür, die sonst verschlossen bliebe; so
durften z. B. einige der diesjährigen
Bundessieger im vergangenen Juli
bei der Tagung der Nobelpreisträger
in Lindau teilnehmen. Auch besteht
für die Bundessieger und die vier
Nächstplazierten - sofern sie ein Stu–
dium aufgenommen haben-dieMög–
lichkeit, Stipendiat der Studienstif–
tung des Deutschen Volkes zu werden.
Für alleTeilnehmergibt es darüber
hinaus noch einen weiteren Gewinn:
Man findet für die eigene Leistung
Anerkennung, trifft bei den Ausschei–
dungen Gleichgesinnte, hat die Mög·
lichkeit, mit Experten zu diskutieren,
oder kann einfach Spaß am For–
schen haben. Darüber, wer einen ·
Preis erhält bzw. wer in die nächste
Runde aufsteigt, entscheiden Jurys, in
denen
Wissenschaftler,
Lehrer,
Hochschulprofessoren und Fachleute
aus der Industrie sitzen.
Bewertungskriterien für die einge–
reichten Wettbewerbsarbeiten sind
nicht nur Fachkompetenz und wissen–
schaftliche Exaktheit, sondern vor al–
lem auch Einfallsreichtum und Selb–
ständigkeit bei der Anfertigung.
Nicht die umfangreichste Apparatur
siegt, sondern die persönliche Lei–
stung des Jungforschers. ln die Beur–
teilung fließt auch ein, wie den Juro-
MIT ORIGINELLEN PLAKATEN LÄDT DIE STIFTUNG JUGEND FORSCHT ZUR TEILNAHME AN ...