sal dar. Experten reden von 50000
bis 60000 Heroinabhängigen in der
Bundesrepublik Deutschland, wobei
im Jahr 1989 für 975 Menschen die
Drogensucht tödlich errdete. Gegen–
über 1987 hat sich damit die Zahl der
Drogentoten mehr als verdoppelt.
Die Beträge, die im Rauschgifthan–
del umgesetzt werden, sind kaum
mehr vorstellbar, man rechnet welt–
weit mit ca. 800 Milliarden Mark,
was in etwa dem Umsatz im Erdölge–
schäft entspricht. Dabei gehen die
Fachleute sogar davon aus, daß sich
das Drogenproblem noch verschär–
fen wird, hervorgerufen unter ande–
rem durch die sogenannten Desi–
gnerdrogen, also künstlich herge–
stellte Drogen, sowie durch die zu–
nehmende Erschließung des europäi–
schen Drogenmarktes durch die süd–
amerikanischen Drogenhändler.
Die Auswirkungen der Rauschmit–
tel sind, wie der einleitende Bericht
zeigt, verheerend. Nicht nur, daß sich
der Drogenabhängige selbst körper–
lich und seelisch zugrunde richtet,
betroffen ist auch sein gesamtes per–
sönliches Umfeld, in erster Linie na–
türlich die Familie. Es ist daher drin–
gend geboten, das Drogenproblem
ernst zu nehmen und alles zu tun, um
es in den Griff zu bekommen. Gehol–
fen werden muß sicher den bereits
Betroffenen, etwa indem eine ausrei–
chende Zahl an Therapieplätzen -
auch für eine Langzeitentwöhnung -
zur Verfügung steht. Mindestens
ebenso wichtig ist aber, daß man die
Ausweitung des Drogenproblems
verhindert, daß also vor allem die Ju–
gendlichen vom Einstieg in die Droge
abgehalten werden.
Einen wichtigen Beitrag leisten hier
die Polizei, der Zoll und die Justiz.
Dennoch sollte man sich im klaren
darüber sein, daß es in diesem Be–
reich keine
lücken~ose
Kontrolle ge–
ben kann. So belegt eine repräsen–
tative Umfrage, die von der "Gesell–
schaft für Marketing-, Kommunika–
tions- und Sozialforschung" im März
1990 veröffentlicht wurde, daß Ju–
gendliche relativ leicht an Rauschgift
herankommen können. Allein bei den
14- bis 17jährigen gaben 37 Prozent
an, sie hätten durchaus die Möglich–
keit, sich Rauschmittel zu verschaffen.
Die Studie zeigt zudem, daß Drogen
nicht nur in der Großstadt angeboten
werden, sondern auch in Kleinstäd–
ten und auf dem Land.
Angesichts einer solchen Sachlage
kommt es vor allem darauf an, daß
unsere jungen Leute selbst fähig wer–
den, zu Drogen nein zu sagen. Auf–
klärung und Information spielen da-
6 SCHULE
aktuell
Heinz Lenhard, Präsident des
Bayerischen Landeskriminalamtes,
München
Noch nie war die von illegalen
Rauschmitteln ausgehende Bedro–
hung so groß wie heute. Abtesbar ist
dies an einer Reihe von Indikatoren;
so stieg 7989 in Bayern die Zahl der
Rauschgiftdelikte gegenüber dem
Voriahr um rund 20 Prozent auf
70674,
die Zahl der iährlichen Dro–
gentoten erhöhte sich im selben Zeit–
raum von 50 auf
73.
Von der Polizei
werden immer größere Mengen
Rauschgift beschlagnahmt, so daß
man inzwischen von einer regelrech–
ten Drogenflut sprechen muß.
Das Gefährdungspotential steigt
-
gerade für die Jüngeren. Denn ob–
wohl das Rauschgiftproblem
-
rein
statistisch gesehen
-
derzeit vor–
nehmlich noch bei den über 27iähri–
gen zu lokalisieren ist, muß man da–
von ausgehen, daß gewissenlose
Händler bei den Jugendlichen einen
Absatzmarkt wittern und dies radikal
ausnützen, wie übrigens in den USA
bereits geschehen.
Mit einer Ausweitung des Rausch–
gifthandels steigt aber
-
Erfahrungs–
werte belegen dies eindeutig
-
die
Kriminalitätsrate, bedingt vor allem
auch durch die Beschaffungskrimina–
lität. Viele Drogenkonsumenten sind
nämlich nicht in der Lage, einer gere–
gelten Arbeit nachzugehen, zum an–
deren benötigen. Abhängige, um
ihren Bedarf an Rauschgift decken zu
können, täglich Drogen im Wert von
300
bis
600
Mark
-
ie nach Abhän–
gigkeitsgrad. Beschafft werden die
Geldmittel dann durch den Handel
mit Rauschgift, durch Diebstähle, Ein–
brüche oder Raubüberfälle.
So gesehen stellen Drogen für uns
alle eine große Gefahr dar. Die Poli–
zei kann das Problem freilich nur ein–
dämmen, nicht lösen. Was wir brau–
chen, ist eine von der
g~samten
Ge–
sellschaft getragene Achtung der
Drogen und eine drastische Bestra–
fung der Drogenhändler.
Hermann Kaplan, Drogenkontakt–
lehrer am Schyren-Gymnasium in
PFaHenhofen a. d. /Im
"Schüler und Drogen", für den Leh–
rer ist das ein sehr heikles Thema,
denn er sieht sich vielen offenen Fra–
gen gegenüber. So weiß er in der Re–
gel nicht, inwieweit einzelne Schüler
bereits Kontakt mit Rauschmitteln
hatten, es gibt auch kein Patentrezept
dafür, wie Drogenprävention im Un–
terricht auszusehen hat.
Ich halte es aber für ganz wichtig,
daß diesem Thema in der Schule
nicht ausgewichen wird. Dabei darf
es nicht nur um die Erfüllung des
Lehrplanes gehen, denn bloße Infor–
mation über das Drogenproblem
reicht nicht aus. Wichtig ist, daß auch
der Lehrer eine gewisse Vorbildfunk–
tion übernimmt; ein in der Pause vor
den Schülern rauchender Lehrer z. B.
scheint mir mehr als fragwürdig.
Ganz besonders gilt das für den
Drogenkontaktlehrer, der allerdings
nicht als "Feuerwehr" für eventuell
an der Schule auftretende Drogen–
probleme mißverstanden werden
darf. Meiner Meinung nach liegt der
Schwerpunkt auf dem Begriff "Kon–
takt", das heißt, dieser Lehrer muß
eine Anlaufstation sein, an die sich
Schüler, Eltern und auch Kollegen mit
ihren Fragen wenden können und
von der Ratsuchende an die entspre–
chenden Fachleute vermittelt werden.
WICHTIGE ANSPRECHPARTNE
-
Bundeszentrale für gesund–
heitliche Aufklärung
Postfach 91 01 52
5000 Köln 91
Tel.: 0221/89921
-
Landeszentrale für Gesund–
heitsbilduns in Bayern
Rotkreuzplatz 2a
8000 München 19
Tel.: 089/163303