U
nser Leben spielt sich zu einem
nicht geringen Teil auf der Stra–
ße ab: Tagtäglich sind wir- Kin–
der, Jugendliche, Erwachsene - zu
Fuß, auf zwei oder vier Rädern im
Straßenverkehr gefordert. Die im Zu–
sammenhang damit auftretenden
Gefahren abzubauen oder wenig–
stens zu vermindern, gehört deshalb
zu den wichtigsten Aufgaben unseres
Gemeinwesens.
Ein besonderes Augenmerk gilt
dabei natürlich dem Schulweg unse–
rer Kinder. Neben anderen kümmer–
te sich bislang in ganz besonderer
Weise der Schulwegbeauftragte -
sei es als Vertreter der Straßenver- ·
kehrsbehörden oder der Polizei -
darum, Gefahrenstellen zu entschär–
fen. Seit August 1989 gibt es nun, auf
Veranlassung des bayerischen In–
nenministeriums, bei den Landrats–
ämtern, den kreisfreien Städten, den
Großen Kreisstädten und den Po–
lizeidirektionen den
"Örtlichen
Verkehrssicherheitsbeauftragten ".Er
ersetzt den Schulwegbeauftragten
und ist jetzt Ansprechpartner für alle
Bürger, die ein Verkehrsproblem
diskutieren und Verbesserungsvor–
schläge vorbringen wollen.
ln den meisten Fällen wurde der
bisherige Schulwegbeauftragte mit
der neuen Funktion betraut, was z. B.
. auch auf Karl Leykauf zutrifft, der im
Landratsamt Roth bei Nürnberg das
Referat Verkehr leitet. "Auch wenn
sich mein Aufgabenbereich vergrö–
ßert hat - der Kreis der zu Betreuen–
den reicht von den Vorschulkindern
b is zu den Senioren -, so bin ich
nach wie vor ganz besonders in Sa–
chen sicherer Scbulweg tätig. Erst
kürzlich hat sich z. B. der Elternbeirat
einer Grundschule mit der Bitte an
mich gewandt, die Verlegung einer
gefahrenträchtigen Bushaltestelle in
die Wege zu leiten."
Bevor jedoch konkrete Maßnah–
men ergriffen werden können, müs–
~~n
alle zuständigen Stellen in die
Uberlegungen .. miteinbezogen wer–
den, ob die Änderung einer Ver–
kehrswegesituation nötwendig und
sinnvoll ist. Deshalb hält Herr Ley–
kauf u. a. auch engen Kontakt mit
der örtlichen Polizei. Hauptkommis–
sar Ernst Wagner von der Polizeiin–
spektion Roth, zugleich geschäfts–
führender Vorsitzender der örtlichen
Verkehrswacht, und Hauptkommis–
sar Ernst Dotzauer, er ist bei der Po–
lizeiinspektion als Verkehrssachbe–
arbeiter tätig, sind mit Herrn Leykauf
regelmäßig im Landkreis unterwegs;
sie prüfen "vor Ort" die Wünsche
der Bürger z. B nach einem Fußgän–
gerüberweg oder einer Geschwin–
digkeitsbeschränkung, und selbst–
verständlich werden sie sich auch
des oben erwähnten Anliegens der
Grundschule annehmen.
"Natürlich können wir nicht immer
eine für alle befriedigende Lös!Jng
finden", erläutert dazu Herr Ley–
kauf, "aber das Gespräch mit den
Betroffenen trägt oft zur l5lärung
einer Streitfrage bei." Der Ortliehe
Verkehrssicherheitsbeauftragte hat
also zwei Hauptaufgaben: Erstens
ist er Anlaufstelle für Anregungen,
Wünsche oder Beschwerden von sei–
ten der Bürger, und zweitens sucht er
mit den Fachleuten, z. B. Vertretern
der Verkehrswacht, der Automobil–
clubs, der Straßenbau- und Straßen–
verkehrsbehörden, gemeinsam nach
Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen;
wenn es um Schulwegfragen geht,
werden auch Vertreter des zuständi–
gen Staatlichen Schulamts in die Be–
r.~tungen
des Expertengremiums,
Ortlicher Verkehrssicherheitskreis
genannt, miteinbezogen.
Gegenwärtig sind in Bayern 144
Frauen und Männer als Verkehrssi–
cherheitsbeauftragte tätig. Wer also
ein entsprechendes Anliegen hat,
sollte es nicht auf die lange Bank
schieben, sondern mit dem zuständi–
gen Landratsamt, mit der Stadtver–
waltung oder der Polizeidirektion
Kontakt aufnehmen. Vielleicht bietet
sich auch die Gelegenheit, im Rah–
men einer Elternversammlung mit
dem Örtlichen Verkehrssicherheits–
beauftragten ins Gespräch zu kom–
men; er kann von den Schulen dazu
eingeladen werden, wenn Schul–
wegproblerne anstehen.
"Den Schulweg sicherer zu ma–
chen, darf aber nicht nur den Exper–
ten überlassen werden", schränkt
Herr Leykauf ein. "Selbstverständ–
lich sind wir Verkehrssicherheitsbe–
auftragte auch auf die Anregungen
und Hinweise der Betroffenen ange–
wiesen- gleich, ob sie von einzelnen
Eitern kommen, ob sie auf einer
Klassenelternversammlung in der
Schule vorgebracht werden oder ob ·
sie der Elternbeirat an uns weiter–
reicht. Der Erfolg unserer Anstren–
gungen hängt aber wesentlich
davon ab, ob die Erwachsenen im
Straßenverkehr ,mitspielen'; und
da machen wir nicht selten die Er–
fahrung, daß die Schüler ein größe–
res Sicherheitsbewußtsein besitzen
als so mancher Erwachsene."
SCHULE
aktuell
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