Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 4/13) - page 245

Nach München. Das lange Nachleben eines Abkommens
Einsichten und Perspektiven 4 | 13
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Jaroslav Kucˇeras Aufsatz „Nach München. Das lange
Nachleben eines Abkommens“ baut auf dem Vortrag auf,
den er bei einer Kooperationsveranstaltung von Landes-
zentrale, Bayerischer Staatskanzlei und Tschechischem
Zentrum am 26. September 2013 in München in der heu-
tigen Hochschule für Musik und Kunst, dem historischen
Ort des Münchner Abkommens, gehalten hat.
In der Nacht zum 30. September 1938 unterzeichneten
Adolf Hitler, Benito Mussolini, Neville Chamberlain und
Édouard Daladier im „Führerbau“ das Münchner Ab-
kommen zur Beilegung der sogenannten Sudetenkrise.
Vorausgegangen waren massive Kriegsdrohungen Hit-
lers. Die Tschechoslowakei war am Konferenztisch nicht
vertreten. Damit erhielt Hitler freie Hand zur Eingliede-
rung des Sudetenlandes mit seiner überwiegend deutsch-
sprachigen Bevölkerung in das Deutsche Reich. Die
Tschechoslowakei verlor nicht nur einen Teil ihres Staats-
gebietes und ihrer Wirtschaftskraft, sondern auch ihre be-
festigten Grenzanlagen und konnte gegen den wenige
Monate später folgenden Einmarsch deutscher Truppen
und die „Zerschlagung der Resttschechei“ keinen militä-
rischen Widerstand leisten. Entgegen der von Chamber-
lain geäußerten Hoffnung brachte das Münchner Ab-
kommen nicht „Frieden für unsere Zeit“, sondern war ein
entscheidender Schritt hin zur Entfesselung des Zweiten
Weltkrieges.
Wenige Tage vor dem 75. Jahrestag der Unter-
zeichnung des Abkommens gingen bei dieser Veranstal-
tung die tschechischen, slowakischen und deutschen Re-
ferenten Fragen wie diesen nach:
Wie konnte es dazu kommen, dass die Tschecho-
slowakei 1938 zu einem bloßen Objekt des Völkerrechts
gemacht wurde? Welche Bedeutung hat das Münchner
Abkommen inDeutschland und in der Tschechischen und
Slowakischen Republik bis in die heutige Zeit? Wie war
der Umgang mit dem Münchner Abkommen und seiner
Gültigkeit in der Nachkriegszeit? Was hat die Welt daraus
gelernt: Wäre ein ähnliches Abkommen heute noch ein-
mal möglich?
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