Bayerns Volksschulen haben ein wertvol–
les Diplom zu vergeben: das Zeugnis über
den qualifizi.erenden Hauptschulab–
schluß. Er ist ein Schlüssel zu vielen Tü–
ren. Bisher konnten nicht alle Hauptschü–
ler an dieser Prüfung teilnehmen. Jetzt
hat jeder die Chance. Hier ein Bericht über
die neuen Bestimmungen.
den qualifizierenden Haupt–
schulabschluß antreten. Das
heißt aber nicht, daß ihn jeder
Kandidat schon automatisch in
der Tasche hat. Das begehrte
Prädikat erhält nur, wer den
Notendurchschnitt 3,0 erreicht.
- Zur Endabrechnung werden
nicht nur die Prüfungsnoten,
sondern auch der Jahresfort–
gang herangezogen. Wer also
die ganze 9. Klasse hindurch
sich anstrengt, schafft sich da–
mit ein gutes Polster; denn Prü–
fungsnoten und Jahresfortgang
zählen gleich viel.
Dabei schlagen die Noten in
Deutsch, Mathematik und Eng–
lisch besonders zu Buch. Sie
werden nämlich doppelt ge–
zählt, alle übrigen Fächer nur
einfach. Ergibt sich unterm
Strich zuletzt ein Notendurch–
schnitt von 3,0 und besser,
dann wird das Zeugnis über
den qualifizierenden Haupt–
schulabschluß verliehen.
Was aber passiert mit den
Schülern, die diese Schwelle
nicht erreichen? Antwort: Sie
erhalten den normalen erfolg–
reichen Hauptschulabschluß.
Dennoch war für sie die Teil–
nahme an den Prüfungen nicht
umsonst. Die in den praktisch/
musischen Fächern erzielten
Leistungen werden nämlich im
Zeugnis berücksichtigt - vor–
ausgesetzt, daß sie besser wa–
ren als der Jahresfortgang.
Neu ist auch dies: Wer sich
die Teilnahme an der ganzen
Quali-Konkurrenz nicht zu–
traut, der kann wenigstens in
einem Teilbereich mitmachen,
nämlich in den praktisch/musi–
schen Fächern, die er während
der neunten Klasse besucht.
Verbessert er sich in der Prü–
fung, wird das bei der Zeugnis–
note berücksichtigt.
Wer wegen Krankheit oder
aus einem anderen nicht selbst
verschuldeten Grund die be–
sondere Leistungsfeststellung
für den qualifizierenden Haupt–
schulabschluß nicht mitma–
chen kann, der erhält einen
Termin zum Nachholen.
Um den "Quali" können sich
übrigens nicht nur Hauptschü–
ler bewerben. Auch Gymnasia–
sten, Real- und Wirtschafts-
schüler dürfen teilnehmen.
Voraussetzung: insgesamt min–
destens neun Jahre Schulbe–
such und Aufstieg mindestens
bis zur achten Klasse.
Solche externen Bewerber
sollten sich jedoch möglichst
bis 10. März zur Teilnahme
melden. Den Antrag stellen sie
bei der Hauptschule, in deren
Sprengel sie wohnen. Damit
diese Schüler aus Gymnasien,
Real- und Wirtschaftsschulen
nicht benachteiligt werden, er–
halten sie in dem Prüfungsfach
Arbeitslehre andere Aufgaben
als die Hauptschüler. Außer–
dem zählen bei ihnen die No–
ten aus dem Jahresfortgang
nicht mit. Eingang in das Zeug–
nis finden nur die Ergebnisse
der besonderen Leistungsfest–
stellung.
Trostfür
Pechvögel
Auch ein Trostpflaster für
Pechvögel wurde in die neuen
Bestimmungen aufgenommen:
Alle Prüfungsteilnehmer, die
das Zeugnis über den qualifi–
zierenden Abschluß nicht iluf
Anhieb schaffen, dürfen im
nächsten Jahr wieder antreten.
Sogar mehrfaches Wiederholen
ist möglich.
Wie kam man übrigens dazu,
die Grenznote zwischen be–
standen und nicht bestanden
gerade beim Wert 3,0 anzuset–
zen? Wer hier Behördenwillkür
vermutet, ist auf dem Holzweg.
Tatsächlich fand eine umfang–
reiche Voruntersuchung statt.
Dabei wurden die Zeugnisse
von 9000 bayerischen Haupt–
schülern des Jahrgangs 1980/81
einem Computer eingespeist.
ln immer neuen Modellrech–
nungen und Probeläufen stellte
sich heraus: Der Schwellenwert
von 3,0 gewährleistet, daß der
"Quali" neuer Bauart den glei–
chen Wert behält wie sein Vor–
läufer. Er ist für die Schüler
nicht schwieriger zu erreichen
als bisher. Aber umgekehrt
wurde auch das Prädikat nicht
verwässert. Nach wie vor erhält
den "Quali" nur, wer auch
wirklich Qualitätsarbeit in der
Schule leistet.
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