Der Weiße Ring kümmert sich nicht nur um die Opfer von Verbrechen und Straf–
taten. Er hat auch ein musikalisches Vorbeugeprogramm für Kinder entwickelt.
Diese Schallplatten gibt es kostenlos.
werden diejenigen, die Un–
recht begangen haben, zu
" Stars" oder tragischen Helden .
ln Zeitungen und Zeitschriften
wird um Verständnis geworben
für ihre schlechte Jugend, ihre
Beweggründe, ihre privaten
Schwierigkeiten .
U
m die unschuldigen Op–
fer hingegen, um ihr per–
sönliches Leid oder die
finanzielle Not kümmert
sich in aller Regel niemand .
Diese Seite des Verbrechens
wird aus dem Bewußtsein ver–
drängt,
die
Öffentlichkeit
nimmt sie nicht zur Kenntnis.
Seit es den Weißen Ring gibt,
hat sich daran etwas geändert.
Diese Organisation hilft nicht
nur mit Geld . Die ehrenamtli–
chen Mitglieder stehen auch
mit Rat und Tat, mit menschl i–
cher Anteilnahme den oft völlig
verzweifelten Opfern der Kri–
minalität zur Seite.
Inzwischen haben sich rund
16000 Mitglieder hier zusam–
mengeschlossen - vom Mini–
ster bis zur Hausfrau, vom
Künstler bis zur Rentnerin . Seit
1977 betreute der Weiße Ring
schon viele tausend Opfer von
Verbrechen und Gewalt. Die
stolze Summe von acht Millio–
nen Mark konnte er für sie be–
reitstellen.
Woher kommt das Geld? Da
sind einmal die Mitgliederbei–
träge. Hinzu kommen großzü–
gige Spenden von Industrie und
Wirtschaft. Nicht zuletzt erhält
der Weiße Ring auch Bußgel–
der von Gerichten zugewiesen,
da er als gemeinnütziger Verein
anerkannt ist.
Der Weiße Ring kümmert
sich aber nicht nur um die Op–
fer von Verbrechen. Seit seiner
Gründung hat er immer auch
ein zweites Ziel verfolgt, näm–
lich die Verbrechensvorbeu–
gung und das Verhindern von
Straftaten . Seine Aktivitäten rei–
chen hier von Informationsbro–
schüren über Arbeitsmappen
bis zu Faltblättern .
Das jüngste Kind in dieser
Reihe sind zwei Schallplatten.
Auf ihnen werden Buben und
Mädchen Tips in musikalischer
Form gegeben, wie man Ver–
brechen vorbeugen kann . Das
Lied "Langfinger weg" warnt
zum Beispiel vor Fahrraddie–
ben und zeigt Mittel und Wege,
ihnen das Handwerk zu legen .
Im Song "Streichhölzer" wer–
den die Gefahren des Zündeins
vor Augen geführt. Das Lied
"Der fremde Mann" gibt den
Kleinen den Ratschlag, frem–
den Männern zu mißtrauen, auf
ihre Verlockungen nicht her–
einzufallen . Der vierte Titel
schließlich wendet sich an Ju–
gendliche und behandelt das
Problem der Drogen .
T
ext und Musik des Vor–
beugeprogramms
auf
Schallplatten stammen
von den Los Toros, einer
Polizeiband aus Heilbronn.
Drei Kommissare, ein Werk–
zeugmaeher und ein kaufmän–
nischer Angestellter hatten sich
hierfür zusammengefunden .
Der Weiße Ring bezahlte
nicht nur die Produktion. Er
schickt die beiden Platten auch
kostenlos an alle, die sich dafür
interessieren . Neben Kinder–
gärten und Schulen können
sich diese musikalischen Vor–
beugetips auch Eitern zuschik–
ken lassen. Eine Karte an den
Weißen Ring, 6500 Mainz, Do–
mitianstr. 30, genügt.
B
esonders . beunruhigt
wird die Öffentlichkeit
heute durch Sexualdelik–
te. Selbst wenn die Si–
cherheitskräfte noch so wach–
sam sind, läßt sich dieses Risiko
nicht ganz ausschalten. Folgen–
de Grundregeln sollten Eitern
ihren Kindern daher immer
wieder einschärfen :
e
Wenn du das Haus verläßt,
sage immer oder hinterlaß eine
Notiz, wohin du gehst und
wann du zurückkommst. Wenn
du dich verspätest, rufe deine
Eitern an und sprich den Heim–
weg mit ihnen ab. Nimm dafür
immer Telefongeld mit.
e
Mache ohne Wissen deiner
Eitern keine Besorgungen für
fremde Menschen und geh
auch nicht mit ihnen . Laß nie–
mand in die Wohnung, wenn
du allein zu Hause bist.
e
Steige niemals in ein frem–
des Auto - auch wenn·dich der
Fahrer noch so freundlich ein–
lädt oder dich bittet, ihm den
Weg zu zeigen.
e
Vermeide es, nach Einbruch
der Dunkelheit allein unter–
wegs zu sein. Suche notfalls
einen Bekannten aus deiner
Klasse oder Gruppe, der dich
begleitet.
e
Benütze nur belebte und be–
leuchtete Wege. Auch wenn es
einen Umweg bedeutet: Ver–
meide Parkanlagen, einsame
Wege, Waldstücke und dunkle
Seitengassen.
e
Fahre nie per Anhalter, son–
dern benütze öffentliche Ver–
kehrsmittel oder ein Taxi. Laß
dich notfalls von den Eitern ab–
holen.
e
Hast du den letzten Zug
oder Bus versäumt und kannst
die Eitern nicht verständigen,
dann darfst du auch die Polizei
anrufen . Sie rät und hilft dir.
e
Hast du das Gefühl, es droht
dir Gefahr, versuche auszuwei–
chen
und davonzulaufen .
Scheue dich nicht vor lauten
Hilferufen. Hole Unterstüt–
zung, wenn ein anderes Kind in
Gefahr ist.
e
Wenn dich ein Angreifer in
seine Gewalt bekommt, versu–
che Zeit zu gewinnen . Rede auf
ihn ein, bitte ihn, dich in Ruhe
zu lassen .
e
Hast du etwas Verdächtiges
gesehen oder erlebt, erzähle es
unbedingt deinen Eitern.
An die Adresse der Eitern
richtet sich die dringende Bitte
der Polizei: Scheuen Sie sich
nicht, einen Verdacht zu mel–
den . jeder unterlassene Hin–
weis leistet dem Verbrechen
Vorschub; denn Triebverbre–
cher sind Wiederholungstäter
e
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