K
önig Ludwig
I.
baute keine Mär–
chenschlösser wie sein Enkel Lud–
wig II. Im Gegenteil. Auf dem Bo–
den der Wirklichkeit gründete er
in Bayern einen modernen Schultyp, der
zugesch ni tten war auf die Bedürfnisse
des angehenden lndustriezeitalte rs. Er
hieß "Landwirtschafts- und Gewerbe–
schule", umfaßte drei Jahrgänge und
stand im Zeichen des "Realen". Statt
Latein, Gri ech isch, Hebräisch w urden
Naturwissenschaften, Technik, lebende
Fremdsprachen unterrichtet.
Der Bayernkönig würde staunen,
wenn er wüßte, daß die Schu le, die er
vor rund
150
Jahren ins Leben rief,
nichts von ihrer Aktualität verloren hat;
denn sie entspricht mit ihrer Idee genau
dem, was unsere heutige Realschule
sein will: ein Bildungsweg für begabte
junge Leute, denen der Lehrstoff des
Gymnasiums zu abstrakt oder die . Zeit
bis zum Abitur zu lang ist.
Aber die bayerische Realschule hat
noch andere "Vorfahren": die tradi–
tionsreichen Mädchenschulen mit ihrem
lebensnahen Unterrichtskonzept Hier
machten sich vor allem klösterliche Ge–
meinschaften wie die "Armen Schul–
schwestern" und die "Englischen Fräu–
lein " um das Allgemeinwissen und die
praktischen Fertigkeiten der Bürger–
töchter verdient. Ihrem Beispiel folgten
eini ge Städte mit eigenen Schulgründun–
gen. Die bayerische Realschul e hat also
respektable Ahnen.
in ihrer heutigen Form ist sie aller–
dings ein junges Geschöpf, ein Nach-
kriegskind Jahrgang
·1949
und damit für
eine Schulart gleichsam noch ein Teen–
ager! Denn ihre Lebenszeit läßt sich
noch in Jahrzehnten ausdrücken und
nicht- wie beim Gymnasium - in Jahr–
hunderten. Als der bayerische Staat
1949
grünes Licht für den Aufbau von Real–
schulen gab, ahnte niemand, was er da–
mit für einen Volltreffer landen würde.
66 private und 9 kommunale Mäd–
chenschulen bildeten damals den Grund–
stock für die neue Schulart Auch der
Staat wurde nun zum Schulgründer und
rief in drei Jahrzehnten
197
Realschulen
ins Leben . Zusammen
mit
den
ß1
priva–
ten und 35 kommunalen Schu1en wur–
den sie zum Publikumsliebling in unse–
rem Schulsystem.
Bitte umblättern
Kaufmann:
zum Beispiel
Einzeihandelskaufmann,
Drogist,
Reiseverkehrskaufmann,
Kaufmann im Groß-
und Außenhandel,
Bankkaufmann,
Versicherungskaufmann,
Kaufmann in der Grund-
stücks- und Wohnungs–
wirtschaft,
Speditionskaufmann,
lndustriekaufmann,
Bürokaufmann,
Datenverarbeitungs–
kaufmann,
Werbekaufmann ;
Fremdsprachen–
korrespondent;
Verwaltungsangestellter;
Justlzangestellter;
Rechtsanwaltsgehllfe;
Notargehllfe; ·
Arzthelferin;
Apothekenhelferin;
Beamter des mittleren
nlchttechn. Dienstes:
zum Beispiel
Justizassistent,
Postsekretär,
Bibliothekshaupt–
sekretär,
Amtsinspektor;
Beamter des mittleren
technischen Dienstes:
zum Beispiel
Werkführer,
Werkmeister,
Betriebsinspektor;
Hellhllfsberufe:
zum Beispiel
Diätassistentin,
Krankenschwester,
Kinderkrankenschwester,
Krankenpfleger,
Krankengymnast ;
Hauswlrtschafterln;
Klnderpfleger;
Grafiker.
Farben- und Lacktechnik,
Fleischtechnik,
Galvanotechnik,
Glashüttertechnik,
Holztechnik,
Keramiktechnik,
Landwirtschaft,
Maschinenbau,
Papiertechnik,
H ·uswlrtschaftslelterln;
Kindergärtnerin
(Erzieherin);
Helmerzleher;
Orchestermuslker;
Klrchenmuslker;
Prlvat-Muslklehrer.
Mathematiker (grad.);
Informatiker (grad.);
Betriebswirt (grad.);
Wlrtschaftsing. (grad.);
Rechtspfleger;
Beamter des gehobenen
Dienstes:
zum Beispiel
Technischer Inspektor,
Diplom-Ingenieur:
zum Belspiel für
Architektur,
Bauingenieurwesen,
Brauwesen,
Chemieingenieurwesen,
Elektrotechnik,
Lebensmitteltechnologle,
Maschlnenwesen,
Steintechnik,
Techn. Umweltschutz,
Textiltechnik,
Versorgungstechnik;
Wirtschafterin;
Altenpfleger;
Hellerzlehungspfleger;
Direktrice;
Kerammaler.
Forstoberinspektor,
Regierungsamtmann,
Archivamtsrat,
Oberamtsrat;
Religionspädagoge
(grad.);
Sozialpädagoge (grad.);
Innenarchitekt (grad.);
Designer (grad.).
Vermessungswesen,
Werkstoffwissenschaften;
Diplom-Informatiker;
Diplom-Chemiker;
Diplom-Physiker;
Diplom-Meteorologe;
Diplom-Mathematiker;
Diplom-Wirtschafts.
Ingenieur;
Diplom-Kaufmann;
Dlplom-Volkawlrt;
Dlplom-tlkonom;
Dlplom-Sozlalwlrt;
Lebensmlttelchemlker;
Dlplom·tlkotrophologe
(Ernährungswissen·
schaftler);
Dlplom-Pidagoge;
Dlplom·Sozlelpldagoge;
Lehrer;
Beamter des höheren
Dienstes:
zum Beispiel
Regierungsrat,
Oberlandwirtschaftsrat,
Baudirektor.
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