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Wenn Kinder
von klein auf
am Vorbild der
Großen lernen,
wie man es richtig
machtim
Straßenverkehr,
ist viel für
ihre Sicherheit
auf dem Schul–
weg getan.
Fortsetzung von Seite 3
einer begonnenen Sache, et–
wa einem Spiel, zu verwei–
len, sich nicht ständig ande–
rem zuzuwenden, sich nicht
ablenken zu lassen . Es sollte
auch bestimmte Formen wie
Kugel, Ei, Würfel, Viereck
usw. schnell und sicher erfas–
sen können, es sollte einfa–
che logische Bestimmungen
und Kombinationen entdek–
ken oder herstellen und auch
eine gewisse Fingerfertigkeit
besitzen, wie man sie beim
Halten eines Bleistifts braucht.
Ein Schulanfänger sollte
sich nicht nur mit Gleichaltri–
gen und nicht nur mit der
Gebärdensprache,
sondern
auch mit Erwachsenen und in
vernünftiger Sprache unter–
halten ·können. Er sollte mit
den Dingen des Alltags ver–
traut
se~n
und ihre Namen
kennen (Messer, Papier, Leim,
Schere usw.). Ein " schulreifes"
Kind sollte auch seir)e Er–
lebnisse einigermaßen zu–
sammenhängend
erzählen
können. Je mehr Wörter es
kennt und aktiv anwendet,
desto besser. Schwierigkei–
ten beim zusammenhängend–
flüssigen Sprechen sind für
Schulanfänger ein Hindernis.
Der Schulanfänger sollte al–
so geistig wach sein, aufmerk–
sam-anteilnehmend die Vor–
gänge und Ereignisse in sei–
ner Umwelt beobachten . Er
sollte auch kleine häusliche
Arbeitsaufträge, die seinem
Alter gemäß sind, ohne Um–
schweife und zügig bis zum
Ende durchführen können.
Besonders wichtig ist: Das
angehende Schulkind sollte
sich in einer Gemeinschaft
und von der Anwesenheit
Gleichaltriger nicht belästigt
oder gar bedroht fühlen .
Selbstverständlich muß der
Abc-Schütze auch körperlich
gesund sein, normal sehen
und hören können.
Dieser Katalog umfaßt, al –
les in allem, eine Menge Vor–
aussetzungen für einen Sechs–
jährigen . Da sich manche Kin –
der schneller, andere langsa–
mer entwickeln, ist es nicht
immer leicht, den richtigen
Zeitpunkt für die Einschulung
zu finden. Wird das Kind zu
spät eingeschult, ist es unter–
fordert, la.ngwei lt sich, schal –
tet ab, wird unkonzentriert
und glaubt, daß sich der Er–
folg auch später gleichsam
von selbst einstellt. Noch
schlimmer wirkt es sich au s,
wenn das Kind zu früh ein–
geschult wird. Die Schäden
aus der dann unvermeidli–
chen Überforderung sind spä–
ter kaum mehr gutzumachen.
Aus diesen Gründen ver–
suchen Schulleiter und Erst–
klaßlehrer, sich schon bei der
Einschreibung ein Urteil über
die Schulreife des Kindes zu
bilden . ln Zweifelsfällen hel–
fen ihnen dabei geschick t
aufgebaute
Schulreifetests.
Besondere Vorsicht ist stets
geboten, wenn ein Kind vor–
zeitig, also schon im Alter
von fünf Jahren ein geschul t
werden soll. Der Ehrgeiz, die
ve rmutete hohe Intelligenz
eines Kindes mit dem frühen
Schulbesuch gleichsam amt–
lich bestätigen und öffentlich
beweisen zu wollen, ist ein
schlechter Ratgeber. Verständ–
lichere Motive sind da schon
Freundschaften des eigenen
Kindes mit älteren Nachbars–
kindern, die eingeschult wer–
den. Auch der Wunsch der
Mutter, mit Hilfe der vorfri–
stigen Einschulung schneller
in die Berufstätigkeit zurück–
kehren zu können, spielt oft
eine Rolle.
So verständlich diese Mo–
tive sein mögen, sie dürfen
nie den Ausschlag geben .
f ntscheiden müssen stets die
objektiven Befunde. Die El–
<ern können und dürfen sich
hier nur auf das begründete
Urtei
I
der Berufspädagogen
ve rlassen . Das bedeutet aber
nicht, daß die Eitern nun
überhaupt die Hände in den
Schoß legen sollen. Bis zum
September bleibt ihnen ge–
nügend Zeit, aktiv zu werden
und ihren angehenden Abc–
Schützen sinnvolle Starthilfe
zu geben.
Hierher gehört vor allem
die Erziehung zur Selbstän–
digkeit. Sie ist eine der wich–
tigsten Aufgaben elterlicher
Liebe und gleichzeitig die
beste Vorbereitung für die
Schule. Der Erstklaßlehrer
wäre hoffnungslos überfor–
dert, müßte er den Schulneu–
ling etwa zur Toilette beglei–
ten, ihm die Schuhe binden
und beim Aus- und Anzie–
hen helfen. Hier hat die Hilfe
der Eitern ein weites und
dankbares Übungsfeld. Denn
welches Kind ist schon gerne
das " Klassenbaby " ?
Ein überbehütetes Kind,
dem die Eitern alles abneh–
men und jeden Handgriff er–
leichtern, neigt zur Bequem-
lichkeit und Kontaktscheue.
Jedes normal entwickelte
Kind strebt danach, mit den
kleinen Hindernissen und
Schwierigkeiten seines Le–
bens, z. B. der Tücke von
Schuhbändern, selbst fertigzu–
werden, statt wie ein Küken
auch im Schulalter noch "be–
gluckt"'zu werden.
Eine gute Vorbereitung ist
auch die Gewöhnung an die
Spielregeln und Grenzen im
Umgang mit anderen Men–
schen. Wer si e kennt und
beachtet, dem kommen die
unvermeidlichen Gebote und
Verbote der Schulorganisa–
tion nicht mehr völlig aus
heiterem Himmel. Beim Auf–
räumen von Spielsachen,
beim Verstauen seiner
Bi'~r
bücher lernt das Kind _
~n
lange vor dem ersten Schul–
tag, Ordnung, im Schulranzen
und am Arbeitsplatz zu hal–
ten. Kinder, die gelernt ha–
ben, in äußerlichen Dingen
Regelmaß und Ordnung zu
beachten, tun sich erfahrungs–
gemäß auch leichter mit dem
geordneten Denken, dem sy–
stematischen Lernen und
konsequenten Abwickeln ih–
rer schulischen Aufgaben.
Als dritte wichtige Tugend
sollte ein Kind schon im Vor–
schulalter den Kontakt mit
Gleichaltrigen lernen. Bei die–
sem "sozialen Training" übt
es, Rücksicht auf andere zu
nehmen, nicht ständig da–
zwischenzureden, im Spiel
auch mal verlieren zu kön–
nen, anderen zuzuhören, sie
in ihrer Eigenart zu erkc•
~n
und anzuerkennen. Vor a.,em
aber lernen Kinder dabei
auch, sich selbst nicht unent–
wegt als Mittelpunkt fühlen
Ein krankes
Kind kann
dem Unterricht
nicht folgen.
Deshalb:
Den Arzt
aufsuchen,
wenn es
Anzeichen für
Gesundheits–
störungen
gibt.