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Einsichten und Perspektiven Themenheft 1 | 16

Hitlers

Mein Kampf

– Perspektiven für die historisch-politische Bildungsarbeit

Uri Chanoch:

Mein Kampf

wird den Judenhass weltweit schüren

„Mein Kampf“ wird bereits seit Jahren in unzähligen Abhandlungen, historischen, biografischen und litera-

rischen Werken ad nauseam durchgekaut, so dass der Vorwand der Initiatoren der Neuausgabe, diese zwecks

„Übermittlung an die kommenden Generationen, um das zu vermeiden, was damals geschah“ herauszugeben,

nicht akzeptabel ist.

Das größte und meiste Interesse wird dem Kapitel „Volk und Rasse“ gelten. Und das ist der wahre Zweck

der Neuausgabe: Die erneute Verbreitung dieses Kapitels.

Es ist in klarem pseudo-wissenschaftlichen Stil verfasst, enthält die vollständige Rassentheorie Adolf Hit-

lers und zeigt seinen alles umfassenden, grenzenlosen Judenhass. Für viele in Europa und Amerika sind seine

Worte heute genau so aktuell wie seinerzeit. Die gegen Juden und das Judentum gerichteten Anschuldigungen

beruhen auf Talmud-Auszügen, die trotz leichter Fälschungen auf den durchschnittlichen Leser überzeugend

wirken – und daher umso gefährlicher sind.

Es gibt heute in Deutschland kaum einen Stammtisch, an dem es nicht immer wieder heißt: „Ja, der Hitler,

der hatte schon in vielem Recht…“

Da wird gegen „Rassismus“ gepoltert, doch man ruft den Führer absichtlich wieder ins Leben. Deswegen

muss die Neuerscheinung von „Mein Kampf“ unbedingt verhindert werden.

Ausschnitt aus Cicero online:

http://www.cicero.de/berliner-republik/mein-kampf-wird-den-judenhass-weltweit-schueren/52360

Methodische Anregungen:

Vor dem Auslaufen des Urheberschutzes kam es zu einer öffentlichen Diskussion, ob Hitlers

Mein Kampf

überhaupt

publiziert werden sollte. Zwar haben sich inzwischen die Voraussetzungen dieser Auseinandersetzung verändert, doch

sind die Argumente bedenkenswert, weshalb zwei Positionen exemplarisch gegenübergestellt werden: ein Plädoyer für

und eines gegen die Veröffentlichung. Diese Texte können ein Diskussionsanlass für die grundsätzliche Frage sein, wie

mit Hitlers Hetzschrift umzugehen ist.

Leitfragen:

Welche Position vertritt Philipp Blom und wie begründet er sie?

Welche Position vertritt Uri Chanoch und wie begründet er sie?

Wie soll mit Hitlers

Mein Kampf

heute umgegangen werden? Soll das Buch frei verkauft werden können oder ist ein

Verbot notwendig?

Besteht heute die Gefahr, dass Jugendliche durch die Lektüre zu Rechtsradikalen werden?

Kurzbiografie:

Uri Chanoch, 1928 in Kovno in Litauen geboren, wurde im August 1941 mit seiner Familie zunächst in das dortige

Ghetto verschleppt und im Juli 1944 nach Deutschland deportiert. Uri Chanoch verrichtete in Kaufering Zwangs-

arbeit in der sogenannten „Hölle von Moll“, wo er zusammen mit Tausenden anderer Zwangsarbeiter Bunker für die

Rüstungsindustrie errichtete. Im April 1945 wurde er nach Dachau gebracht und am 29. April 1945 von den anrü-

ckenden US-Truppen befreit. Sein Bruder überlebte, während seine Eltern und seine jüngere Schwester von den Nazis

ermordet wurden. Chanoch emigrierte 1946 nach Israel und setzte sich bis zu seinem Tod am 2. September 2015 für

das Gedenken an die Shoa ein.