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Neue Publikationen und Projekte der Landeszentrale

Einsichten und Perspektiven 2 | 17

Leseempfehlung

Dina Dor-Kasten: Versteckt unter der Erde. Die Überlebensgeschichte der

Familie Kasten, Berlin 2016 (Metropol Verlag)

von Tom Biermann

„Alles, was ich von euch empfangen habe, habe ich bewahrt;

wir alle werden es bewahren und uns erinnern. Ihr seid für

uns Vorbild und gebt uns Mut. Euer Kampf ums Leben ist eine

Kraftquelle für unsere Kinder und Enkel und die kommenden

Generationen.“

(Dina Dor-Kasten)

Dina Dor-Kasten wurde 1940 in Bukaczowce (heute

Ukraine) geboren und uberlebte die Shoah unter unvor-

stellbaren Umständen; davon erzählt sie in „Versteckt

unter der Erde“ auf der Grundlage vieler Geschichten ihrer

Mutter Lina-Liba. Das in einer Art Tagebuchstil verfasste

Buch fuhrt den Leser zuruck in die Schreckensherrschaft

des „Dritten Reiches“. Nachdem die Familie Kasten – die

Eltern Jossel und Lina-Liba ihren beiden Kindern Schmu-

lik und Dina – aus ihrem Heimatdorf Bukaczowe in

der Ukraine in das 30 Kilometer entfernte Ghetto Rha-

tyn deportiert wurde, gelingt ihnen im März 1942 die

Flucht in den Witan-Wald nahe ihrem Heimatort. Dort

uberleben sie – gleichsam in der Wildnis – uber zwei Jahre

unter kaum vorstellbaren widrigen Bedingungen, geplagt

von Hunger und Krankheiten in einem eigens gegrabe-

nen Erdloch, vor der willkurlichen Ermordung durch die

Nationalsozialisten. Jeder Tag fordert das Schicksal der

Familie aufs Neue heraus, besonders im Winter scheint

das Überleben nahezu unmöglich. Das Leben im Versteck

im Wald wird von Dunkelheit, Kälte, plagenden Hunger,

quälenden hygienischen Bedingungen und einer unge-

heuren Stille bestimmt. Zudem stehen sie fortlaufend in

Gefahr, von Nazis entdeckt oder von ukrainischen Kol-

laborateuren verraten zu werden. Dennoch schafft es die

Familie, auch mit der Hilfe einer befreundeten Polin,

zu uberleben. Mehr noch, die Geburt der Tochter Tonia

während dieser Zeit weckt neue Hoffnung und lässt

die Familie Kasten neuen Mut schöpfen. 1944 wird die

Region durch die Sowjetarmee befreit. Die Familie kann

sich wieder frei bewegen, hat ihr Zuhause jedoch verloren.

Schließlich entschließt sich die Familie zur Auswanderung

nach Israel. Über das DP-Lager Wegscheid /Linz in Öster-

reich gelingt ihnen 1948 die Reise nach Israel.

„Versteck unter der Erde“ ist gegen das Vergessen geschrie-

ben und neben ihrer Familie auch all den ermordeten Ver-

wandten gewidmet.