Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 4/13) - page 280

18 Unter dem ökologischen Fußabdruck wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard
eines Menschen unter Fortführung heutiger Produktionsbedingungen dauerhaft zu ermöglichen. Der ökologische Fußabdruck in Deutsch-
land liegt im Durchschnitt bei 4,6 ha/Person. Im Vergleich dazu: In Indien liegt er bei 0,6 ha, in Brasilien bei 2,9 ha.
nerhalb solcher Gemeinschaften auseinandergesetzt. Öko-
dörfer sind vor dem Erbe der Kommunen der 1960er Jahre
und 1970er Jahre zu verstehen und haben vor ca. 20 Jahren
nach demKlimagipfel in Rio 1992 einen Boom erfahren. Ei-
ne genaue Definition gibt es – zum Leidwesen der Wissen-
schaftler, die sich verstärkt mit dem Thema beschäftigen –
noch nicht. „Was ein Ökodorf ist und wie es sich definiert,
hängt stark von der Gemeinschaft ab. Ökodörfer zeichnen
sich vor allem dadurch aus, dass sie versuchen, die drei
Hauptaspekte von Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie
und Soziales – zu vereinen und eine lebensfähige Kultur zu
entwickeln. Wir können von dem Versuch gelebter Nach-
haltigkeit oder einer ‚Kultur der Nachhaltigkeit‘ sprechen“,
erklärt Dr. Andreas. Gemeinschaften, innerhalb derer sich
Menschen freiwillig zusammenschließen, ummehr nach ih-
ren Vorstellungen und Idealen zu leben, werden „intentio-
nale Gemeinschaften“ genannt. Die meisten Ökodörfer
sind eine Form intentionaler Gemeinschaft, bei der der Um-
weltschutzaspekt im Vordergrund steht. Welches Ziel sie
genau verfolgen, hängt aber von ihnen selbst ab. Manchmal
wollen die Bewohner konsequent nach ihrem Idealismus le-
Realizing Utopia
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ben, manchmal geht es um mehr Gemeinschaft, manchmal
handelt es sich eher um Beispielprojekte.
Wie kann das Leben in so einem Ökodorf dann
aussehen? Das „Öko“ im Ökodorf scheint nicht das Pro-
blem zu sein. Im Ökodorf Sieben Linden in der Nähe von
Wolfsburg wird größtenteils vegetarisch gegessen, eigenes
Gemüse angepflanzt, selten das Auto genutzt und in selbst
gebauten Lehmhäusern gewohnt. So lagen sie bei einer
Studie aus dem Jahr 2004 bei etwa
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/
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des bundesdeutschen
ökologischen Fußabdruckdurchschnitts.
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Aber wie Dr.
Andreas erklärt, ist „das eigentlich Spannende hier der so-
ziale Aspekt. Soziale Nachhaltigkeit ist schwierig. Wie lebe
ich in so einer Gemeinschaft zusammen, in der alle das glei-
che Entscheidungsgewicht haben?Wie bildet sich Konsens?
Wenn wir einen anderen Umgang wollen, eine andere Kul-
tur, dann muss man sich anders miteinander arrangieren.
Man lernt, Kompromisse zu schließen und mit den einzel-
nen Mitgliedern in der Gemeinschaft umzugehen. Hier
können wir Städter vieles lernen, womit wir uns vielleicht
noch nicht so sehr beschäftigt haben.“
Kinder im „DIES“ mit selbst geerntetem Obst und Gemüse an einem Projekttag der Naturwert-Stiftung
Foto: privat
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