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aviso 1 | 2014
DER ZAHN DER ZEIT
Colloquium
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Zeiten, die auf der Kippe stehen
Anderes, Informativeres sagt uns das ehrwürdige Grimmsche
Wörterbuch beim Stichwort »Übergang«. Das Dazwischen, so
liest man dort, ist »ein Zugegensein, das eine Scheidung oder
Unterbrechung bewirkt, im Raum und in der Zeit«. Bei den
vielen, schönen Beispielen, die dort aufgeführt sind, findet
man Interessantes und Informativeres zu dem, was da alles
unterschieden wird. Die dort zitierten Beispiele sind Zeugnis
und Beweis einer ehemals lebendigen, reichen und bunten
Vielfalt des Dazwischen:
»Die Häuser stoszen
nicht aneinander, ein Garten liegt dazwischen,
ein Bach flieszt dazwischen. Um die Kupferstiche zu schonen,
legt man Seidenpapier dazwischen. ... Das Gedränge war
grosz, man konnte nicht dazwischen durch. Der Vater stand
rechts, der Sohn links, die Mutter dazwischen. ... Als er die
Streitenden erblickte, warf er sich dazwischen. Dazwischen
war eine lange Zeit verflossen. Sie arbeiteten, aber sie ruh-
ten oft dazwischen. Die Nacht kam dazwischen. Einen Tag
dazwischen einschalten, einschieben. Eine Woche lag
dazwischen«.
Das Leben kennt mehr
unterschi edl i che Zwischenze i ten
als der Regenbogen Farben.
links
Kinder tun sich oft leichter als
Erwachsene, Wartezeiten kreativ zu nützen.
Foto: Traudel Clemens
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