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aviso 1 | 2014
DER ZAHN DER ZEIT
bayerns verborgene schätze
Der Siebdruck, die Dose und die Stars
Andy Warhol und die Pop (up) Art
Text:
Anke Schlecht
Zwischen zwei Buchdeckeln
können sich neben einer Unmenge
an verschiedener Information und leichter Unterhaltung auch umfang-
reiche, fantasievoll gestaltete Welten verbergen, die sich nach und nach
beim Blättern entfalten.
Wie kürzlich im Münchner Museum Brandhorst in der Ausstellung
»Reading Andy Warhol« zu sehen war, nutzte auch der Superstar der
Pop Art das Medium Buch mehrfach, er schuf Titelbilder, Illustratio-
nen, aber auch Bücher, die fast schon Multimedia-Objekte sind. Als
anschauliches Beispiel dieser überaus kreativen Beschäftigung mit
dem Buch sei hier »Andy Warhol’s Index (Book)« vorgestellt, in dem
sich gleichsam der ganze Kosmos des Künstlers, inklusive der ikonisch
überhöhten Suppendosen, im wahrsten Sinne des Wortes »entfaltet«.
Das »Andy Warhol’s
Index (Book)« ist ein Sammelsurium aus
(aber-)witzigen Faltobjekten, wie etwa einer leuchtend roten Ziehhar-
monika, die beimAusfalten einer Seite aufspringt, einem Papierflugzeug
zwischen einer Doppelseite, welche die Arbeit inWarhols Studio, der so
genannten Factory, dokumentiert, oder der auf einer Feder montierten
Scheibe mit Kritikerzitaten zuWarhols Film »The Chelsea Girls«. Dazu
kommen Texte, die hauptsächlich auf Tonbandaufnahmen zurückge-
hen (wie z. B. ein absurdes – mit einem deutschen Journalisten geführ-
tes und daher in Frakturschrift gesetztes – Interview, in dem Warhol
nur sporadisch antwortet: »Yeah.« – »I haven’t thought about it yet.« –
»I told you, I don’t say much.«). Zum Großteil besteht das Buch aber
aus stark kontrastreichen und damit verfremdenden Schwarz-Weiß-
diese Doppelseite
Andy Warhol’s Index (Book), Seitenansichten.
Fotos: Institut für moderne Kunst Nürnberg
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