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Umgang mit Flüchtlingskindern in der ersten Woche ihres Schulbesuchs

Es ist zu klären, ob die Schülerin oder der Schüler

alphabetisiert

ist. Oftmals werden

die lateinischen Buchstaben nicht beherrscht. Handelt es sich um einen Besuch in der

Grundschule, eignet sich eine genaue Absprache mit den

Lehrkräften der Jahrgangs-

stufe 1

, wann die einzelnen Buchstaben eingeführt werden. In diesen Stunden (nur in

diesen!) können die

Sprachanfänger

in die Jahrgangsstufe 1 wechseln und so die Schrift-

sprache erlernen.

Nach Möglichkeit führt die Klassenlehrkraft (Deutsch- und Mathematiklehrkraft), even-

tuell auch die Förderlehrkraft, eine

Lernstandsdiagnose

durch. Diese kann auch auf der

Beobachtung und Beschäftigung mit der Schülerin/dem Schüler in den ersten Tagen

basieren. (Wichtige Fragen: Hat die Schülerin/der Schüler eine Schule besucht, wenn ja,

wie lange, wo? Gibt es größere Lücken? Ist die Schülerin/der Schüler lateinisch alphabe-

tisiert? Ist die Schülerin/der Schüler überhaupt alphabetisiert?)

Im Unterricht werden geeignete

Medien

(z. B. Bild-, Wortkarten, digitale Medien) einge-

setzt.

Das Anlegen eines

„Sprachtagebuches“

kann für alle am Lernprozess Beteiligten von

Vorteil sein, da hier die Wortschatzerweiterung visuell gut festgehalten werden kann.

Einfache Begrüßungs- und Abschiedsformeln, ebenso kurze Sätze zur Vorstellung der ei-

genen Person, aber auch sprachliche Inhalte wie „Schulsachen“, „Körper“, „Kleidung“,

„Obst und Gemüse“, „Tiere“ usw. werden in dieses „Arbeitsheft“ als

Bildmaterialien

geklebt und beschriftet. Die Beschriftung in deutscher Sprache erfolgt durch die Schüle-

rin/den Schüler selbst oder die Lehrkraft, die Beschriftung in der Muttersprache kann die

Schülerin/der Schüler oder ein Elternteil vornehmen.

Diese Vorgehensweise dient zum einen der Wertschätzung der Muttersprache und er-

leichtert zum anderen das Erlernen der deutschen Sprache (Übersetzung visualisiert). Ein

weiterer Vorteil besteht darin, dass die Eltern den Spracherwerbsprozess mitverfolgen

und das Kind darin unterstützen, gleichzeitig aber auch selbst die deutsche Sprache

(zumindest den Wortschatz) mit dem Kind gemeinsam erwerben können.

Arbeit mit

Bildwörterbüchern

(viele Sprechanlässe, dialogisches Lesen als Methode,

s. Literaturtipps)

Schülerpatinnen und -paten unterstützen die neue Schülerin oder den neuen Schüler in

den ersten Tagen.

Differenzierte Aufgaben

sind in der Regel unumgänglich, aber auch

gemeinsames Bearbeiten von Aufgaben in

Partnerarbeit

bietet Möglichkeiten zur Mitar-

beit und stärkt den Zusammenhalt.

Einfache

Phrasen

werden gut

sicht- und lesbar

im Klassenzimmer angebracht (mit Bild-

unterstützung) – z. B. Begrüßungsformeln, einfache Sätze und Fragen (z. B. „Ich habe

das nicht verstanden.“ „Kann ich zur Toilette gehen?“)

Die neue Schülerin oder der neue Schüler werden von Anfang an in den

Unterrichts-

verlauf eingebunden

(eventuell Sätze vorsprechen, wiederholen lassen

Gefühl für

Sprachmelodie entwickeln).

In

Wochenplan- oder Freiarbeitsphasen

kann die Lehrkraft sich

individuell

mit der neuen

Schülerin/dem neuen Schüler beschäftigen (Kennenlernen, Vertrauensaufbau).

Als Ausgangspunkt für

Wortschatzarbeit

in Themenfeldern können beispielsweise

Szenen aus Mr.-Bean-Filmen sehr motivierend sein (z. B. Freizeit, Weihnachten, etc.).

• Positiver

Umgang mit

Fehlern

Ideen für die sprachliche

Weiterarbeit

:

ÿ

 Erkundung der neuen Umgebung, verknüpft mit Wortschatzarbeit

 Besuch kultureller Einrichtungen

ÿ

 Einüben kurzer Sätze mit Piktogrammen aus verschiedenen geeigneten Themenfeldern

ÿ

 Erstellen von Themenclustern als Grundlage für kurze Alltagsszenen (Rollenspiel)

Unterricht