ln
Mittenwald
hingt der Himmel
voller Geigen.
Die Plätze an der
weltbekannten
Spezialschule
sind begehrt
und rar.
Korbflechter sind heute gesuchte Spe–
zialisten in Industrie und Handwerk, im
Möbel- und Modellbau, in der Innen–
architektur und als Beschäftigungsthera–
peuten in Kliniken und Heimen, bei
Hobby- und Freizeitkursen.
••
Berge von Skizzenpapier, Zeichen–
gerät, Farbstifte, Winkel und Beschläge:
Zehn Buben und acht Mädchen zwi–
schen 15 und 20 Jahren sind mit Feuer–
eifer bei der Sache. Kein Wunder, denn
sie entwerfen gerade ihre eigene Zim–
mereinrichtung. Duft von Zirbelholz
und Lack durchzieht das Haus ...
Ein Blick in die 1. Klasse einer Berufs–
fachschule für Schreiner. Zwei davon
gibt es in Bayern: eine in Garmisch–
Partenkirchen, eine in München. Nicht
nur in den Handwerkerbetrieben kann
man sich zum Schreinergesellen ausbil–
den lassen, sondern auch in diesen bei–
den Spezialschulen.
Immer mehr Menschen schätzen heu-
Theorie
und Praxis ln
Idealer Mischung -
das ist der Vorteil
einer Handwerks-
ausbildung in
den Berufsfach–
sc:hulen.
te handwerklich vollkommene, künst–
lerische Einrichtungen - ein Grund, daß
der Schreinerberuf wieder attraktiv ge–
worden ist. Die Berufsfachschulen ma–
chen den Nachwuchs mit Formgestal–
tung, Innenarchitektur und Modellbau
vertraut. Leicht kommen die Absolven–
ten in der Wirtschaft und in Handwerks–
betrieben unter. ln Garmisch-Partenkir–
chen wurde neuerdings eine Oberstufe
für Raumgestalter und für Betriebsfüh–
rung eingerichtet - eine Spezialausbil–
dung mit besonders guten Aussichten.
*
Vater Gunawan besitzt ein großes
Sägewerk in Djakarta, lndonesien. Sein
Sohn john soll es einmal leiten. Darum
schickt er ihn nach Rosenheim. Semih
Saracik aus lstanbul bekommt den
Chefsessel einer Holzfabrik in der Tür–
kei angeboten. Voraussetzung : Ausbil–
dung in Rosenheim. Marcelo Goutier–
rez, Holzfachmann aus Bolivien, will
mehr wissen und können. Sein Ent–
schluß: auf nach Rosenheim.
Die Schüler kommen tatsächlich aus
aller Weit. Die Beispiele oben sind nicht
erfunden. Sie sind typisch für eine baye–
rische Spezialität: für die staatliche
Holztechnikerschule in Rosenheim.
Von den sechs Schulen dieser Art,
die es in der Bundesrepublik gibt, ist
die Rosenheimer die bekannteste. Sie
hat über 200 Schüler. Jeder sechste
Schüler ist Ausländer. Die Fachschule
.. in Rosenheim bildet in zwei Jahren
Techniker für die industrielle Holzver–
arbeitung aus, für Fenster-, Türen- und
Möbelfabrikation. Voraussetzung für
Bewerber: · abgeschlossene Berufsausbil–
dung und zwei Jahre Praxis.
Das riesige Einsatzfeld des fertigen
Holztechnikers: Kisten- und Parkett–
fabrikation, Fertighausbau, Furnier-,
Sperrholz- und Spanplattenherstellung,
Möbel- und Fassadenbau, Lack- und
lmprägniermittelindustrie, Maschinen–
und Werkzeugfertigung, Einsatz als La–
bortechniker, bei Planungs- und Bera–
tungsfirmen und nicht zuletzt bei Be-'
hörden. Fertige Holztechniker haben
Anfangsgehälter von 1500 bis 2000 DM
- so viel wie ein junger Ingenieur. über
300 000 Beschäftigte hat die deutsche
Holzindustrie - pro Jahr braucht sie 300
bis 400 Holztechniker als Führungs–
kräfte. Daher: Im Holz steckt Zukunft.
Bayerns Schulen für
Holzfachleute
Wer bewirbt sich ?
Die Berufsfachschulen stehen Volks–
schülern, Gymnasiasten und Real schü–
lern nach Abschluß der 9. Klasse offen.
Die Technikerschule in Rosenheim
setzt abgeschlossene Lehre und zwei
Praxis-Jahre voraus.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Berufsfachschulen führen in
3 Jahren zur Gesellenprüfung (Schüler
mit "Mittlerer Reife" schon in
2.YzJahren). ln Rosenheim dauert die Aus–
bildung 2 Jahre; sie endet mit der
staatl. Technikerprüfung. Ausbildungs–
förderung oder Arbeitsförderung kön–
nen gewährt werden -aber kein Lehr·
lingsentgelt.
Wie kommt man weiter?
Abgesehen von der Meisterausbil–
dung steht für Absolventen der Be–
rufsfachschulen auch das Studium an
der Kunstakademie offen, wo ·sie sich
z. B. zum gewerblichen Fachlehrer aus–
bilden lassen. Andere gehen nach Ro–
senheim und werden Holztechniker.
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