den ausländischen Assistenten für die
Schüler der Ernstfall ein. Denn sie wer–
den quasi ins kalte Wasser geworfen
und müssen wohl oder übel schwim–
men, um nicht unterzugehen. Oder,
wie es Oberstudienrat Markus Engho–
fer, Englischlehrer am Gymnasium im
niederbayerischen Eggenfelden, for–
muliert: „Wenn unser amerikanischer
Assistent Terry Young–
blood in den sechsten
Klassen Teile des Unter–
richts übernimmt, verste–
hen die Schüler natürlich
nicht alle Einzelheiten .
Aber - sie lernen zu–
zuhören und nicht auszu–
steigen . Das ist eine früh–
zeitige Vorbereitung auf
die Alltagssituation in der
Fremdsprache, wo man ja
auch nicht alle Ausdrücke
versteht, aber das Ge–
spräch trotzdem weiter–
gehen soll."
Aber nicht nur die kom–
munikative Kompetenz der
Schüler wird durch die
Fremdsprachenassistenten
trainiert. Es liegt auf der
Hand, dass die ausländi–
schen Studenten die Kul–
tur ihres Heimatlandes oft
besonders
anschaulich
und aktuell vermitteln kön–
nen. Ob Terry Young-
ctchen
car pool
(Fahrgemeinschaft) gelernt
hat. Der
assistant teacher
aus den
USA und seine Kolleginnen und Kolle–
gen an den anderen Schulen sind dar–
über hinaus auch für Debatten zu ak–
tuellen politischen Themen im Leis–
tungskurs, für die Interpretation von
Chansons und sogar für Flamenco–
Tänze gut. Ein weiterer positiver Effekt
liegt für die einheimischen Fachlehrer
darin, dass ihnen mit den Fremdspra–
chenassistenten ein „lebendes Nach–
schlagewerk" zur Verfügung steht, das
sie in Zweifelsfällen oder für zusätz–
liche Informationen zu Rate ziehen
können.
Der Einsatz eines Fremdsprachen–
assistenten im Unterricht will freilich
von den Fachlehrern gut geplant sein .
Um den Schülern etwa Grammatikre–
geln zu erklären, kommen die Fremd–
sprachenassistenten eher nicht in Be–
tracht, haben sie selbst doch ihre Mut–
tersprache unbewusst gelernt. Und da
die ausländischen Assistenten keine
Noten geben dürfen, in der Regel kei–
ne didaktische oder pädagogische Vor–
bildung haben und meist noch sehr
jung sind, eignen sie sich keinesfalls
als „Ersatzlehrer", selbst
wenn viele von ihnen im
laufe der Zeit sich eine
gewisse Unterrichtsrouti–
ne aneignen. Zwar wird
im
Auswahlverfahren
auch auf die Schultaug-
erster Hand
blood mit den Eggenfeldener Real–
schülern American Football theore–
tisch und praktisch trainiert, ob er mit
den Gymnasiasten die lndianerstäm–
me Nordamerikas behandelt und sie
über seine eigene Abstammung spe–
kulieren lässt, es ist, meint der 12-
jährige Franzi, „einfach ziemlich
spannend, weil Mr. Youngblood alles
so speziell weiß." Und seine Klassen–
kameradin Barbara ist stolz, dass sie
einen so besonderen Ausdruck wie
lichkeit der künftigen Assistenten ge–
achtet. Doch gerade in der Anfangs–
zeit kommt es sehr auf eine gute
menschliche und fachliche Betreuung
durch die Lehrer vor Ort an, damit die
Fremdsprachenassistenten in der neu–
en Umgebung Fuß fassen und frucht–
bar wirken können.
Der Wermutstropfen bei den Fremd–
sprachenassistenten: ihre geringe Zahl
im Verhältnis zur großen Nachfrage.
„Wir verwalten den Mangel," bekennt
Ministerialrat Dr. Herbert Schmidt, zu–
ständiger Referent im Kultusministeri–
um. Vor allem in den englischsprachi–
gen Ländern bewerben sich immer
weniger Germanistikstudenten als
as–
sistant teacher,
da sie nicht mehr wie
früher zu einem Auslandsjahr ver–
pflichtet sind. Ohnehin ist die Zahl der
Ausländer, die Deutsch studieren, we–
sentlich geringer als die der Deut–
schen, die Französisch oder Englisch
lernen. Um dennoch möglichst viele
Schulen in den Genuss eines
native
speaker
kommen zu lassen, wird je–
der Fremdsprachenassistent mindes–
tens zwei Schulen zugewiesen. Das
bedeutet aber: erschwerte Integration
ins Lehrerkollegium und geringerer
Kontakt zu den einzelnen Klassen .
„Wir hätten methodisch und didak–
tisch noch viel mehr machen können,
wenn Terry Youngblood nicht nur alle
zwei Wochen in eine Klasse käme",
Terry Youngblood, amerikanischer
Fremdsprachenassistent in Eggenfelden,
erklärt den Realschülem die
Grundregeln des American Football.
meint Englischlehrerin Christine Keim
von der Realschule Eggenfelden be–
dauernd. Doch nach der derzeitigen
Lage der Dinge bleibt ein verstärkter
Einsatz von Fremdsprachenassistenten
an bayerischen Schulen leider ein
schöner Traum.
*Übersetzung:
Wer will die Beignets probieren, die
ich mitgebracht habe? Das ist eine
Spezialität aus meiner Heimat. Es gibt
nicht viele, die sie kennen.
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