Kinder hier individueller ge–
fördert werden.
Warum aber findet man
sich dann trotzdem zu–
nächst so schwer mit der Si–
tuation ab? Die Antwort auf
diese Frage fällt für die El–
tern recht eindeutig aus -
es geht um die fehlende ge–
sellschaftliche Akzeptanz ei–
ner wie immer gearteten Be–
hinderung. „Zu mir haben
meine Bekannten gesagt",
so Maria Frankl aus Frei-
gegen
urteile
sing, „ob ich es nicht ver–
meiden könnte, das Kind in
eine Förderschule zu stek–
ken. Lieber sollten wir es
doch mit der Grundschule
versuchen, auch wenn es da
nicht so recht mitkommt."
Man spürt die Bitterkeit, die
aus solchen Worten spricht.
Die Reaktion darauf ist nicht
selten, daß man es künftig
vermeidet, im Freundes- oder
Bekanntenkreis über das The–
ma 'Schule' zu sprechen.
Soziale Diskriminierung
resultiert häufig aus einer
Mischung von Vorurteilen
und Nichtwissen. Das ist
auch hier der Fall. Viele ge-
hen immer noch von der fal–
schen Annahme aus, daß z.B.
Kinder mit einer Lernbeein–
trächtigung keinen Schulab–
schluß erreichen können.
Heidi Ludbrook gesteht,
daß sie jedesmal betroffen
ist, wenn sie gefragt wird,
ob denn ihre Tochter „nicht
wenigstens auf die Real–
schule gehen kann". Gegen
. eine solche Einstellung hilft
nur ein gesundes Selbstbe–
wußtsein, das - gerade bei
jüngeren Eltern - immer
häufiger zu beobachten ist.
So wie bei Ingrid Nehls,
die darauf hinweist, daß ihr
Sohn vielleicht einmal den
Beruf des Automechanikers
erlernen wird. Und in der
Tat erreichen etwa 80 Pro–
zent der Kinder, die eine
Förderschule besuchen, ei–
nen Berufsabschluß.
Kinder mit einer Lernbe–
einträchtigung, so will es ein
weiteres Vorurteil, kommen
grundsätzlich aus sozial
schwachen Familien . Auch
dcis ist eindeutig falsch . Aus
diesem und dem vorher ge–
nannten Grund ist es für die
betroffenen Eltern ein gro–
ßes Anliegen, die Öffent–
lichkeit über die tatsächli–
che Situation zu informie–
ren. An vielen Orten haben
sich zu diesem Zweck För–
dervereine gegründet, wie
beispielsweise an der Frei–
singer Pestalozzischule.
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Mit
Elternabenden und anderen
Aktionen wollen wir über
die Möglichkeiten der För–
derschulen aufklären und
um Verständnis werben", so
Gero Lackner.
Wichtig für die Eltern ist
zunächst einmal, daß sie
Selbstvertrauen aufbauen,
daß sie sich mit der er–
schwerten Situation ausein–
andersetzen und diese ak–
zeptieren. „Denn nur wenn
wir sicherer werden", so
Frau Nehls, „wenn wir zu
'unserer' Schule und zu un–
seren Kindern stehen, wird
es ihnen besser gehen."
Dann könne auch die Frage
nach der Zukunft positiv be–
antwortet werden . „Von heu–
te auf morgen wird . sich
nichts ändern, aber in klei–
nen Schritten - darauf kann
man hoffen."
D
SCHULE
aktuell
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