nachweise gilt. Die Schüler können
hier wählen, ob sie in der Mutterspra–
che oder in der Fremdsprache abge–
fragt werden wollen. Entscheiden sie
sich für letzteres, so fallen sprachliche
Fehler nicht ins Gewicht; die Bewer–
tung bezieht sich rein auf die Kennt–
nisse im Sachfach.
Den Lehrern verlangt eine solche
Art des Unterrichts ein gerüttelt Maß
an Engagement ab. „Auch ein sehr
guter Englisch- oder Französischlehrer
kann beispielsweise eine Geschichts-
lern die Beschaffung von fremdspra–
chigen Quellen und Texten sehr auf–
wendig.
Um die Fremdsprachenkompetenz
der bayerischen Gymnasiasten noch
weiter zu stärken, hat das Kultusmini–
sterium in der Zwischenzeit den zwei–
sprachigen Unterricht auf weitere Jahr–
gangsstufen und Fächer ausgeweitet.
Die erste Variante dieser sogenannten
'zweisprachigen Züge' {vgl. Kasten)
wurde zum Schuljahr 1995/96 einge–
richtet. Beginnend mit der Jahrgangs-
Englisch
stunde über die Aufklärung in der
Fremdsprache nicht einfach aus dem
Ärmel schütteln", sagt Oberstudien–
rätin Bettina Ruppin, die im Staatsinsti–
tut für Schulpädagogik und Bildungs–
forschung (ISB) den Arbeitskreis 'Zwei–
sprachige Erziehung am Gymnasium
in Bayern' leitet. Neben der Aufberei–
tung des
Fachwortschatz~s
sei vor al-
stufe 9, in der die dritte Fremdsprache
einsetzt, wird diese zunächst zwei
Jahre lang durch je zwei zusätzliche
Wochenstunden Konversation ergänzt.
Dies dient als Vorbereitung für den
zweisprachigen Unterricht im Sach–
fach, das dann in der 11 . Klasse mit
einer zusätzlichen Stunde verstärkt
wird. Daneben haben die Schüler
weiterhin eine Stunde Konversation in
der Fremdsprache.
Eine der Schulen, die dieses Mo–
dell erproben, ist das Gymnasium Bad
Aibling. Hier haben sich 21 ltalienisch–
schüler verpflichtet, bis einschließlich
Jahrgangsstufe 11 den zweisprachigen
Zug zu besuchen. Wie eine vorläufige
Bilanz ergab, hat bis heute keiner von
ihnen diesen Schritt bereut; im Gegen–
teil, die Schüler sind nach wie vor
überdurchschnittlich motiviert. „Sicher
ist es schwierig", so Studienrat Bern–
hard Jaumann, der in der Klasse Italie–
nisch unterrichtet, ;,historische Inhalte
sprachlich vorzubereiten, wenn man
mit der Fremdsprache gerade erst an–
gefangen hat." Aber auch auf einem
relativ einfachen Niveau könne man
Geschichtliches einfließen lassen,
meint er. So hat er mit seinen Schülern
z.B. ein italienisches Partisanenlied
behandelt und ihnen dabei einiges
über das besetzte Italien im Zweiten
Weltkrieg vermittelt.
Seit dem laufenden Schuljahr be–
steht nun die Möglichkeit, auch auf
der Grundlage der ersten oder zwei–
ten Fremdsprache einen zweisprachi–
gen Zug einzurichten. Hier gibt es ge–
nerell, bevor das Sachfach - durch
zwei Stunden ergänzt - teilweise in
der Fremdsprache unterrichtet wird,
einen zweijährigen Vorlauf, während
dem in zusätzlichen Konversations–
stunden der Fachwortschatz vorberei–
tet werden soll.
Für alle zweisprachigen Zuge, über
deren Einrichtung der Schulleiter ent–
scheidet, gelten die gleichen Voraus–
setzungen wie für das Pioniermodell
von 1990. Häufig fehlt es jedoch noch
an Fachlehrern, die über eine Lehrbe–
fähigung in der entsprechenden Fremd–
sprache verfügen. Dem soll nun abge–
holfen werden - durch eine Erweite–
rungsprüfung, mit der Lehrkräfte nach–
träglich eine fremdsprachliche Qualifi–
kation erwerben können. Die notwen–
dige Änderung in der Prüfungsord–
nung soll bereits im Jahr 1997 in Kraft
treten. So wird es eines Tages viel–
leicht gar nichts Besonderes mehr
sein, wenn an bayerischen Gymnasi–
en auf Spanisch über Kontinuität und
Wandel in der Kunst oder auf Rus–
sisch über die globale Erderwärmung
diskutiert wird.
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