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SCHULE
aktuell
Interview
H
err Professor Möller, in das Jahr
1995 fallen viele Gedenktage,
.
die für die jüngere deutsche
Ge–
schichte von großer Bedeutung sind.
Könnte man 1945 ein Epochenjahr
nennen?
Auf jeden Fall! Diese Bezeichnung ist
schon allein deshalb angebracht,'. weil
in diesem Jahr die nationalsozialisti–
sche Diktatur von den Alliierten end–
gültig besiegt wurde und damit ein
verheerender Krieg aufhörte, der über
50 Millionen Menschenleben gefor–
dert hat. Aber 1945 ist noch aus einem
anderen Grund eine markante histori–
sche Zäsur. Denn bald nach Kriegsen–
de zerbrach die Allianz der Sieger,
mit der Folge, daß sich bereits Ende
1945 in Europa die Konfrontation zwi-
sehen dem kommunistischen Machtbe–
reich und den westlichen Demokratien
abzeichnete. Ein Resultat dieser Ent–
wicklung war ja dann später die Tei–
lung Deutschlands und der Beginn des
Kalten Krieges.
Der den Menschen hinter dem Eiser–
nen Vorhang erneut ein Leben in Un-
Eine
marka
50 JAHRE KRIEGSENDE •
DIESES THEMA
BESCHÄFTIGT 1995 DIE
·ÖFFENTLICHKEIT GANZ
BESONDERS. WIR
SPRACHEN DARÜBER MIT .
PROF. HORST MÖLLER, 52,
DEM DIREKTOR DES
INSTITUTS FÜR .ZEITGE·
SCHICHTE IN MÜNCHEN.
Freiheit bescherte.
Ja, das sollte man nicht vergessen.
Zwar waren NS-Herrschaft und Kriegs–
greuel vorbei, aber die Machtüber–
nahme durch die Kommunisten brach–
te neuerliche Unterdrückung.
Woran liegt es, daß die Meinungen,
wie der 8. Mai und das Jahr 1945 zu
bewerten sind, bisweilen so auseinan–
dergehen?
Ich glaube, hier spielt die Vielzahl ver-