rtner
man ein gemeinsames Vor–
gehen bei der Erziehung der
Kinder sicherstellen könnte.
Der Auslöser für diese kon–
zertierte Aktion war ein Er–
lebnis, das Rektor Linus Mar–
kert, seit 15 Jahren Leiter
der Wörther Volksschule, in
der eigenen Familie hatte.
Seine Tochter beschwerte
sich immer wieder, daß ih–
re Freundinnen viel länger
als sie ausgehen dürften. Ei–
nes Tages rief er die Eitern
der anderen Mädchen an
und erfuhr, daß sie die glei–
chen Schwierigkeiten hat–
ten. Auf Vorschlag von Linus
Markert legte man gemein–
sam eine Uhrzeit fest, zu der
die Jugendlichen zu Hause
sein mußten - und das Pro–
blem war gelöst.
Kampagne
gegen Schimpfwörter
Rektor Markert fand an
diesem Verfahren so gro–
ßen Gefallen, daß er es auf
den Schulbereich übertra–
gen wollte. Er entwickelte
dazu die Idee, eine Solidar–
gemeinschaft zwischen Ei–
tern und Schule zu bilden,
um so Dinge leichter in den
Griff zu bekommen, die Ei–
tern die Erziehung oder Leh–
rern das Unterrichten er–
schweren. Den Elternbeirat
und das Lehrerkollegium von
der Notwendigkeit eines
solchen Vorgehens zu über–
zeugen, stellte sich dann je–
doch nicht so einfach dar
wie anfangs vermutet. )eh
glaube, viele haben über
mein Vorhaben innerlich
erst einmal gelächelt", · er–
zählt Linus Markert, "aber
schließlich war man bereit,
das Experiment zu wagen."
Zu diesem Zweck berief
man Versammlungen ein,
auf denen die Eitern ge–
meinsam mit dem jeweili–
gen Klaßlehrer Verträge for–
mulierten. Die Eitern der
Abc-Schützen etwa verstän–
digten sich darau( daß ihre
Sprößlinge keine Spielsa–
chen mit in die Schule neh–
men sollten, während sich
die Eitern einer zweiten
Klasse vornahmen, darauf
zu achten, daß ihre Kinder
keine obszönen Begriffe
und Schimpfwörter benut–
zen. "Diese neue Form der
Zusammenarbeit zwischen
Schule und Elternhaus", be–
richtet
H~lga
Sauer, Kloß–
lehrerin der damaligen 2b,
"klappte wirklich sehr gut."
Solche und weitere Erfol–
ge bestätigten Eitern und
Lehrer darin, nicht nur an
den einmal getroffenen Ver–
einbarungen festzuhalten,
sondern sie immer wieder
durch neue zu ergänzen.
"Wir Eitern schätzen es in–
zwischen sehr, daß hier ei–
ne Möglichkeit geschaffen
wurde, bei der Mütter und
Väter gemeinsam über die
Erziehung der Kinder. reden
können",
stellt
Liane
Schwab, Klassenelternspre–
cherin der 3a und Mitglied
des Elternbeirats, fest. Und
daß man nicht nur redet
und Absichtserklärungen ab–
gibt, sondern regelrechte
Verträge schließt, verlieh
der ganzen Sache von An–
fang an ein besonderes Ge–
wicht:
Inzwischen hat die Idee
mit den Verträgen, die in ih–
rer Art sicher einmalig sein
dürften, auch in den höhe-
ren Klassen Einzug gehal–
ten. Nur daß hier anstelle
der Eitern die Schüler mit
den Lehrkräften entsprechen–
de Vereinbarungen treffen.
Wie z.B. in der
7.
Klasse,
wo man sich darauf ver–
ständigte, künftig nicht mehr
durch unkontrolliertes Hin–
einrufen den Unterricht zu
stören, das Raufen zu unter–
lassen und grobe Schimpf–
wörter zu vermeiden. Gera–
de letzteres fällt dem 13jäh–
rigen Oliver, wie er offen
zugibt, "schon ziemlich
· schwer", und seine Klassen–
kameradin
Martina er–
gänzt: "Wir sind auch jetzt
keine Engel. Manchmal
Atmosphäre
deutlich verbessert
rutscht einem noch ein Kraft–
ausdruck raus, aber doch
viel seltener .als
früher. ~'
Eine heile Weit ist die
Volksschule in Wörth am
Main durch die Aktion nicht
WennEhem
und Schule
gemeinsam
handeln, ist die
Erziehung der
Kinder wesent–
lich einfacher.
geworden. "Aber das stre–
ben wir auch gar nicht an.
Wir wollen weder eine Mu–
sterschule sein noch Muster–
schüler erziehen", resümiert
Rektor Markert. "Wichtig ist
uns, daß sich die Atmo–
sphäre an unserer Schule
verbessert hat und wir man–
ches abstellen konnten, wo–
mit Eitern wie Lehrer schon
lange unzufrieden waren."O
SCHULE
aktuell
15