DURCH DIE BEDROHUNG
UNSERER NATÜRLICHEN
LEBENSGRUNDLAGEN
KONUWTD~TH~UM·
WELTSCHUTZ HEUTE GROSSE
BEDEUTUNG .ZU. UM
JUNGE LEUTE AUF EIN UM·
WELTBEWUSSTES VERHAL·
TEN IN
IH~
SPÄTEREN
BERUF VORZUBEREITEN,
WERDEN IN
EIN~
MO·
DELLVERSUCH AN EINIGEN
BERUFSSCHULEN ENTSPRE·
CHENDE UNTERRICHTS·
KONZEPTE ENTWICKELT.
.
22 SCHULE
aktuell
Praxis umzusetzen, wobei sie nur sel–
ten auf vorhandene Arbeitshilfen zu–
rückgreifen können. Dazu Frau Dr.
Häusler, eine der beiden Lehrerin–
nen, die am Schulversuch mit Italie–
nisch an der Münchner Grundschule
beteiligt sind: "Gerade mit Italienisch
als Fremdsprache betreten wir in der
Grundschule absolutes Neuland,
denn auf Erfahrungen von anderen
können wir da nicht zurückgreifen;
der Fremdsprachenunterricht am
Gymnasium zum Beispiel hat eine
ganz andere Zielsetzung. Ich muß al–
so immer wieder erst ausloten, was
wirklich machbar ist, und gegebe–
nenfalls bereit sein, den eingeschla–
genen Weg zu korrigieren." Sehr
zustatten kommt Frau Dr. Häusler da,
daß sie gebürtige Italienerin ist und
bereits seit über 20 Jahren an bayeri–
schen Grundschulen unterrichtet. Ei–
ne weitere Hilfe stellen die Treffen
und
Fortbildungsveranstaltungen
dar, zu denen die am Schulversuch
beteiligten Lehrkräfte regelmäßig zu–
sammenkommen.
Gut 20 Schul- bzw. Modellversuche
- verteilt über fast alle Schularten -
laufen derzeit in Bayern. Die folgende
Auswahl zeigt, wie breit die Palette ist:
"Textverarbeitung an der Hauptschu–
le", "Schulversuch zur Förderung tür–
kischer Schüler an Realschulen", "Die
Herausforderungen der modernen
Technik an die gymnasiale Bildung",
"Schule für Kinder und Jugendliche
mit besonderem Förderbedarf" oder
"Umwelterziehung - eine Aufgabe
der Berufsschule".
Was aber wird nun aus oll den
Schulversuchen? Sind das nur Trok–
kenübungen, die um ihrer selbst wil–
.fen ablaufen? Beantworten lassen
sich diese Fragen, wenn man einen
Blic"k auf bereits abgeschlossene
Schulversuche wirft.
.•
f~.
:
Von 1986 bis 1989 lief an
der Grundschule im oberbayerischen
Oiehing der Schulversuch "Gemein–
samer Unterricht für blinde und
nichtbehinderte
Kinder in
der
Grundschule". Geprüft werden sollte
zuallererst, ob bzw. unter welchen
Bedingungen es möglich ist, blinde
Kinder gemeinsam mit nichtbehin–
derten Kindern in der Regelschule so
zu unterrichten, daß die vorgeschrie–
benen Bildungs- und Erziehungsziele
erreicht werden können. Das Ergeb–
nis: Das Kultusministerium entwickel–
te ein ganzheitliches Konzept, um
blinden bzw. hochgradig sehbehin-
derten Kindern den Besuch der Re–
gelschule zu erleichtern. So hat man
zum Beispiel die mobile Blindenhi.lfe
eingerichtet und stellt Schulbücher in
Blindenschrift sowie notwendige
technische Geräte bereit.
Beispi~l
2: Der Modellversuch "Erar–
beitung und Erprobung elektronischer
Lern- und Kommunikationssysteme
für Körperbehinderte" widmete sich
schwer körperbehinderten Schülern,
die zu keiner lautsprachlichen Kom–
munikation fähig sind und weder mit
Hand noch mit bereits vorhandenen
Hilfsmitteln und Apparaturen in der
Lage sind zu schreiben; man wollte
herausfinden, inwieweit sie durch den
Einsatz elektronischer Systeme ihre
individuelle Behinderung ausgleichen
können. Beteiligt waren an diesem
von 1985 bis 1990 laufenden Versuch
acht Schulen. Das Ergebnis: Während
dieser fünf Jahre wurde eine Reihe
von Geräten - mit den entsprechen–
den Programmen - entwickelt, die an
die individuellen Bewegungsmöglich–
keiten der behinderten Schüler enge–
paßt sind und für diese eine unschätz–
bare Hilfe darstellen.
Beispi-el 3:
Gleich an 85 Schulen lief
von 1986 bis 1988 der Schulversuch
"Erprobung der verbindlichen Ziele
und Inhalte der informationstechni–
schen Grundbildung", mit dem man
einen vom Kultusministerium erarbei–
teten Rahmenplan in der Praxis "te–
sten" wollte; beteiligt waren Haupt-,
Wirtschafts- und Realschulen, Gym–
nasien sowie Schulen für Behinderte
und Kranke. Das Ergebnis: Zum
Schuljahr 1988/89 wurde an den
bayerischen Schulen die Informa–
tionstechnische Grundbildung ver–
bindlich eingeführt.
Die Reihe erfolgreich abgeschlos–
sener Schulversuche ließe sich noch
lange fortsetzen, denn viele schuli–
sche Neuerungen, die uns heute
selbstverständlich sind, wie zum Bei–
spiel die Kollegstufe, das Fach Infor–
matik oder der Block- und Phasenun–
terricht an der Berufsschule, wurden
auf diese Weise vorher erprobt. Auch
wenn solche Projekte ein hohes Maß
an Einsatz verlangen und erhebliche
finanzielle Mittel erfordern, so sind
sich die Fachleute dennoch einig,
daß für eine vorausschauende und
verantwortliche Planung unseres Bil–
dungswesens auf Schulversuche nicht
verzichtet werden kann.
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