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B

uon giorno, bambini!" So be–

grüßt die Lehrerin jeden Diens–

tag morgen die Schüler der Klas–

se 3c in der Münchner Grundschule

an der Feldbergstraße. "Buon gior–

no, signora!" antworten die 21 Buben

und Mädchen im Chor. Auf dem

Stundenplan steht Italienisch -für die

Kinder eine Fremdsprache. Italie–

nisch an der Grundschule, ein sol–

ches Angebot gibt es selbstverständ–

lich nicht generell in Bayern, sondern

derzeit nur an dieser einen Schule. Er–

möglicht wird es durch den Schulver–

such "Fremdsprachen in der Grund–

schule", der im Herbst letzten Jahres

vom bayerischen Kultusministerium

gestartet wurde und zunächst vier

Jahre dauern soll.

Insgesamt sind an diesem Projekt

14 Schulen beteiligt, von denen elf

die Fremdsprache Englisch und zwei

Französisch anbieten, hinzu kommt–

wie schon erwähnt - einmal Italie–

nisch. Zwei Stunden pro Woche wer–

den die Schüler auf spielerische und

kindgemäße Weise mit der fremden

Sprache, aber auch mit den Lebens–

gewohnheiten und Bräuchen des je–

weiligen Landes vertraut gemacht;

die Teilnahme ist freiwillig, das heißt,

die Eitern entscheiden zu Schuljah–

resbeginn, ob sie ihr Kind für diesen

besonderen Sprachunterricht anmel–

den wollen oder nicht.

"Fremdsprachen in der Grund–

schule" ist nur einer von vielen Schul–

bzw. Modellversuchen, die derzeit in

Bayern durchgeführt werden. Doch

was versteht man darunter eigent–

lich? Auf eine kurze Formel ge–

bracht: Bei einem Schulversuch geht

es darum, neue Unterrichtsinhalte,

Methoden, Schulstrukturen und Un–

terrichtsmittel zu erproben mit dem

Ziel, Unterricht und Schule dem neue–

sten Stand der Pädagogik, den Erfor–

dernissen der Gesellschaft oder ei–

ner veränderten Umwelt anzupassen

und eine vernünftige Bildungspla–

nung zu ermöglichen. Für den ein–

gangs erwähnten Schulversuch be–

deutet dies etwa, daß überprüft wer–

den soll, ob es überhaupt sinnvoll ist,

bereits in der Grundschule eine

Fremdsprache einzuführen, wie ver–

bindlich ein derartiges Fach für die

Grundschüler sein könnte und wor–

auf der Schwerpunkt beim Erlernen

einer Fremdsprache in der Grund–

schule gelegt werden müßte.

Der Vorschlag, einen Schulversuch

einzurichten, kommt in der Regel von

den zuständigen Fachreferenten im

20 SCHULE

aktuell

Kultusministerium, vom Staatsinstitut

für Schulpädagogik und Bildungsfor–

schung (ISB), von Landtagsabgeord–

neten, aber auch von interessierten

Eitern, wie dies in Art. 43 Abs. 1

des Bayerischen Gesetzes über das

Erziehungs- und Unterrichtswesen

(BayEUG) vorgesehen ist. Bevor dann

die Entscheidung darüber fällt, ob der

Schulversuch durchgeführt wird oder

nicht, müssen die Vor-und Nachteile

für die Schüler abgewogen, die finan–

zielle und personelle Realisierbarkeit

des Projekts geprüft und die wissen–

schaftliche Begleitung gesichert wer–

den.

Zu einem sehr frühen Stpdium be–

zieht daher das Kultusministerium

das ISB - falls der Vorschlag nicht

schon von dieser Seite stammt- so–

wie Fachleute an den Hochschulen in

das Unternehmen mit ein; wo es

möglich ist, greift man auf Erfahrun–

gen, die in anderen Ländern der Bun–

desrepublik oder im Ausland ge-

occhi

azzurri

macht wurden, zurück. Nicht zuletzt

legt man ein derartiges Vorhaben,

wenn ihm besondere Bedeutung zu–

kommt, auch dem Landesschulbeirat

zur Beratung vor, in dem neben Schü–

lern, Eitern und Lehrern die Kirchen,

Kommunen,

Wirtschaftsverbände

und andere wichtige gesellschaftli–

che Gruppierungen vertreten sind.

Die Kriterien für die Auswahl der

Schulen, an denen ein Projekt durch–

geführt werden soll, hängen vom je–

weiligen Versuch ab; für "Fremd–

sprachen in der Grundschule" war es

zum Beispiel notwendig, daß es an

der Schule Lehrkräfte gibt, welche

die entsprechenden Qualifikationen

in der jeweiligen Fremdsprache be–

sitzen. Da gerade für die Grundschü–

ler das Sprachvorbild eine große

Rolle spielt, wählte man ganz bewußt

Lehrer aus, die möglichst auch Aus–

landserfahrung mitbringen. Weitere

Kriterien bei der Auswahl der Ver–

suchsschulen können unter anderem