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Schule & wir
2 | 2017
TITEL
U
nruhig sitzt Martin Luther in seinem Zimmer gegenüber
der „Großen Hofstube“ auf der Veste Coburg und wartet.
Schon seit Tagen hat er keine Nachrichten mehr von seinen
Freunden aus Augsburg erhalten. Dort findet ein Reichstag
statt, zu dem Kaiser Karl V. 1530 eingeladen hat. 13 Jahre
zuvor hatte der Reformator in Wittenberg seine 95 Thesen
veröffentlicht und damit die bisher festgefügte Glaubens-
welt ins Wanken gebracht. Für die Lehren Luthers geht es
nun in Augsburg um alles oder nichts. Über sie soll auf dem
Reichstag entschieden werden. Selbst eingreifen kann der
ehemalige Mönch nicht – das wäre zu gefährlich. Über ihn
war die Reichsacht verhängt worden und er könnte deshalb
in Augsburg jederzeit verhaftet werden. Deshalb hat er
seinen Beschützer, Kurfürst Johann den Beständigen von
Sachsen, nur bis Coburg begleitet. Das lag damals ganz im
Süden von Johanns Herrschaftsgebiet. Dort konnte Luther so
nah wie möglich am Reichstag – aber doch in Sicherheit – die
Geschehnisse in Augsburg verfolgen.
Als dann gegen Ende Juni 1530 endlich wieder Briefe ankom-
men, ist Luther erleichtert. Er tadelt zwar die Absender, die
dort auf dem Reichstag für die Akzeptanz der neuen Konfes-
sion kämpfen, für ihre Nachlässigkeit. Gleichzeitig bestärkt
er sie aber auch und gibt ihnen Hinweise für die Verhandlun-
gen: „Diese Sache liegt nicht euch allein auf dem Hals. Ich
stehe Euch treulich bei mit Seufzen und Beten, wollte Gott,
ich könnte wirklich bei euch sein. Denn es ist auch meine
Eine Zeitreise zu Rittern,
Bauern, Lutheranern
Eine Epoche des Umbruchs und des Aufbruchs – zum Reformationsjubiläum 2017 beschäftigt
sich die Bayerische Landesausstellung mit dem Leben der Menschen um 1500.
Bayerische Landesausstellung
Foto: © Monkey Business Images (Shutterstock.com) | HdBG, Kunstsammlungen der Veste Coburg