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Schule & wir
2 | 2017
Der wichtigste Standort für die
Landesausstellung ist die Veste
Coburg. Warum wurde gerade
sie gewählt?
Kaum ein Ort eignet sich besser.
1530 verfolgte Martin Luther von hier
aus die Ereignisse des Reichstags
von Augsburg. Bis heute hat sich auf
der Veste Coburg viel aus dieser Zeit
erhalten, etwa die prächtige Große
Hofstube als einer der größten goti-
schen Säle überhaupt und natürlich
die Lutherzimmer. So können die
Besucher in gewisser Weise wirklich
eintauchen in die Zeit vor 500 Jahren.
Die Landesausstellung wird
wieder viele Besucher anziehen.
Warum sollten auch Eltern mit
ihren Kindern bzw. Lehrkräfte
mit ihren Schülern die Ausstel-
lung unbedingt besuchen?
Wir legen besonderen Wert darauf,
Kinder und Jugendliche anzuspre-
chen, um Freude an bayerischer Tra-
dition und Geschichte zu wecken. Die
Bayerische Landesausstellung ist
auch ein außerschulischer Lernort,
für Kinder und Jugendliche wurden
eigene Programme entwickelt: Sie
bietet nicht nur für Wandertage ein
interessantes Ausflugsziel, auch
finden sich viele Anknüpfungspunkte
für den Unterricht. Auf Jugendgrup-
pen und Schulklassen wartet ein ab-
wechslungsreiches Programm, das
sowohl im schulischen Kontext als
auch zur unterhaltsamen Freizeitge-
staltung genutzt werden kann.
Die Reformation jährt sich
2017 zum 500. Mal. Wird in der
Ausstellung auch ein Bogen zur
Gegenwart geschlagen?
Jenseits des rein historischen Inte-
resses sind manche der Fragen, die
vor 500 Jahren gestellt wurden, bis
heute aktuell: Die Entwicklung von
Massenkommunikation, die Beherr-
schung von Massenmedien – bis hin
zu Propaganda und „fake news“ –
die Verbesserung von Bildungsmög-
lichkeiten zunächst im protestanti-
schen, dann auch im katholischen
Bereich, die Weiterentwicklung der
deutschen Sprache. Am Schluss des
Ausstellungsrundgangs auf der Ves-
te durchschreiten die Besucher eine
ungewöhnliche Zitat-Installation
zum Thema „Freiheit“ – angelehnt
an Luther Formulierung von der
„Freiheit eines Christenmenschen“.
So werden sie selbst Teil der Text-
geschichte und kommen vielleicht
auch ins Nachdenken darüber, wie
aktuell eigentlich Entwicklungen
sein können, die vor 500 Jahren
begannen.
Wie wird die Stadt Coburg über
die Veste hinaus in die Ausstel-
lung einbezogen?
Neben den Kunstsammlungen der
Veste Coburg gehören die Au-
ßenbereiche der Veste, der Weg
in die Stadt und die evangelisch-
lutherische Kirche St. Moriz mit
zum Gesamterlebnis der Coburger
Landesausstellung. Pünktlich zum
Reformationsjubiläum können
Besucher die spätgotische Hallen-
kirche mit dem einmaligen Herzogs-
grabmal der Spätrenaissance und
frühklassizistischen Einbauten des
18. Jahrhunderts in neuem Glanz
kennenlernen. Die Verbindung von
Ausstellung, evangelisch-lutheri-
schem Gottesdienst und Kirchen-
musik ermöglicht den Besuchern
hier ein authentisches Erlebnis in
einem der architektonisch beson-
ders interessanten Kirchenräume
Nordbayerns.
TITEL
INTERVIEW
Dr. Peter Wolf hat sich als Projektleiter der Landesausstellung am Haus der Bayerischen Geschichte intensiv mit
der Zeit um 1500 befasst.
„Bis heute hat sich
auf der Veste Coburg
viel aus dieser Zeit
erhalten“
Interview mit Dr. Peter Wolf
Foto:s : HdBG, Stadt Coburg, Michael Selzer
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