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(Fortsetzung von Seite 8)

garten bis zur Real- und

Berufsschule. über 2000

jungen und Mädchen aller

Altersstufen werden hier

betreut. ln modernen An–

lagen bietet man ihnen kon–

zentriert alle technischen

Hilfen und die Erfahrungen

vieler Fachleute.

Dazu kommt: Zur Son–

derschule gehört ein Wohn–

heim. Wie alle anderen

Schüler im Land machen

sich auch die Hörgeschädig–

ten in Straubing jeden Mor–

gen auf den Weg vom Heim

zur Schule. Nach Unter–

richtsschluß gehen sie nach

Hause in ihre "Familie" .

Die Bilder auf diesen Sei–

ten sprechen: Mief und

Drill des alten Internatsbe–

triebes gehören der Vergan–

genheit an. jungen und

Mädchen verschiedenen Al–

ters leben in einer abge–

schlossenen Wohnung mit

Schlafräumen,

Wohnzim–

mer, Hobbyraum und Kü-

ehe zusammen. Zu jeder

dieser Gruppe von nur

zwölf Kindern gehören

zwei Erzieherinnen. Ge–

meinsam mit den Kindern

führen sie das Leben einer

Familie. Ganz nach den ei–

genen Vorstellungen, Wün–

schen und Ideen. JedeGrup–

pe für sich. Hausarbeit geht

alle an, denn jedes Kind

soll gleichzeitig Nutznießer

und Diener der Gemein–

schaft sein.

Und außerdem: Das Le–

ben im kleinen Kreis, Pro–

bleme und Interessen, die

mit den Kameraden ständig

besprochen werden müssen,

zwingen zu sprachlichen

Kontakten. So wird jedes

Familienmitglied dem ande–

ren zum Trainingspartner -

den ganzen Tag hindurch.

Geschützt vor Gaffern und

dem nutzlosen Mitleid der

Hörenden bleibt den Hör–

geschädigten in ihren eige–

nen vier Wänden das Ge–

fühl der Minderwertigkeit

erspart. Jede Leistung findet

Anerkennung, auch eine,

die den Gesunden nicht ein–

mal auffallen würde. ln der

Gemeinschaft der Gleichar–

tigen spornen sie sich ge–

genseitig an . Zwanglos ler–

nen sie, was sie späterbrau–

chen können. Fachkräfte lei–

ten sie behutsam an, in der

Welt der Hörenden zu be–

stehen.

Der Aufwand lohnt

Keiner von ihnen könnte

ohne diese Sonderschulung

ein selbständiges Leben füh–

ren. Unfähig, einen Beruf

auszuüben, blieben sie ihr

Leben lang abhängig von

der Fürsorge der Angehö–

rigen und des Staates.

Direktor Strohmeier vom

Institut für Hörgeschädigte

berichtet: "Der Aufwand

lohnt sich. Unseren Schü–

lern stehen heute sehr viele

interessante Berufe offen.

Die Palette reicht vom Tech–

nischen Zeichner bis zum

Feinmechaniker, vom Kunst–

schmied zum Keramiker,

von der Sprechstundenhilfe

zur Friseuse. Unsere Sch ··

Ier von gestern stehen heu

im Leben als Dreher, Gra–

veur, Schreiner, Bauschlos–

ser, Bauzeichner, Schaufen–

stergestalter oder als Kin–

derpflegerin. Ein Teil von

ihnen hat eine Berufsfach–

schule besucht."

Was wird aus Kindern,

deren Leiden man nicht be–

achtet, die keinen Sonder–

schulen zugeführt werden?

Ihre Sprachentwicklung

fällt aus. Gesten und Ge–

sichtsausdruck bleiben die

einzigen Mittel, sich mit

vertrauten Personen mehr

schlecht als recht zu ver–

ständigen.

Die geistigen und seeli–

schen Anlagen verkümmern.

Je älter das Kind wird, desto

mehr erweckt es den Ein–

druck eines intelligenz–

schwachen Menschen.

Die Bereitschaft, zu ande-