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Gymnasium
würde. Jedes Gymnasium müsste dann
in den nächsten Jahren drei verschie-
dene Systeme – G9 alt, G9 neu und G8
– nebeneinander laufen lassen.
Was soll am achtjährigen
Gymnasium besser werden
als bisher?
Das bisherige bayerische Gymnasium
hat sich ohne Zweifel bewährt und
erfolgreich gearbeitet, wie nicht zuletzt
die PISA-Ergebnisse gezeigt haben.
Dennoch gab es, wie die vielfältigen
Diskussionen der früheren Jahre zeig-
ten, auch am alten G9 verschiedene
Problemstellungen, die es in einem
neuen achtjährigen Gymnasium zu
lösen gilt. Gerade PISA hat hier deutli-
che Hinweise gegeben.
Die Umstellung auf das G8 wird des-
halb mit einer wesentlichen Neuerung
verknüpft - dem Gedanken einer stär-
keren individuellen Förderung.Wir
schaffen durch die neuen
Intensivie-
rungsstunden
ein flexibles Instrument,
mit dem die Schulen ihre Schülerinnen
und Schüler in Lerngruppen zusätzlich
fördern können.Von der 5. bis zur
10. Jahrgangsstufe stehen dafür insge-
samt 14Wochenstunden zurVerfügung,
die vom Lehrplanstoff freigehalten sind.
Jede Intensivierungsstunde ist mit zwei
Lehrern besetzt, so dass eine den Be-
dürfnissen der Schüler angemessene
Förderung gegeben werden kann.
Bei vier parallelen fünften Klassen mit
jeweils drei Intensivierungsstunden
lassen sich beispielsweise 24 Förder-
gruppen bilden mit ganz unterschiedli-
chen Schwerpunkten – Leseförderung,
Grammatiktraining, Kreatives Schrei-
ben, englische Aussprache, Stützkurs
Mathematik etc. Die Schulen erhalten
somit einen großen Spielraum, um viel
intensiver als bisher auf die Stärken und
Schwächen ihrer Schüler einzugehen.
Wie die Intensivierungsstunden organi-
siert werden, entscheidet jede Schule
für sich.
EineVerbesserung bedeutet auch die
starke Stellung des Fachs „Natur und
Technik“. Es wird durchgehend von der
5. bis zur 7. Jahrgangsstufe unterrichtet
und schlägt damit eine Brücke vom
„Heimat- und Sachunterricht“ in der
Grundschule zu den Fächern Biologie,
Physik, Chemie und - je nach Zweig -
Informatik in der gymnasialen Mittel-
stufe. Durch altersgerechten, auch ex-
perimentell ausgerichteten Unterricht
wollen wir das Interesse an den Natur-
wissenschaften und an derTechnik
frühzeitig und nachhaltiger als bisher
fördern.
Wird das neue Gymnasium
schwerer als bisher?
Nein. Die Zahl der Abiturienten soll
auf keinen Fall sinken, im Gegenteil.
Durch die neuen Intensivierungsstun-
den sollen Schüler bei Schwierigkeiten
künftig besser gestützt werden und
seltener wiederholen müssen.
DieVerkürzung der Schulzeit um ein
Jahr soll einerseits den Schülern des
bayerischen Gymnasiums keine Qua-
litätseinbußen bringen, andererseits
dürfen die jungen Leute aber auch
nicht überfordert werden. Deshalb ge-
hen wir einen Mittelweg: Die Zahl der
Unterrichtsstunden wird gegenüber
dem, was der neue G9-Lehrplan vorsah,
maßvoll erhöht und zugleich wird der
Lehrplan inhaltlich gestrafft. Die Qua-
lität und Nachhaltigkeit vonWissen
darf nicht mit Stofffülle und demAus-
wendiglernen von unzusammenhän-
genden Details verwechselt werden.
Ziel ist, dass die jungen Menschen ein
klar definiertes Grundwissen – verbun-
den mit wichtigen personalen und
fachlichen Kompetenzen – erwerben,
die langfristig erhalten bleiben. Das
Ex-und-Hopp-Lernen muss deutlich
verringert werden.