Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 114

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Dies könnte bspw. ein Thema im Rahmen der Beratung und Begleitung von bereits straffällig gewor-
denen Jugendlichen sein. Darüber hinaus sollte darüber nachgedacht werden, wie mit Jugendlichen
an einer gewaltfreien Grundhaltung gearbeitet werden kann.
4.
Gewalt zwischen Engagierten und Polizei reduzieren.
Herausragende Relevanz hat die Gewalt in Konfrontation mit Polizisten. Diese geschieht z.B. in Situa-
tionen, in denen Engagierte das Gefühl haben sich wehren zu müssen. Die Befragten berichten von
negativen Erfahrungen mit der Polizei, von Situationen, in denen sie sich bedroht gefühlt haben.
Gleichzeitig projizieren sie viel ihrer Abwertung auf den Polizeiapparat, die sich unter Umständen
gewaltförmig entladen kann. Im Rahmen von Kriminalprävention existieren bereits Präventionsideen
(vgl. hierzu Kapitel 4.4.2).
a)
Kommunikation und Dialog als Schlüssel der Gewaltprävention.
Auch bezüglich der Reduktion von Gewalt zwischen Engagierten und Polizisten ist Kommunikation
elementar.
Dabei ist ein Ziel von Prävention, zu einer veränderten Wahrnehmung von Polizei beizutragen, ge-
waltabschöpfend und deeskalierend zu wirken. Für die 1. Mai Demonstrationen in Berlin gibt es be-
reits Ideen, die im folgenden zusammenfassend dargestellt werden und bspw. auch auf anderen
Großveranstaltungen präventiv eingesetzt werden könnten:
Es werden u.a. Anti-Konflikt-Teams eingesetzt, die nicht in Uniform auftreten, sondern erst
auf den zweiten Blick als Polizeibeamte zu erkennen sind – sie tragen eine Weste und
Schirmmütze mit Schriftzug. Diese Teams sind schon vor dem eigentlichen Beginn der
Demonstration im Einsatz und haben schon im Vorfeld die Aufgabe mit (aggressiven)
Demonstrationsteilnehmern das Gespräch zu suchen und so zu einer Deeskalation
beizutragen. In den Gesprächen wird auch noch mal die Rolle der Polizei erklärt.
Es werden bspw. Postkarten und Info-Flyer verteilt, die darauf hinweisen, welche Straftaten
sich hinter bestimmten Delikten verbergen, die man auf einer Demonstration begehen kann
– wie bspw. Sachbeschädigung, Körperverletzung, Landfriedensbruch.
Es wurden Plastikbecher mit einem Slogan für einen gewaltfreien 1. Mai entwickelt (auf der
1. Mai Demonstration in Berlin herrscht Flaschenverbot) und Betreibern von
Getränkeständen zur Verfügung gestellt.
Das Myfest hat deeskalierenden Charakter. Gestaltet wird das von Anwohnern und lokalen
Gruppen vor allen Dingen in Berlin Kreuzberg. Es finden Konzerte statt, es gibt Getränke- und
Essensstände, am Rande der Demonstration entstand damit sozusagen ein Volksfest, das
zum Feiern und zum Spaß haben einlädt. Das Fest ist mittlerweile auch ein Anziehungspunkt
für viele Touristen. Auch diese haben durch ihren neutralen Status präventiven Charakter.
Die Hoffnung besteht darin, dass das Fest zum Feiern einlädt und damit auch Jugendliche
motiviert, dort mitzufeiern anstatt bspw. die gewaltförmige Konfrontation mit der Polizei zu
suchen. Auch gibt es bereits Projekte wie bspw. im Rahmen dieses Festes in Berlin, auf dem
Jugendliche, die im Vorfeld geschult werden, als Ordner eingesetzt werden.
Weitere Präventionsmöglichkeiten, die zu einer veränderten Wahrnehmung von Polizei beizutragen
sind bspw. die Präsenz im Stadtteil, an Schulen, an runden Tischen etc., um Menschen die Rolle und
Aufgaben von Polizei näher zu bringen und um auch als Ansprechpartner zu fungieren und Zugangs-
schwellen abzubauen (z.B. Bürgerpolizisten).
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