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Israel: Start-ups, Siedler und „smarte Pazifisten“
Einsichten und Perspektiven 3 | 17
keit – es handelt sich dabei insbesondere umNeueinwande-
rer, die vom Oberrabbinat nicht als Juden anerkannt wur-
den.
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Seit der Jahrtausendwende leben in Israel außerdem
einige tausend asiatische Gastarbeiter sowie Asylbewerber,
die insbesondere vom afrikanischen Kontinent stammen;
sie machen die religiöse Vielfalt des Landes noch ein wenig
bunter.
12 Die Definition des Jüdisch-Seins in Israel ist seit 1970 orthodox-religiös
bestimmt: „Jude ist, dessen Mutter jüdisch ist, der nicht einer anderen
Religion angehört oder der zum Judentum übergetreten ist.“ Vgl. Benya-
min Neuberger: Die Bedeutung der Religion im Staat Israel, in: Dossier
Israel, 28.03.2008,
http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/45108/staat-und-religion [Stand: 20.09.2017].
Die jüdische Bevölkerung unterscheidet sich hinsicht-
lich ihrer Herkunft – damit einhergehend werden auch
unterschiedliche Kulturen, Lebensweisen und Identitäten
gepflegt. Neben den
Aschkenasim
, die ursprünglich vor
allem aus Mittel- und Osteuropa stammen, der Judenver-
folgung in Europa frühzeitig entflohen oder den Holocaust
überlebten und die Gründergeneration des Staates bilde-
ten, leben in Israel auch orientalische Juden. Sie werden
als
Mizrachim
bezeichnet, wenn ihre Wurzeln im Nahen
Osten liegen, oder als
Sephardim
, wenn ihre Vorfahren
ursprünglich auf der Iberischen Halbinsel lebten, von wo
sie zu Ende des 15. Jahrhunderts fliehen mussten.
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Die
meisten orientalischen Juden wanderten 1948, unmit-
telbar nach der Staatsgründung, aus islamisch geprägten
Ländern nach Israel ein. Für viele begann ihr neues Leben
mit einem veritablen Kulturschock: Die europäische Prä-
gung des jungen Staates ließ eine relativ säkular geprägte
Gesellschaft entstehen, die den meisten orientalischen
Juden mitnichten als erstrebenswert galt.
Seit den 1970er Jahren wurde zudem eine andere
Gruppe immer größer: Migranten aus der Sowjetunion
und ihren Nachfolgestaaten bilden mittlerweile ein Fünf-
tel der jüdischen Staatsbürger. Die ersten Einwanderungs-
13 Zu Ende der
Reconquista
(„Rückeroberung“), wie das Zurückdrängen des
muslimischen Machtbereichs auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter
genannt wird, kam es zu christlichen Hetzpredigten gegen die dort ansäs-
sigen Juden und Pogromen. 1492 wurde in den katholischen Königreichen
Kastilien und Aragon das sogenannte „Alhambra-Edikt“ erlassen, das die
spanischen Juden vor die Wahl stellte, entweder ins Exil zu gehen oder
zum Christentum zu konvertieren. Viele zogen es vor, Spanien zu verlassen.
Der Bahai Tempel, Berg Karmel, Aufnahme aus dem Jahr 2018
Foto: ullstein bild/Daniel Roland
Das Einwandererschiff „Exodus“ läuft in den Hafen von Haifa ein, Juli 1947.
Foto: ullstein bild/Reuters