Zwischenbericht 2018 – „MINTerAKTIV – Mit Erfolg zumMINT-Abschluss in Bayern“
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2 Gastbeitrag von Prof. Dr. Peter Hubwieser
Sprecher„Bildung“ imZentrumDigitalisierungBayern (ZD.B)
Bayern nimmt die Herausforderungen des digitalen Wandels an
Die Bayerische Staatsregierung zeigt mit dieser Initiative zur Entwicklung von Digitalen Bildungsregionen, dass
sie die Herausforderungen der unaufhaltsamen und allgegenwärtigen Digitalisierung annehmen und passende
Lösungen dafür entwickeln will. Als Sprecher für Bildung im „Zentrum Digitalisierung Bayern“ (ZD.B) unter-
stütze ich die Initiative gerne mit diesem Vorwort.
Die „digitale Revolution“ unterscheidet sich von den bisherigen bahnbrechenden Erfindungen der Menschheit,
wie der Dampfmaschine oder der Eisenbahn, vor allem in der gegenseitigen Verstärkung des menschlichen
Denkens und der automatisierten Informationsverarbeitung. Computer helfen uns beim Denken, indem sie
etwa langwierige Verarbeitungsprozesse drastisch verkürzen oder komplizierte Informationen intuitiv präsen-
tieren. Andererseits übernehmen Computer immer mehr Fähigkeiten des Menschen, wie die Bilderkennung in
Echtzeit oder das Erfassung von Emotionen. Dadurch durchdringen und verändern sich die beiden Bereiche
immer weiter gegenseitig, wie die rasante Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ oder die Beeinflussung
von Wählern durch soziale Netzwerke zeigen. Einerseits wird dadurch die digitale Optimierung fast aller von
Menschen erdachten Handlungsabläufe möglich, andererseits droht aber auch die umfassende Überwachung
und Manipulation der Bürger.
Eine zeitgemäße Medienerziehung muss unsere Kinder und Jugendlichen zur aktiven und selbstbestimmten
Mitwirkung an diesen Entwicklungen befähigen, indem sie die sach- und fachgerechte Nutzung und Gestaltung
(d.h. auch Programmierung) von modernen Medien (wie sozialen Netzwerken) erlernen, um deren Wirkungs-
weise und Produktionsbedingungen zu verstehen sowie die Notwendigkeit von Datenschutz und Urheberrecht
einzusehen. Dazu kann und muss jedes Fach in jeder Schulart seinen Beitrag leisten, indem es fachspezifische
Aspekte aufgreift, wie etwa die Veränderung der Sprache und Schrift im Fach Deutsch oder die Bedingungen
und Konsequenzen elektronischer Wahlen in Sozialkunde.
Allerdings sind für eine erfolgreiche Medienerziehung daneben auch gewisse technische und logische Grund-
lagenkompetenzen notwendig, z.B. zur Funktionsweise eines Computers (und seinen Angriffspunkten), zum
Weg einer E-Mail durch das Internet (und den Abfangmöglichkeiten), zur Sicherheit von Passwörtern oder zur
asymmetrischen Verschlüsselung. Dazu ist eine solide Informatikausbildung mit entsprechender Lehreraus-
bildung in allen weiterführenden Schularten unumgänglich, die wegen der Ausprägung von Stereotypen mög-
lichst früh beginnen sollte. Grundschulkinder sollten zusätzlich spielerisch informatische Grundprinzipien wie
Algorithmen erkunden, um rechtzeitig Interesse an diesen Themen zu wecken.
Neben der schulischen Ausbildung ist aber auch die Kinder- und Jugendhilfe gefordert, die mit ihrer Lebenswelt-
orientierung einen maßgeblichen Beitrag zur Vermittlung von Medienkompetenz leisten kann. Bereits in den
Kinderbetreuungseinrichtungen kann frühe Medienerziehung das Fundament für einen altersgemäßen, kreativen
und souveränen Umgang mit digitalen Medien legen, wobei auch die Eltern durch Angebote des erzieherischen
Kinder- und Jugendschutzes unterstützt werden können.
Von der Entwicklung Digitaler Bildungsregionen erwarte ich erhebliche Unterstützung in all diesen Bereichen,
vor allem durch die Säulen Digitalisierung gemeinsam gestalten und Vermittlung von Kompetenzen für eine
digitalisierte Welt. In diesem Sinne wünsche ich der Staatsregierung weiter viel Erfolg bei der Förderung
Digitaler Bildung.
Prof.Dr.PeterHubwieser