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aviso 1 | 2018

SKIZZE UND IDEE

COLLOQUIUM

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Riß, Dessein, Modello

Text:

Angelika Dreyer

kizzen, im 18. Jahrhundert auch als

Riß, Abriß, Des-

sein, scizzo

oder

modello

bezeichnet, hatten für die

zu dieser Zeit in Süddeutschland weit verbreitete

Freskomalerei einen ganz besonderen Stellenwert.

Die technische Ausführung der Malerei al fresco, bei der

direkt auf den feuchten Putz gemalt wurde und die Farbe da-

durch beimAbbinden eine hohe Haltbarkeit und Strahlkraft

gewann, bot einerseits den Vorteil, auch sehr große Decken-

und Wandflächen in überschaubaren Zeiträumen gestalten

zu können. Andererseits barg sie aber ein erhebliches Gefah-

renpotenzial, da nach dem Trocknen des Putzes kaummehr

Korrekturen vorgenommen werden konnten – es sei denn,

man schlug ganze Wandpartien wieder ab und begann den

Malprozess von neuem. Daraus resultierte ein beträchtliches

finanzielles Risiko für die Auftraggeber, die unter anderem

auch die aufwändigen Gerüstaufbauten zu zahlen hatten.

Entwürfe für die barocke Deckenmalerei

Die Entwicklung des

concetto

, des oft vielschichtigen und in-

tellektuell anspruchsvollen, inhaltlichen Konzeptes für die

großflächigen Freskenzyklen, oblag in der Regel einem ge-

bildeten Geistlichen oder einem Hofgelehrten. Die Aufgabe

des Künstlers war es anschließend, die ihm vorgelegten schrift-

lichen Programme in eine für den Betrachter ›lesbare‹ Bild-

komposition zu überführen. Entwurfszeichnungen bilde-

ten hierfür häufig eine erste anschauliche Grundlage. Auf

dem Papier konnten inhaltlich-sachliche Korrekturen ohne

Schwierigkeiten vorgenommen werden. Dies zeigt beispiels-

weise der eigenhändige Entwurf von Cosmas Damian Asam

(1686-1739) für einWandfresko imFreisinger Dom (1724). In

dieser Szene zeichnet der Papst den Bistumsheiligen Korbi-

nian mit den bischöflichen Insignien von Mitra und Pallium

aus. Auf der Skizze Asams hält ein Assistent am rechten

Bildrand den Bischofsstab mit der Krumme nach außen, ein