einsmitgliedschaft zu kündigen.
Wie beurteilen Sie als Präsident des
DSB eigentlich den zunehmenden
Trend zu Extremsportarten?
Ich möchte hier zwischen neuen Sport–
richtungen und Extremsportarten unter–
scheiden. Im ersteren Fall kann ich nur
an die Verbände appellieren, sich sol–
chen Entwicklungen nicht völlig zu ver–
schließen, sondern die eine oder ande–
re Sportart mit aufzunehmen. Von man–
chen wird das in Teilen ja schon prakti–
ziert. Auf der anderen Seite sollen die
Sportvereine natürlich nicht jedem mo–
dernen Trend blind nachlaufen, son–
dern sich auf einige ausgewählte Berei–
che konzentrieren . Was die Extrem–
sportarten betrifft, so will ich den Um–
weltaspekt nicht unerwähnt lassen.
Denn der organisierte Sport hat hier
längst ein großes Verantwortungsbe–
wußtsein entwickelt, das .es nicht rat–
sam erscheinen läßt, allen Abenteuer–
gelüsten nachzugeben.
.Was dem Sport immer wieder negati–
ve Schlagzeilen einbringt, ist das The–
ma Daping. Kann man diesem Pro–
blem denn nicht beikommen?
Also ich bin kein Utopist. Einen 100-
prozentig dopingfreien Sport wird es
nie geben, ebensowenig wie sich alle
Autofahrer an die Geschwindigkeits–
begrenzungen halten. Aber ich gehö–
re zu denjenigen, die ein hartes Vor-
18 SCHULE
alctue/1
"Junge Leistungs–
sportler
brauchen eine
systematische
medizinische
Betreuung."
gehen, sprich vermehrte; auch un–
angekündigte Kontrollen während
der Trainingsphasen befürworten.
Um dem Übel den Garaus zu ma·
chen, muß man auf jeden Fall ab–
schreckend wirken.
Lassen Sie uns nochmals auf den
Gesundheitsaspekt beim Sport
zurückkommen. Gilt das auch für
Kinder, die einen Leistungssport
wie z.B. Kunstturnen betreiben?
Meiner Ansicht nach ist das kindliche
Kunstturnen nur zu vertreten, wenn es
von einer systematischen medizini–
schen Betreuung begleitet wird. Der
Arzt hat das entscheidende Wort zu
sprechen, und nicht der Treiner oder
die Eltern.
Sie begrüßen es aber trotzdem, wenn
sich Jugendliche oder Kinder dem Lei–
stungssport verschreiben?
Aber selbstverständlich! Allerdings ist
dabei unbedingt darauf zu achten,
daß der Sport nicht die gesamte Frei–
zeit ausfüllt. Kinder müssen auch mal
mit Freunden und Schulkameraden to–
ben dürfen. Denn schließlich haben
wir es ja nicht mit kleinen Erwachse–
nen zu tun. Auf der anderen Seite:
Wenn das Kind sagt, das Schönste
auf der Welt ist für mich Kunstturnen,
wer hat dann das Recht, es statt zum
Training nach draußen zum Federball–
spielen zu schicken?
Manchmalläßt sich ja schon in jungen
Jahren mit dem Sport eine ganze
Menge Geld verdienen, z.B. mit Wer–
beverträgen...
Dagegen ist im Prinzip auch nichts zu
sagen . Warum soll ein überragendes
junges Sporttalent für seine Auftritte
nicht ebenso bezahlt werden wie ein
14jähriger Klavierspieler, der die
große Welthoffnung ist? Ob es aller-
dings dem Kind so gut bekommt,
wenn in dem Kreis der Betreuer nicht
nur der Arzt, der Trainer und die El–
tern, sondern auch noch der Manager
mitredet, weiß ich nicht.
Überhaupt gab es in den letzten Jah–
ren eine zunehmende Kommerzialisie–
rung des Sports. Welchen Anteil daran
haben Ihrer Ansicht nach die Medien?
Einen ganz erheblichen, um nicht zu
sagen, den entscheidenden. Das
große Problem ist, daß in den Medi–
·en, vor allem im Fernsehen, immer nur
drei, vier Sportarten vertreten sind,
weil sie den Sendern hohe Werbeein–
nahmen garantieren. Durch diese ein–
seitige Darstellung ist in gewisser Wei–
se ein Zerrbild des Sports entstanden .
Denn die Bandbreite der Sportarten
ist viel größer, als es die Präsenz in
den Medien erscheinen läßt.
Eine persönliche Schlußfrage: Welche
Sportarten treibt der Präsident des
Deutschen Sportbundes?
Ich bin ganz ehrlich: Häufig scheitern
meine guten Vorsätze an meinem vol–
len Terminkalender. Ich versuche,
mich mit regelmäßigem Fahrradfahren .
und Schwimmen fit zu halten. Den
jährlichen Skiurlaub lasse ich mir al–
lerdings nicht nehmen!
0
Wenn es
die
Zeit
erlaubt,
hält
sicll
Manfred von
Richthofen
mit
Radfahren
fit.