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MOMENT–

AUF–

NAHMEN

AUSDEM

FLUSS

DERZEIT

Fortsetzung von Seite 23

Familien- und Vereinschroni–

ken, Archive, Doktorarbeiten,

Biographien und Zeitschriften

über unseren Raum?

Von der Volksschule Leng–

gries war da z. B. Frau Merk!

unterwegs, die wir schon ken–

nen. Sie sammelte · bei den

technischen Experten alles Wis–

senswerte über das Sylvenstein–

kraftwerk. Daneben studierte

sie erdgeschichtliche Fachbü–

cher, dokumentierte für das

Sammelwerk die Talformen am

Oberlauf der lsar.

Zur gleichen Zeit widmete

sich ihr Kollege Weinhuber den

Zeugen der frühen Holzwirt–

schaft. Er machte sich vertraut

mit der Technik und Organ isa–

tion der Flößerei (Bild S. 22).

Von betagten ehemaligen Trift–

meistern und Floßführern ließ

er sich die Gewerbeordnungen

und das alte Wasserrecht erklä–

ren . Mit Handskizzen oder Fo–

tos dokumentierte er das typi–

sche Flößerwerkzeug.

Zum heimatkundliehen Ar–

beitskreis der Lehrer in Leng–

gries gehörte auch Schwester

M. Talida Rieder. Sie sicherte

mit Tonbandaufnahmen bo–

denständige Lieder, Instrumen–

talmusik, Bauernsprüche, Wet–

terregeln und lustige Dialektge–

schichten .

Nach Abschluß der Be–

standsaufnahme mußte das zu–

sammengetragene Material ge–

sichtet und sortiert, in Kapitel

eingeteilt, mit Skizzen und

24

Landkarten ergänzt, überarbei–

tet und zu guter Letzt auch

noch ins reine getippt werden.

Dazu kamen Inhaltsverzeich–

nisse und Stichwortregister, die

den Benutzern das Werk er–

schließen.

Allein für den Bereich Bad

Tölz - Wolfratshausen umfaßt

es heute sechs dicke Aktenord–

ner mit zusammen weit über

2000 Seiten . Das entspricht et–

wa der Durchschnittsgröße, die

auch in den übrigen Oberbaye–

rischen Landkreisen erreicht

wurde.

Damit nun jede Volksschule

einen eigenen Satz des örtH–

chen Heimatkompendiums er–

halten konnte,. zahlten die Ge–

meindeväter die Kopierkosten .

Finanzielle Beihilfe zur Verviel–

fältigung leistete auch der Lan–

desverein für Heimatpflege. Er

spendierte unter anderem die

einheitlichen . Sammelordner,

worin das Material bei den

Schulen heute abgeheftet ist. in

seiner Geschäftsstelle an der

Münchner Ludwigstraße Nr. 23

kann man übrigens das Werk in

seiner Größe bewundern - auf

23 laufenden Regalmetern.

Selbstverständlich arbeitete

man an der heimatkundliehen

Stoffsammlung nicht nur in

Oberbayern . Landauf, landab

entstanden auch in allen ande–

ren Regierungsbezirken des

Freistaats ähnliche Material–

bände. "Leider beginnt eine

solche Dokumentation mit dem

Tag der Fertigstellung schon

wieder zu altern", sagt Direktor

Remiger aus Straubing (Bild un–

ten). "Jedes Jahr werden Denk–

mäler zerstört, neue Straßen

dem Verkehr übergeben, Ein-

griffe in die Natur vorgenom–

men, Betriebe angesiedelt oder

geschlossen. Deshalb appellie–

re ich an die Kollegen, die Ar–

beit fortzuführen."

Die heimatkundliehe Stoff–

sammlung ist zwar von Lehrern

gemacht, aber nicht nur für den

Schulgebrauch gedacht. Auch

Eltern, besonders die neu zuge–

zogenen, können aus dem

Kompendium schöpfen . Darin

lernen sie Land und Leute ken–

nen. Schulen oder Schulämter

geben gerne Einblick. Auch bei

der Fortschreibung sind Anre–

gungen und Beobachtungen

von Eltern willkommen.

Im freiwilligen Dienst der

Heimatforschung und Heimat–

pflege stehen unsere Lehrer

nicht erst seit ein paar Jahren.

Schon generationenlang leisten _

sie hier Vorbildliches. Hugo

Wilz, ehemals Lehrer in

Achalshausen bei Ochsenfurt

(s. Foto S. 23), ist dafür ein Bei–

spiel. Ein anderes ist Rektor

Walter Werz. in Kaufbeuren

gestaltete er 30 Jahre lang das

älteste bayerische Kinderfest.

Alljährlich spielen dort die

Schüler beim sog. Tänzelfest

·Szenen aus der tausendjährigen

Geschichte ihrer Heimatstadt.

Ein drittes Beispiel für hei–

matkundliehe Begeisterung ist

Rektor Alfons Haseneder. Zu

seinen bleibenden Verdiensten

gehört es, den vom Verfall be–

drohten alten Edelmannshof zu

Persehen bei Nabburg gerettet

und als Bauernmuseum der Öf–

fentlichkeit zugänglich ge–

macht zu haben .

Lehrer als Bral.ichtumspfle–

ger, Museumsleiter und Mitar–

beiter in der Denkmalpflege

sind keine Seltenheit. Im

.J

genteil . Die lange bayerisc•. -::

Lehrertradition kennt viele bei–

spielhafte Idealisten, denen die

Natur-, Archiv- und Heimat–

pflege über den Beruf hinaus

zur Lebensaufgabe wurde.

Auch die Gegenwart braucht

sich hier nicht zu verstecken:

Unter den rund 240 bayeri–

schen Heimatpflegern zählt

man heute nicht weniger als 88

Schulmänner.

Ein Heim11tlexikon 11us Lehrerh11nd

Schulamtsdi–

rektor Remiger

widmete sich

Straubing und

Umgebung. in

30 Aktenord–

nern trug er

alles Wissens–

werte für die

Heimatkunde

zusammen.