Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 73

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
5.2 Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement und Protest
Im diesem Abschnitt werden das gesellschaftliche bzw. politische Engagement und Protest der Be-
fragten näher beleuchtet. Wie sehen gesellschaftliches bzw. politisches Engagement und Protest
aus? Wofür bzw. wogegen engagieren sich und protestieren die Befragten? Welche Ziele werden mit
dem eigenen Engagement und Protest verfolgt? Welche persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten
bieten sich für die Befragten und wie ist die Resonanz aus dem sozialen Umfeld und der Öffentlich-
keit?
5.2.1 Inhalte von gesellschaftlichem bzw. politischem Engagement und Protest
Wie schon in Kapitel 5.1.2 beschrieben haben die Befragten einen persönlichen Bezug zu den The-
men, für die sie sich engagieren bzw. protestieren. Dabei ist es für die Befragten typisch, sich für so-
ziale Gerechtigkeit und Bildungschancen einzusetzen, sie engagieren sich gegen Atomkraft, kämpfen
für den Schutz von Tieren, gegen Rassismus und Diskriminierung, gegen Kapitalismus, Faschismus,
Militarismus, gegen Sexismus etc.
„I: Wie sieht das inhaltlich aus? Also wofür engagiert ihr euch da so?
A: Ja, also das war zu verschiedenen Themen, zum Beispiel, klar, halt gegen Rassismus und
Rechtsextremismus. Und auch so halt – Atomkraft. Oder auch zum Beispiel gegen, ja, Kapita-
lismus oder so, ja, so in die Richtung.“ (w)
Dies gilt auch für scheinbar unpolitische Bereiche wie den Fußball. Dort engagiert sich bspw. eine
Ultragruppierung über den eigenen Verein hinaus gegen Rassismus. Der Befragte führt auch noch
mal die persönliche Erfahrung als Motivation aus, sich zu engagieren.
„A: Also auf jeden Fall engagieren wir uns gegen Diskriminierung, vor allem Anti-Rassismus, das
zum einen einfach ganz plakativ durch, zum Beispiel schon mal durch eine „Ultras gegen Ras-
sismus“-Zaunfahne, so einen Überwurf über unsere Zaunfahne. Zu dem Thema gibt’s immer
wieder Spruchbänder, also das kann ganz unterschiedlich ausschauen. Wir hatten jetzt zum
Beispiel einfach aufgrund der medialen Aufmerksamkeit, der wir uns da bedient haben bei ei-
nem Spiel (…), ein Spruchband auf Bulgarisch, als es dort die Pogrome gegen Sinti und Roma
gab. Aber das war auch einfach, weil wir da durch ein Mitglied eine persönliche Verbindung da-
zu haben. Also das meiste ist schon wirklich auch, wenn es irgendwie so was gibt, aus der per-
sönlichen Erfahrung heraus, dadurch motiviert. Wobei man jetzt schon sagen kann, also dieses
antirassistisch rührt auch daher, dass natürlich die Fankurven in den Neunzigern doch einfach
auch so durch einen relativ dumpfen Alltagsrassismus geprägt waren und man sich da dann
eben auch dagegen engagiert hat und das halt auch, würd’ ich sagen, das ist was, was wir uns
ganz groß auf die Fahnen schreiben können. Natürlich gibt’s auch genug rechtes Gedankengut
in der Kurve, aber das ist einfach nicht mehr so greifbar und nicht mehr so da; und dass, glaub’
ich, auch so junge Fans sagen, es ist eigentlich cooler, kein Nazi zu sein. Ja, vielleicht auch mal,
dass man in einem Spieltagsbericht irgendwas schreibt, wenn’s halt irgendwas mit Nazis gab,
und sagt: Das ist grobe Scheiße! Ja, wir hatten schon viele Publikationen, wo wir reingeschrie-
ben haben, warum’s halt Blödsinn ist irgendwie, rassistisch sich zu äußern, Rassist zu sein. Hat-
ten dann auch, ja, immer wieder was gegen Homophobie, gegen Sexismus, Texte, haben
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