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aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Werkstatt
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vergangen. Schon 2006 dokumentierten
Dorothea Lenz und Oliver Pauer vom
Bauamt München I ihre Entwurfsüber-
legungen zum Umbau des Gebäudes.
Vor kurzem haben auf Anregung des
»Vereins der Freunde und Förderer der
Glyptothek und der Antikensammlun-
gen« die Architekten Uwe Kiessler und
Christoph Sattler jeweils eigene Ent-
wurfstudien vorgelegt. Sie zeigen ver-
schiedene Möglichkeiten auf, wie der
Bau den heutigen Anforderungen des
Museums angepasst werden kann.
Abgesehen von den selbstverständlichen
Notwendigkeiten (barrierefreier Zugang,
Aufzug usw.) ist allen drei Entwürfen
gemeinsam:
1. Sie lehnen die jetzige Monumentalität
der Räume ab: Sie fügen im
Hauptraum Galerien oder eine Zwi-
schendecke ein und teilen auch die
Seitenflügel wieder in zwei Räume
auf. Sie nehmen also Zieblands Pro-
portionen wieder auf. Und so tas-
tet auch kein Entwurf das denkmal-
geschützte Außenbild des Ziebland-
Baus an.
2. Die beiden bisher so nutzlosen Innen-
höfe werden überdacht, eine Decke
eingezogen und somit weitere Depo-
träume imUntergeschoss und attrak-
tive überkuppelte Räume im Haupt-
geschoss geschaffen, für die sich ver-
schiedene Nutzungsmöglichkeiten
bieten: als Sonderausstellungsraum,
Raum für Museumspädagogik oder
als Cafe.
3. Alle Entwürfe erweitern beträchtlich
die Ausstellungsfläche wie auch die
Depotfläche. Was besonders wün-
schenswert ist, da bisher wertvolle
Sammlungsbestände in einem ande-
ren Gebäude ausgelagert sein müssen.
Der Umbau ist
vordringlich. Durch
die baulichen und technischen Unzu-
länglichkeiten ist das Museum blockiert.
Für Sonderausstellungen kann es inte-
ressante Objekte aus anderen Museen
nicht ausleihen, da es die im internati-
onalen Leihverkehr vorgeschriebenen
klimatischen Bedingungen in den Aus-
stellungsräumen nicht garantieren kann,
und die ›archaische‹ Transportweise in-
nerhalb des Museums nicht den Sicher-
Professor Dr. Raimund Wünsche
war
von 1994 bis 2011 leitender Direktor
der Glyptothek und der Staatlichen Anti-
kensammlungen in München.
linke und rechte Seite
Erstes Obergeschoss
(Hauptgeschoss) des Ausstellungsgebäudes
am Königsplatz (jetzt: Antikensammlungen).
von oben nach unten
Georg von Ziebland, 1848—1944;
Umgestaltung von Johannes Ludwig, seit 1967;
Entwurf: Staatliches Hochbauamt München 1,
Dorothea Lenz/Oliver Pauer, 2006;
Entwurf: Uwe Kiessler, 2014;
Entwurf: Christoph Sattler, 2014.
heitsansprüchen unserer Zeit entspricht.
Und das betrifft vor allem auch die ei-
genen Bestände. Schließlich empfindet
man heute die Unzugänglichkeit des
Museums für jeden, der nicht sicher zu
Fuß ist, geradezu als peinlich.
Und eines sei noch hinzugefügt: Eine
so bedeutende Sammlung, wahrlich
von Weltrang, und das ist nicht eine
der heute so üblichen übertreibenden
Floskeln, hat es verdient, in einem ähn-
lich glücklich gestalteten Museum prä-
sentiert zu werden wie ihr Gegenüber,
die Glyptothek.
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