Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 16

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Ebenso greift die Flexible Grundschule vertraute
Arbeitsmethoden und Vorkenntnisse der Kinder
im Unterricht auf und stellt so sicher, dass die
Schulanfängerinnen und -anfänger weder über-
noch unterfordert werden.
Eine anschlussfähige Bildungspraxis setzt re-
gelmäßige Treffen zwischen den Erzieherinnen
und Erziehern und den Lehrkräften voraus. Dar-
über hinaus bereichern Besuche der Vorschulkin-
der im Unterricht der Eingangsstufe, gemeinsame
Projekttage oder gemeinsam gestaltete Eltern-
abende und Elternbriefe mit Informationen zum
Übergang die Kooperation des Fachpersonals von
Kindertageseinrichtung und Grundschule.
Erhebung der Lernausgangslage
Um jede Schülerin und jeden Schüler von An-
fang an optimal und entwicklungsgerecht fördern
und fordern zu können, erhebt die Lehrkraft mit
Hilfe des computergestützten Verfahrens FIPS
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zu
Beginn des ersten Schulbesuchsjahres den indivi-
duellen Lern- und Leistungsstand jedes Schulan-
fängers. Das Kind zeigt dabei seine Fähigkeiten
und bearbeitet ohne Vorbereitung Aufgaben in
den Bereichen Deutsch und Mathematik.
Während des Schuljahres erfolgt eine systema-
tische Beobachtung und Beschreibung des indivi-
duellen Lernens und Verhaltens in den verschie-
denen Unterrichtsbereichen durch die Lehrkraft.
Darüber hinaus geben Gespräche mit Eltern zur
Erhebung der Vorgeschichte und zur Klärung der
momentanen Situation des Kindes weitere wert-
volle Einblicke in die Entwicklungsgeschichte. Aus
der Gesamtschau aller vorhandenen Beobachtun-
gen werden passgenaue Lernangebote für den
Unterricht erstellt, sodass schulischer Über- bzw.
Unterforderung vorgebeugt wird.
Am Ende des Schuljahres bzw. zu Beginn des
zweiten Schulbesuchsjahres wird der individuelle
Lernfortschritt erneut durch FIPS erhoben, um
den Lernerfolg jedes einzelnen Kindes festzustel-
len und ggf. weitere Unterstützungsmaßnahmen
festlegen zu können.
Individualisierende Lernangebote
Das Unterrichtskonzept der Flexiblen Grund-
schule berücksichtigt die Verschiedenheit der
Schülerinnen und Schüler und nutzt diese ge-
winnbringend für ein Von- und Miteinanderlernen.
Im Zentrum des Unterrichts steht das Lernen an
gemeinsamen Themen und offenen Aufgaben, die
differenziert und in kommunikativen Lernsituati-
onen bearbeitet werden. Darüber hinaus werden
bewährte und neue Unterrichtsmethoden in schü-
leraktivierenden Lernumgebungen genutzt, die
jedem Kind ein Lernen im eigenen Tempo auf dem
ihm machbaren Niveau ermöglichen. Diese Lern-
umgebungen sind im didaktischen Sinne gute, of-
fene Aufgabenstellungen zu einem gemeinsamen
Leitthema, die ein hohes Maß an Differenzierung
bieten. Anhand der Schülerarbeiten macht sich
die Lehrkraft ein Bild von den Stärken und dem
Übungsbedarf im jeweiligen Bereich, führt ent-
sprechende Lerngespräche mit den Schülerinnen
und Schülern sowie deren Erziehungsberechtig-
ten und geht darauf in der weiteren Planung ein.
Lernrückmeldung und Leistungserhebung
Die Kinder lernen individuell. Dies erfordert ei-
nen veränderten Blick auf Lernen und Leistung.
Neben den Lernergebnissen rücken die Lern-
prozesse ins Zentrum der Aufmerksamkeit, um
persönliche Entwicklungen und Fortschritte der
einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers
erkennen und würdigen zu können. Die Modell-
schulen haben verschiedene und auch neue For-
men der Rückmeldung über den Lernerfolg sowie
der Leistungserhebung erprobt. Zur Beobachtung
und Dokumentation des Lernens in der Flexiblen
Grundschule werden Unterlagen und Schülerar-
beiten herangezogen, die aus der Beschäftigung
mit einer Aufgabenstellung im Unterricht entste-
hen und die z.B. in einem Portfolio gesammelt
werden. Weitere alternative Formen der Doku-
mentation wie Lerntagebücher oder Lernlandkar-
ten finden ebenfalls Anwendung. Auf diese Weise
entsteht ein differenziertes Bild über den indivi-
duellen Aufbau der fachlichen, methodischen und
sozialen Kompetenzen der Schülerin oder des
Schülers.
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