Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 100

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3.2.3 Lernlandkarte
Mithilfe von Lernlandkarten können Schülerin-
nen und Schüler in vorstrukturierter Weise ihren
Lern- und Wissensstand zu einem bestimmten
Thema beschreiben. Das Erstellen einer Lern-
landkarte muss mit ihnen eingeübt werden. Die
Kinder erhalten in vorgedruckten Kreisen For-
mulierungen dessen, was als Wissensinhalt, als
Fähigkeit oder Fertigkeit zu einem Thema wün-
schenswert ist. Die Kinder schneiden diese Kreise
aus. Sie können sie auch selbst durch eigene Be-
schreibungen ihrer Kenntnisse ergänzen. Diese
Möglichkeit nehmen Kinder umso mehr in An-
spruch, je mehr sie mit diesem Instrument zur
Lerndokumentation vertraut sind. Nun ordnen sie
sie nach den vorgegebenen Kriterien (Abb. 50)
und kleben sie auf ein Blatt Papier oder in das
eigene Lerntagebuch ein:
Die erste Lernlandkarte kann nach einem be-
stimmten Zeitraum, während dem zum Thema
gelernt und geübt wurde, wieder zur Hand ge-
nommen und ergänzt werden: Felder, die in der
ersten Lernlandkarte rot umrandet oder gelb
schraffiert waren, können zum zweiten Zeitpunkt
der Bearbeitung zu den grün ausgemalten Feldern
gehören. So können in Lernlandkarten erworbene
Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten sicht-
bar gemacht und der Lernzuwachs dokumentiert
werden (Abb. 51).
Lernlandkarten bieten die Möglichkeit, den ei-
genen Lern- und Wissensstand zu reflektieren und
sich selbst weitere Ziele zu setzen. Schülerinnen
und Schüler können dies auch gut in einem Lern-
gespräch mit der Lehrkraft tun. So übernehmen
die Kinder so früh wie möglich Verantwortung für
das eigene Lernen.
Abb. 50: Ordnungskriterien
für die Lernlandkarte
Praxisbeispiel: Lerntagebucheintrag „Namenwörter schreiben und ordnen“
Die folgenden drei Schülerdokumente sind un-
terschiedliche Lösungen für den Auftrag:
Schreibe Namenwörter und ihre Begleiter auf.
Kannst du sie auch ordnen?
Abb. 49: Lerntagebucheinträge „Namenwörter auf-
schreiben und ordnen“ (vor der Korrektur)
Mit dieser Fragestellung (Abb. 49) lässt sich
leicht eine Momentaufnahme zur Rechtschreib-
kompetenz und zu Kompetenzen im Bereich
„Sprache untersuchen“ erzielen. Während das
erste Kind rechtschriftlich schon sicher ist, ord-
net es neben „die Wiese“ und „die Hose“ (Femi-
nina, Singular) auch die Pluralformen von No-
mina, die nicht Feminina sind, an. Die anderen
beiden Kinder haben noch Probleme mit einigen
Schreibungen, ordnen aber meist zutreffend und,
besonders im letzten Fall, sehr ökonomisch nach
grammatischem Geschlecht.
So zeige ich, was ich kann und was ich noch lernen möchte:
grün ausgemalt: Das beherrsche ich.
gelb schraffiert: Dazu möchte ich gern mehr wissen/üben/lernen. Ih kann/weiß ein wenig.
rot umrandet:
Dazu weiß/kann ich gar nichts. Ich brauche Hilfe.
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