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Fortsetzung von Seite 16

leimen, Verkeilen, Zinken und

Zapfen von Holz. Ebenso den

richtigen Umgang mit Metall

und die Technik seiner fachge–

rechten Bearbeitung, etwa das

Gewindeschneiden, das Löten,

das Bohren und das Schärfen

der Werkzeuge. Auch Schlep–

per-, Maschinen- und Geräte–

pflege steht auf dem Programm.

Daneben wird das Aus- und

Einglasen geübt, die Reparatur

eines Kunststoffbehälters, kurz

all die vielfältigen handwerkli–

chen Fertigkeiten, die in einem

Agrarberuf gefordert sind.

. Dort, wo die Schule nicht ge–

nügend ausgestattet ist oder

technische Spezialisten nötig

sind, helfen Fachwerkstätten

weiter. So absolvieren z. B. die

"lnehmer am Münnerstädter

J Lehrgänge im Schweißen

und Schlepperfahren an der

Deutschen

Landmaschinen–

schule in Hammelburg. Die

staatliche Lehr- und Versuchs–

anstalt in Schwarzenau hält den

Kurs in Tierhaltung und Mel–

ken.

Aljes in allem ist rund die

Hälfte des gesamten Lehrange–

bots im BGJ Agrarwirtschaft der

beruflichen Praxis, ein Drittel

des Unterrichts der Fachtheorie

gewidmet. Dazu gehören z. B.

so wichtige Themen wie der

Zusammenhang von Klima und

Pflanzenbau, das Verstehen

einer Wetterkarte, die chemi–

schen Grundlagen der Pflan–

zenernährung und Düngung,

Tierzucht und Vererbungsleh–

re, die Methoden der Planzen–

vermehrung, Grundbegriffe des

renverkehrs, der Verträge

d der verschiedenen Zah–

lungsarten. Auch Aufgaben und

Organisation der staatlichen

Behörden im Agrarbereich sind

ein Teil des fachtheoretischen

Unterrichts.

Auf Schritt und Tritt läßt er

den Bezug zur Praxis erkennen.

Von der gefürchteten "Kopfla–

stigkeit" des BGJ kann also kei–

ne Rede sein, auch wenn die

allgemeinbildenden Fächer Re–

ligion, Deutsch und Sozialkun–

de sowie der Sport zum Pen–

sum gehören .

Das Beispiel Münnerstadt ist

keine Ausnahme. Ähnlich funk–

tioniert das BGJ Agrarwirtschaft

schon an 39 bayerischen Schul–

zentren. Im derzeitigen Aus–

bauzustand durchlaufen es

jährlich gut 1600 junge Men-

schen.

.

Nach deni erfolgreichen Be–

such des BGJ und ausgerüstet

mit soliden Grundkenntnissen

der Agrarwirtschaft sind sie in

der Lage, eine überlegte Ent–

scheidung für einen der sieben

Spezialberufe dieser Branche

zu treffen . Dann treten sie für

zwei Jahre in einen Ausbil–

dungsbetrieb als Lehrling ein .

Dort erwerben sie traditionell

nach ,.dualem" System die

noch fehlenden Kenntnisse und

Fertigkeiten . Am Ende der Lehr–

zeit steht wie bisher die Gesel–

lenprüfung.

Keiner der jungen Leute, die

bisher in Münnerstadt das BGJ

durchliefen, stand anschlie–

ßend ohne Lehrstelle da. Im

Gegenteil. Die unterfränki–

schen

Ausbildungsbetriebe

machten mit dieser neuen Art

von Lehrlingen so gute Erfah–

rungen, daß immer mehr bereit

sind, Lehrstellen anzubieten. ·

Und was sagen die jungen

Leute selbst zu diesem neuen

Modell? Auch ihr Urteil ist

überwiegend positiv, wenn–

gleich nicht unkritisch . Am

meisten loben sie den Fachpra–

xistag. Weniger angenehm fin–

den sie die weiten Fahrtstrek–

ken. Liegen doch manchmal

Wohn- und Schulort 25 bis 30

Kilometer auseinander. Aber

nur bei vier der insgesamt 50

Münnerstädter BGJ-Schüler war

1980 der Fahrtstreß so groß,

daß sie ein Quartier am Schul–

ort vorzogen.

Und noch etwas verdient Be–

achtung. Wer das BGJ durch–

läuft, ist Schüler, und das be–

deutet: Statt Lehrlingsentgelt er–

hält er Förderung nach BAföG .

Die Höhe hängt vom Einkom–

men der Eitern ab. Wer sich

auswärts einquartieren muß,

kann monatlich bis 465 DM

Staatszuschuß erhalten. Wer

dagegen bei den Eitern wohnt,

bekommt maximal 260 DM.

Apropos Elternhaus: Die

Zahlen aus dem Münnerstädter

Schulsprengel zeigen, daß kei–

neswegs nur Kinder von Land–

wirten das BGJ Agrarwirtschaft

besuchen. Genau die Hälfte

kommt aus einem Elternhaus,

das nichts mit Landbau, Gärt–

nerei oder Viehzucht zu tun

hat. Die Väter arbeiten als De–

korateur oder Bauarbeiter,

Handelsvertreter oder Gastwirt,

Bäcker oder Beamter, Bauinge–

nieur oder Kraftfahrer, Haus–

meister oder Eisenhändler.

Und auch das ist interessant:

Im Münnerstädter BGJ Agrar–

wirtschaft stellen die Mädchen

erst 14 von insgesamt 50 Schü–

lern. Läßt sich dieses ungleiche

Verhältnis ins Lot bringen? Es

würde sich gewiß lohnen.

Nicht nur für die Mädchen .

e

probiert~prämiert

Machen Sie mit bei der S&W-Ideenbörse!

Es zahlt sich aus.

D

ie

S&W-Ideenbörse

geht in die vierte Run–

de. Seit Eröffnung der

Leser-Rubrik treffen bei

der Redaktion in jeder Woche

neue Vorschläge ein; denn

überall, wo Kinder zur Schule

gehen, sammeln Eitern Erfah–

rungen, entdecken sie prakti–

sche Kniffe, die den Kindern

helfen, Ordnung zu schaffen,

Zeit zu sparen, das Gedächtnis

zu entlasten, die Konzentra–

tion zu üben.

Aus dem Schatz dieser päd–

agogischen Hausmittel stellt

S&W diesmal zwei praktische

Ratschläge vor, die gerade für

Eitern mit Abc-Schützen hilf–

reich sein werden. Zunächst

gibt Frau Krause aus Neuöt–

ting einen Tip, wie man Schul–

ranzen und Schulbücher scho–

nen kann:

,.Moderne Schulranzen sind

heute aus leichtem Material

wie Segeltuch usw. herge–

stellt. Doch leider geht das oft

auf Kosten der Stabilität. So

war bei dem Modell unseres

Sohnes nach kurzer Zeit die

zur Versteifung eingearbeitete

Kunststoffplatte völlig zerbro–

chen. Da schafften wir Abhilfe

durch eine maßgenau nachge–

schnittene dünne Sperrholz–

platte. Sie ist kaum schwerer

als die zerbrechliche Vorgän–

gerin, dafür aber unverwüst–

lich. Mit ihr verstärkten wir die

Rückseite des Schulranzens.

Damit die Bücher und Hefte

beim Transport fest stehen

und sich nicht gegenseitig be–

schädigen, klebten wir noch

einen zwei Zentimeter starken

Schaumstoffstreifen auf den

Boden der Schultasche."

Ein weiterer nützlicher Vor–

schlag kommt von Frau Hoch–

dorfer aus Neu-Uim. Wie stets,

wenn Kinder den Schulweg

mit Bus oder Bahn zurückle–

gen müssen, gab es auch in

ihrer Familie immer wieder

Probleme mit den Fahrkarten.

Sie wurden vergessen, waren

am Morgen nicht zu finden,

schlummerten irgendwo in der

abgelegten Kleidung. Da kam

Frau Hochdorfer auf die Lö–

sung:

"Die Fahrkarten werden jetzt

in einen Kofferanhänger mit

Sichtfenster gesteckt. Er läßt

sich an jeder Schultasche an–

bringen, notfalls mit einer

Schnur auch am Gürtel, am

Hosenbund oder am Reißver–

schluß des Anoraks. Seither

hat die nervtötende Sucherei

ein Ende, keine Fahrkarte wird

mehr vergessen."

Wer holt sich die nächste

Prämie in der S&W-Ideenbör–

se? Bitte schicken Sie Ihren

Vorschlag an die Redaktion

SCHULE & WIR, Salvatorstra–

ße 2, 8000 München 2.

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