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aviso 1 | 2017

NISCHEN IM FOKUS

:

WERKSTATT

links

Porträt Dr. Otto Riedner (BayHStA, Archivchronik 014-A51).

rechts

Porträt Dr. Franz Knöpfler (BayHStA,MK 45434).

davor, im August 1944 in den vorzei-

tigen Ruhestand versetzt zu werden.

Sein Fall zeigt daher auch die Grenzen

der personalpolitischen Eingriffe des

NS-Staates und gibt einen Einblick in

das auf Misstrauen und Verdächtigun-

gen aufgebaute Binnenklima, das der

NS-Staat in die Staatsverwaltungen

hineintrug.

Selbstgleichschaltung

Die Beförderung Knöpflers an die Spitze

der staatlichen Archive in Bayern hat

zu keiner vollständigen Neuausrich-

tung der Archivverwaltung geführt, die

Erwartungen der Nationalsozialisten

letztlich also nicht erfüllt. Dies hatte

seine Ursache nicht zuletzt darin, dass

auch Knöpfler mit dem vorhandenen

Personal zurechtkommen musste, der

Umbau der Archivverwaltung wegen

der bestehenden Zugangsregelungen

und Beförderungsrichtlinien also nur

auf lange Sicht funktionieren konnte.

Der Zweite Weltkrieg wirkte dabei so-

gar als retardierendes Element, weil

viele junge Archivare, die bereits un-

ter dem Gesichtspunkt der politischen

Zuverlässigkeit zur Archivarsausbildung zugelassen worden waren, zum Kriegs-

dienst eingezogen wurden und für die Archivarbeit nicht mehr zur Verfügung

standen.

Trotz des überschaubaren Erfolgs der in der NS-Zeit ergriffenen personalpoli-

tischen Maßnahmen wird man sich aber davor hüten müssen, die Neuausrich-

tung der bayerischen Archivare im Sinne des NS-Regimes als Fehlschlag zu be-

trachten. Dem Anpassungsdruck des neuen Systems konnten sich nämlich auch

die noch im Königreich beziehungsweise in den Weimarer Jahren eingestellten

oben

Artikel der Zeitschrift »Der Stürmer« über das bayerische Archivwesen vom August 1933 (BayHStA, MK 41340).