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aviso 1 | 2017

NISCHEN IM FOKUS

:

COLLOQUIUM

oben

Das Seminar als Ort der wissenschaftlichen

Diskussion – Vertiefungsseminar Griechisch an der LMU.

darunter

Archäologie als Mittlerin zwischen Geistes-

und Naturwissenschaften – Professor Dr. R. Gebhard

(Archäologische Staatssammlung München) mit

Doktoranden aus Basel, Berlin und München im Labor.

Professor Dr. Martin Hose

lehrt Griechische

Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität

München. Seit 2001 ist er Ordentliches Mitglied

der bayerischen Akademie der Wissenschaften, von

2007 bis 2015 war er Vorsitzender des Senats

der LMU und Stellvertretender Vorsitzender des

Hochschulrats. Seit 2012 ist er Sprecher der

Graduate School »Distant Worlds«.

Die Kleinen Fächer: Ein Überblick

Ein Verzeichnis der Kleinen Fächer und ihrer Universitätsstandorte in Deutschland bietet di

e

Arbeitsstelle Kleine Fächer auf der Website www.kleinefaecher.de

etwa an Skandinavistik oder Baltistik – ist die Konstellation natürlich

anders), bricht dort die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuch-

ses ein, Professuren durch internationale Bewerber leicht besetzen zu

können.

Neue Wege der Kooperation

In den altertumswissenschaftlichen Kleinen Fächern gibt es vielerorts

eine seit längerem praktizierte organisatorische und auch wissenschaft-

liche Kooperation. So ist etwa in den neuen Bundesländern bei der

Reorganisation vieler Universitäten darauf Wert gelegt worden, grö­

ßere altertumswissenschaftliche Institute zu schaffen. So wurden etwa

in Halle, Jena, Rostock und Greifswald Alte Geschichte, Klassische

Archäologie, Latinistik und Gräzistik miteinander verbunden. Dies

hatte durchaus positive Folgen für die Konzeption von Studiengängen,

für die jeweils gemeinsame Fachbibliothek und auch gemeinsame For-

schungsvorhaben. Auf anderen Seite – dies ist am ›Schicksal‹ des In-

stituts für Altertumswissenschaften in Greifswald zu erkennen – kann

dann bereits die Streichung einer einzigen Professur (in der Greifswald

war es die Klassische Archäologie) den Anfang vom Ende des gesam-

ten Instituts bedeuten.

AN ANDEREN STANDORTEN

haben sich die Altertumswissenschaften

(wie übrigens auch andere Felder der Kleinen Fächer) zu fakultätsüber-

greifenden Zentren zusammengeschlossen, die als gemeinsame Platt-

formen einerseits der inneruniversitären Profilbildung, andererseits der

Förderung von gemeinsamen Forschungsprojekten dienen. Betrachtet

man als Gradmesser für die Wirksamkeit dieser Maßnahme die Exzel-

lenz-Initiative, so fällt auf, dass gerade die Kleinen Fächer hier durchaus

Erfolge verbuchen konnten: In der letzten Runde dieses Wettbewerbs

2012 konnten sich zwei maßgeblich von den Kleinen Fächern getrage-

ne geisteswissenschaftliche Cluster behaupten: ›Topoi – Die Formation

und Transformation von Raum und Wissen in den antiken Kulturen‹

(gemeinsam von FU und HU Berlin getragen) und ›Asien und Europa

im globalen Kontext: Die Dynamik der Transkulturalität‹ (Universität

Heidelberg). Noch deutlicher wird die Leistungsfähigkeit der Kleinen

Fächer in der sog. ›ersten Förderlinie‹, in der insgesamt 45 Graduier-

tenschulen bewilligt wurden. 11 dieser Schulen können dem Bereich

der Geisteswissenschaften zugerechnet werden. Von diesen werden

immerhin sechs Schulen von den Kleinen Fächern getragen. Oder mit

Blick auf Bayern: Von den hier insgesamt 9 erfolgreichen Anträgen die-

ser Förderlinie stammen fünf aus den Natur- und Lebenswissenschaf-

ten, einer aus demBereich der Sozialwissenschaften. Die verbleibenden

drei Anträge wurden von Vertretern der Kleinen Fächer vorgelegt: die

›Bayreuther Internationale Graduiertenschule für Afrikastudien‹, die

›Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien‹, die gemeinsam

von der LMU und der Universität Regensburg getragen werden, und

›Ferne Welten: Altertumswissenschaftliches Kolleg München‹, das an

der LMU angesiedelt ist.

Man kann diesen Erfolg der Kleinen Fächer als ein klares Argument

für ihre Bedeutung und ihr Potenzial, überzeugende interdisziplinäre

Forschungs- und Qualifikationsprogramme zu entwickeln, sehen. Dass

gerade besondere Chancen und Perspektiven zwischen den (vermeint-

lich) großen Disziplinen für neue Ideen – auch zu alten Kulturen und

Texten – verborgen sind, könnte ein wichtiges Argument für Er

halt

und Pflege der Kleinen Fächer sein.