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aviso 1 | 2015

DIGITALE WELTEN

COLLOQUIUM

Dr. Ulrike Schmidt

ist Oberärztin und Forschungs-

gruppenleiterin am Max Planck-Institut für Psychiatrie

in München.

gehört und viele Vorteile mit sich bringt. Via Internet kann

man kommunizieren, sich informieren und bilden. Internet

kann Freude machen und hat sich in einigen Lebensbereichen,

wie beispielsweise der Wissenschaft, bereits zu einem unver-

zichtbarenMedium entwickelt. Heutzutage sind Kinder und

Jugendliche ohne Erfahrungen mit dem Internet oder Com-

putern gegenüber Gleichaltrigen mit Internet-Erfahrungen

sicherlich benachteiligt – zumindest in sehr vielen Kulturen.

Paracelsus, ein bekannter europäischer Arzt der Renaissance,

sagte: »Die Dosis macht das Gift.« Diese These gilt bis heute

und trifft auf viele Krankheits-induzierende Faktoren zu: Zum

Beispiel macht zu viel und zu wenig Essen krank, zu viel und

zu wenig Ruhe ebenso. Auch übermäßiger Internetkonsum

kann krank machen, während ein moderates Ausmaß an

Internetnutzung unser Leben bereichern und erleichtern kann.

Da die Internetsucht und die Internet-Spielsucht gehäuft

bei Jugendlichen auftreten, sollten Eltern beobachten, wie-

viel Zeit ihre Kinder am Internet verbringen und ihnen

alternative Freizeitbeschäftigungen wie Sport, Spaziergänge

und Spiele in der Natur, Freunde treffen, Musizieren, Lesen

nahelegen und vorleben. Letzteres tut nicht nur Kindern

gut, sondern auch Erwachsenen. Eine abwechslungsreiche

Tagesstruktur beziehungsweise Freizeitgestaltung und ein

Geborgenheit-stiftendes soziales Umfeld können der Ent-

wicklung einer Internetsucht, anderen Suchterkrankungen

sowie Stress-assoziierten psychischen Störungen in jedem

Alter entgegenwirken.

Zwei Jahre später, während einer stressigen Prüfungsphase

im Studium, beginnt Petra wieder, sich stundenlang mit dem

Internet abzulenken. Zudem trinkt sie größere Mengen Alko-

hol, um besser einzuschlafen zu können. Als sie dies bemerkt,

sucht sie sofort wieder die Internetsucht-Spezialambulanz

auf. Die Therapeuten raten ihr unter anderem, eine Selbst-

hilfegruppe zu besuchen. Petra gelingt es dieses Mal schnell,

ihr Suchtverhalten zu bekämpfen. Die Symptome der PTBS

treten nie wieder auf, gelegentlich jedoch bekommt sie noch

Panikattacken. Aber auch damit hat sie gelernt umzugehen.

Foto: debet.fssss.net