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ittwoch, sieben Uhr
früh. Für Florion und
Christian, beide 17,
beginnt die Arbeitswoche
im BMW-Werk in Dingol–
fing. Der Montag und Diens–
tag sind der Berufsschule
vorbehalten . Soweit weicht
ihr Wochenplan kaum von
dem anderer Lehrlinge in
Bayern ab, die eine Berufs–
ausbildung im sogenannten
dualen System absolvieren .
ln einem Punkt aber unter–
scheiden sich die beiden
jungen Männer, zu'sammen
mit weiteren 15 Lehrlingen
bei BMW, dennoch von ih–
ren Alterskollegen. Sie wer–
den nämlich nicht nur zu
Facharbeitern ausgebildet,
sondern erwerben zusätz–
lich die Fachhochschulreife.
Möglich macht das ein
nach Beginn des Modellver–
suchs zeigte sich, daß nur
wirklich gute Schüler in der
Lage sind, diesen neuen
Ausbildungsweg zu gehen.
Bei Audi in lngolstadt wur–
den deshalb heuer nur 15
von 300 Lehrlingen für das
Projekt ausgewählt, von de–
nen jeder, falls er den An–
forderungen nicht gewach–
sen ist, problemlos in ·die
normale Gruppe überwech-
BERUFSABSCHLUSS
UND FACHHOCH–
SCHULREIFE
IN EINEM AUSBIL–
DUNGSGANG?
EIN NEUER SCHUL-
Neues
Modell
Modellversuch, der seit dem
Schuljahr 1994/95 in Din–
golfing und lngolstadt ange–
boten wird. ln Zusammenar–
beit mit den Firmen BMW
und Audi sowie den Indu–
strie- und Handelskammern
Oberbayern
b~.
Nieder–
bayern will das ·Kultusmini–
sterium damit einen neueti
und attraktiven Bildungsweg
im beruflichen Schulwesen
erproben. Er richtet sich an
leistungsfähige Schüler, die
den mittleren Schulabschluß
vorweisem können. Im ent–
sprechenden Zeugnis muß
zudem · in den Fächern
Deutsch, Mathematik und
Englisch mindestens die ·
Note 3 stehen.
Schon wenige Monate
VERSUCH IN
DINGOLFING UND
INGOLSTADT
MACHT'$ MÖGLICH.
sein kann. Denn es wird ei–
niges verlangt: Die Lehrlin–
ge absolvieren zwei Ausbil-
. dungswege, die normaler–
weise vier bis fünf Jahre in
Anspruch nehmen, neben–
einander in nur drei Jahren .
Die gesamte Ausbildung
gliedert sich in zwei Ab–
schnitte. Zunächst durchlau–
fen die jungen Leute inner–
halb von zweieinhalb Jah–
ren eine lehre im Betrieb,
ergänzt durch einen Berufs–
schulunterricht von 17 Stun–
den pro Woche - vier mehr
als üblich -, die auf zwei
Tage verteilt werden. Das
erhöhte Stundenkontingent
ergibt sich daraus, daß zu–
sätzlich zum Stoff der beruf–
lichen Erstausbildung auch
Unterrichtsinhalte der Fach–
oberschule kommen.
Am Ende der ersten Pha-
se steht der Berufsabschluß,
d.h. die Prüfungen zum Indu–
striemechaniker oder Ener–
gieelektroniker.
Anschli·e–
ßend werden die jungen
Facharbeiter innerhalb ei-
nes halben Jahres intensiv
auf die Abschlußprüfung
der Fachoberschule vorbe–
reitet. ln 33 Unterrichtsstun–
den,
~erteilt
auf fünf Tage
pro Woche, pauken sie
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SCHULE
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