aiE KINDER, DIE Mn DEM
FAHRRAD UNTERWEGS
SIND, WERDEN IMMER
JÜNGER. DARAUF HABEN
BAYERNS GRUNDSCHULEN
JETZT REAGIERT.
A
n den bayerischen Grundschu–
len gibt es sie schon seit über
20 Jahren - die Verkehrserzie–
hung in Theorie und Praxis. Sie soll
die Kinder darauf vorbereiten, sich
möglichst selbständig und sicher im
Straßenverkehr zu bewegen. Erteilt
wird der Unterricht, der schon ab der
2. Klasse auf dem Stundenplan steht,
vom Klassenleiter bzw. Verkehrsleh-
Fehrungen gemacht. Dazu Rektor Josef
Eimer: "Die Äußerungen zeigen, daß
wir bei unseren Kindern keine große
Überzeugungsarbeit leisten mußten."
Der Erfolg der ganzen Unterneh–
mung steht und fällt jedoch mit einer
genauen und sorgfältigen Vorberei–
tung. Sie sieht in · der Regel so aus,
daß man für das Radfahrtraining ge–
meinsam mit den Fachleuten der Poli–
Ausfahrt
zei verkehrsarme Straßen
in der Umgebung der Schu–
le oder in einer Wohnge–
gend . aussucht. Diese wer–
den dann zusammen mit
den Grundschülern besich–
tigt, wobei auch bespro–
chen wird, was z.B. bei ei–
ner Kreuzung oder Einmün–
dung, beim Abbiegen oder
der Vorschrift "rechts vor
links" zu beachten ist. Erst
dann begibt man sich auf
die ausgewählte Strecke.
Dabei sind Faktoren wie
Formation, Gruppenstärke,
Ausrüstung oder Strecken–
länge der einzelnen Schule
überlassen. "Natürlich", so
Rektor Eimer, "merkt dann
mancher
Schüler
sehr
schnell, daß zwischen Theo–
rie und Praxis doch ein
großer Unterschied ist.
Aber das ist ja auch ein
wichtiger Lerneffekt."
rer. Erst in der 4. Klasse übernehmen
die Fachleute der Polizei die prakti–
schen Radfahrübungen. Diese fanden
bis vor kurzem noch ausschließlich im
'Schonraum', das heißt im Pausenhof
der Schule bzw. auf dem Gelände
der Jugendverkehrsschule, statt.
Nun ist Bayern dem Beispiel ande–
rer Länder in der Bundesrepublik ge–
folgt, die bei der Radfahrausbildung
ihrer Grundschüler auch praktische
Übungen im 'Realraum', also im Stra–
ßenverkehr, mit einbeziehen. Seit Janu–
ar dieses Jahres gibt es den neuen
Schulversuch
Radfahren in der Ver-
10 SCHULE
aktuell
kehrswirklichkeit,
an dem sich 14 baye–
rische Volksschulen beteiligen. Er läuft
bis Ende 1997 und hat das Ziel, Rah–
menbedingu-ngen auszuloten, unter
denen die praktische Radfahrausbil–
dung generell auf den Straßenverkehr
ausgedehnt werden kann.
"Ich finde es toll!" "Das ist super!"
So reagierten die Buben und Mäd–
chen der 4. Klasse Grundschule in Lu–
he - Wildenau, als sie von ihrem er–
sten 'Ausflug' in die rauhe Wirklich–
keit zurückkehrten. Die oberpfälzische
Schule, die an dem erwähnten Ver–
such teilnimmt, hat bisher nur gute Er-
Die Erfahrungen aller 14
Versuchsschulen werden von
einem
Arbeitskreis am
Staatsinstitut für Schulpäd–
agogik und Bildungsfor–
schung (ISB) in München
ausgewertet. Die Ergebnis–
se sind die Grundlage für die Diskus–
sionen an den lnformationstagen, zu
denen das Kultusministerium die Pro–
jektleiter immer wieder einlädt. Denn
ob sich nicht ein gewisser 'Herden–
trieb' einstellt, wenn ein Erwachsener
vorausfährt, und somit der Lerneffekt
gemindert wird, wer die Gruppe
grundsätzlich begleiten soll - Eltern,
Lehrer oder Verkehrserzieher der Poli–
zei :...., oder ob man sich besser am
Vormittag bzw. Nachmittag . in den
Verkehr begibt - dies sind nur einige
Fragen, die noch in den nächsten
zwei Jahren zu klären sind.
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