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Syrien stirbt
Einsichten und Perspektiven 1 | 16
demHerkunftsland seiner neuen Mitmenschen sucht. Nur:
Der Staat Syrien existiert nicht mehr. Und das Leben ist
kein Hollywood-Film. Die Syrerinnen und Syrer haben
sich ihr neues Leben nicht ausgesucht. Ihre Heimat ist für
hunderttausende Menschen zum Sehnsuchtsort geworden.
Dieser allerdings existiert nur noch in ihrer Vorstellung.
Wer heute ein Porträt über Syrien schreibt, muss sich
fragen, was er da eigentlich porträtieren will: Die Gebiete,
die nach wie vor unter der Herrschaft des Diktators Bashar
al-Assad stehen, einschließlich der Hauptstadt Damaskus?
Die seiner Widersacher, die in den deutschen Medien für
gewöhnlich als „Rebellen“ bezeichnet werden, in denen
aber ganze Städte und Dörfer von der
Al-Nusra-Front
,
einem Ableger der Terrororganisation
Al-Qaida,
gehalten
werden? Die dünn besiedelten, aber riesigen Landstriche
gar, die der selbsternannte „Islamische Staat“ (IS) mit Ter-
ror überzieht? Oder den unzusammenhängenden kurdi-
schen Rumpfstaat im syrischen Norden?
Müsste nicht vielmehr ein Bild der syrischen Men-
schen gezeichnet werden? Doch: Große Teile des einst
zusammenhängenden Staatsgebiets in Syrien sind heute
nahezu entvölkert. Nach jüngsten Angaben der Nicht-
regierungsorganisation
Syrian Center for Policy Research
(SCPR)
5
sind in den nunmehr knapp fünf Kriegsjahren
5 Das
SCPR
ist nach eigener Aussage ein unabhängiger, nichtstaatlicher
und gemeinnütziger
Think Tank
mit Standpunkt. Seine Studien wurden
wiederholt von den
Vereinten Nationen
und Medien wie dem britischen
Guardian
zitiert. Vgl. die Selbstdarstellung des
Think Tanks:
http://scpr-
syria.org/who-we-are/[Stand: 14.02.2016].
Abbildung:
https://pixabay.com/de/politischen-karten-syrien-geographie-322462/