Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 1/14) - page 43

„Die Waffen nieder" – Bertha von Suttners Leben gegen den Krieg
Einsichten und Perspektiven 1 | 14
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8 Hamann (wie Anm. 4), S. 119 f.; Suttner (wie Anm. 4), S. 210 f.
9 Hamann (wie Anm. 4), S. 135.
10 Suttner (wie Anm. 4), S. 219 f.
11 Ebd., S. 228.
12 Ebd., S. 231.
13 Ebd., S. 235.
14 Ebd., S. 237, Hervorhebung im Original.
15 Ebd., S. 239.
mals bei einer Parisreise erfahren hat.
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Das Buch wird nach
seiner Publikation von zahlreichen Medien rezensiert und
viel diskutiert, wobei die Rezensenten sich, wie Suttner-
Kinsky in ihren Memoiren ironisch festhält, zuallererst in
einem Punkt einig sind: Dass „Jemand“ unzweifelhaft ein
Mann ist.
Die Frage nach dem Geschlecht der Urheberin
stellt sich bei ihrer nächsten, noch im selben Jahr erfolgen-
den Veröffentlichung nicht mehr. Diese erscheint nun unter
ihremwahren Namen, Bertha von Suttner. Imweltberühm-
ten Roman „Die Waffen nieder!“ (1889) beschreibt seine
Autorin verschiedene Kriege und die mit ihnen jeweils ein-
hergehenden „humanitären Katastrophen“. Der Roman
wird zum Bestseller und feiert ähnliche Erfolge wie „Onkel
Toms Hütte“ von Harriet Beecher-Stowe.
9
Zudem wird er
in zahlreiche Sprachen übersetzt und gilt lange Zeit als der
wichtigste Antikriegsroman. Doch Suttner erntet für den
Roman nicht nur Lob, sondern erhält auch „anonyme
Spott- und Schmähbriefe“ und „herunterreißende Rezen-
sionen“.
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Gründung der österreichischen Friedens-
gesellschaft
Bertha von Suttner wird durch „Die Waffen nieder!“ zu ei-
ner weltbekannten Person und nutzt dies um Kontakte mit
Friedensaktivistinnen in ganz Europa zu knüpfen. Als sie
1890 eine Reise nach Venedig unternimmt, trifft sie dort auf
einen Vertreter der Londoner Peace-Association, dem sie
spontan bei der Bildung einer Friedensorganisation vor Ort
unter die Arme greift.
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Zurückgekehrt in Österreich macht
sie sich auf die Suche nach österreichischen AnhängerInnen
der Friedensidee: „Das Ergebnis meines Hinundherden-
kens war ein Aufruf [zur Gründung einer Friedensgesell-
schaft], den ich am 1. September 1891 an die
Neue Freie
Presse
einsandte, ohne viel Hoffnung, dass das Blatt ihn
auch veröffentlichen würde.“
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Doch trotz ihrer Zweifel er-
scheint der Artikel und die erste Versammlung der noch zu
gründenden Friedensgesellschaft ist sehr gut besucht. Als
ihr bei dem Treffen das Präsidium übertragen werden soll,
lehnt Bertha von Suttner jedoch ab.
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Noch zögert sie, sich
der politischen Öffentlichkeit auf Dauer zu stellen. Statt-
dessen stellt sie klar, dass der zu gründende Verein ein un-
politischer Verein sein müsse. Nur so können sowohl Män-
ner als auch Frauen der Friedensgesellschaft beitreten, denn
die Vereinsgesetze jener Zeit verbieten Frauen die Mitglied-
schaft in politischen Vereinen.
Bertha von Suttner verfolgt vor allem ein Ziel: die
„Schaffung einer
hinreichend unterrichteten öffentlichen
Meinung.
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Sie befasst sich mit der „Austeilung von
Drucksachen, Zirkularschreiben, Kundgebungen“, mit der
„Einrückung von Artikeln in die Tagespresse, öffentlichen
Vorträgen, Bekanntmachung der einschlägigen Literatur“
und der „Herausgabe von Schriften“. Welchen durchschla-
genden Erfolg Suttners Wirken zeitigt, zeigt die Zahl der
Menschen, die dem Verein bei seiner formellen Konstituie-
rung am 30. Oktober 1891 beitreten: 2.000 Menschen wer-
den an diesem Tag Mitglied der österreichischen Friedens-
gesellschaft.
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Angesichts dieses Erfolges entscheidet Bertha
von Suttner sich nun doch dafür, das Präsidium zu über-
nehmen und sich damit auf Dauer in die politische Öffent-
Alfred Nobel um 1890
Foto: ullstein bild
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