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Vom Chaos zum Kosmos
„Footnotes to Plato“
Der englische Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead
(1861–1947) prägte das berühmte Wort, die europäische Tradition
der Philosophie bestehe nur aus einer „Reihe von Fußnoten zu
Platon“. Damit wies er darauf hin, dass beinahe alle philosophischen
Disziplinen imWerk Platons grundgelegt sind. Die Faszination der
Philosophie Platons ist bis heute ungebrochen.
Maß und Mitte
In jeder beliebigen europäischen Großstadt begegnen wir auf Schritt
und Tritt der griechischen Kunst und Architektur. Maß und Mitte,
Anspannung und Ausgleich – diese Prinzipien sind auf immer in
unsere ästhetische Wahrnehmung eingepflanzt, gerade auch dann,
wenn wir uns in der modernen Kunst bewusst davon abgrenzen.
Schönheit und Ästhetik
Die Werke eines Polyklet oder Praxiteles galten nicht nur den
Genies der Renaissance als Inbegriff vollendeter Bildhauerkunst,
sondern auch die Klassik sah darin die Verwirklichung ihrer Ideale.
Die griechische Kunst schlägt uns auch heute noch in Bann – nicht
weil sie handwerklich perfekt ist, sondern weil
sie eine philosophische These vom idealen
Menschen darstellt: Der Mensch, der seine
Mitte gefunden hat, der in sich ruht, aus-
gependelt in Kraft und Gegenkraft.