sich daher nicht nehmen lassen; die
Freunde der eigenen Kinder einmal
einzuladen, um sich so ein Bild über
den Umgang ihrer Kinder zu machen
und eventuellen negativen Entwick–
lungen von vornherein zu begegnen.
Doch junge Leute wollen in der
freien Zeit nicht nur aktiv sein. ln bei–
nahe allen Untersuchungen findet
sich die Aussage, daß sie es durchaus
schätzen, am freien Nachmittag ein–
fach einmal nichts zu tun. Gerade die–
ser Aspekt wird nicht selten - vor al–
lem von Erwachsenen - heftig kriti–
siert, denken doch viele dabei sofort
an Trägheit, Langeweile und dumme
Gedanken, auf die die Heranwach–
senden kommen könnten. So richtig
dies manchmal sicher ist, sollte man
aber dennoch nicht übersehen, daß es
durchaus ein kreatives Nichtstun, ein
Sich-Erholen oder ein Zur-Ruhe-Korn-
men gibt - unbestreitbar Dinge, die
für jeden von uns wichtig sind. Auch
hier kommt es auf das rechte Maß an,
soll Freizeit nicht Belastung, sondern
Entlastung und Ausgleich sein.
Sinnvoll verbrachte Freizeit - läßt
sich definieren, was darunter zu ver–
stehen ist? Lassen sich dafür objekti–
ve, allgemeine Kriterien benennen?
ln Anlehnung an Professor Opa–
schowski wäre dieser Begriff immer
dann berechtigt, wenn sich für den
einzelnen oder für die Gesellschaft
ein tatsächlicher Gewinn ·ergibt. Im
persönlichen Bereich könnte man Er–
holung, Ablenkung, Weiterbildung
und Selbstfindung als entscheidende
Aspekte aufzählen, für die Gesell–
schaft das Mitgestalten und Teilneh–
men am gesellschaftlichen Leben.
Vergleicht man etwa den Sport mit
diesen Kriterien, so ergibt sich ein
22 SCHULE
aktuell
ENTSPANNUNG
recht eindeutiger Befund. Wohl nie–
mand bestreitet heute, daß sportliche
Betätigung - in vernünftigem Maß -
die Fitneß sowie das körperliche und
seelische Wohlergehen fördert und
außerdem eine gute Möglichkeit bie–
tet, die eigene Leistungsfähigkeit
auszuloten, aber auch Aggressionen
abzubauen. Daß der einzelne da–
neben, gerade beim Mannschafts–
sport, Fairneß, Verantwortung und
Teamgeist erlebt, daran gibt es kei–
nen Zweifel. Diese Auflistung ließe
sich noch lange fortsetzen- ein Beleg
dafür, daß der Sport eindeutig zu
den positiven Freizeitbeschäftigun–
gen gezählt werden muß.
Um so mehr gibt das Ergebnis der
bereits erwähnten neuesten Befra–
gung des Hamburger Forschungsin–
stituts zu denken. Spielt der Sport bei
den jungen Leuten nur mehr eine
WUNSCH UND WIRKLICHKEIT
.
nachgeordnete Rolle? Zeigt diese
Umfrage einmal mehr, wie weit
Wunsch und Wirklichkeit auseinan–
derklaffen? Anzeichen dafür gibt es
durchaus; klagen doch die Mediziner
häufig darüber, daß viele unserer Zi–
vilisationskrankheiten, an denen heu–
te nicht selten schon junge Leute la–
borieren, vor allem auch auf Bewe–
gungsmangel zurückzuführen seien.
Nehmen wir ein zweites Beispiel.
Wie steht es denn mit der Lesefreu–
digkeit junger Leute? Es mag Eitern
und Lehrer vielleicht beruhigen, wenn
die Hamburger Umfrage belegt, daß
jeder zweite Jugendliche - nach ei–
genen Angaben - in der letzten Wo–
che oder am Wochenende in einem
Buch gelesen hat. Es sollte aber da–
bei auch berücksichtigt werden, daß
die "Stiftung Lesen" darauf hinweist,
daß in jedem dritten Haushalt kein
einziges Kinder- und Jugendbuch
vorhanden ist und nur jeder zweite
Heranwachsende solche Bücher
selbst besitzt; ähnliche Zahlen erge–
ben sich übrigens für die anspruchs–
volle Literatur.
Allein diese beiden Beispiele dürf–
ten für jeden von uns Grund genug
sein, über das persönl iche Freizeit-
verhalten und das der eigenen Kin–
der nachzudenken. Wenn man dann
noch berücksichtigt, daß gerade in
jungen Jahren im wesentlichen die
Hobbys und Interessen gefunden
werden, die einen ein Leben lang be–
gleiten, wird deutlich, wie wichtig
"Freizeiterziehung" für die jungen
Leute ist.
Die Schulen können hier sicher ei–
nen wichtigen Beitrag leisten, indem
sie die Kinder und Jugendlichen zu
einer sinnvollen Gestaltung ihrer
Freizeit anhalten, auf eventuelle Ge–
fahren hinweisen und die vielfältigen
Möglichkeiten aufzeigen, wie man
die freie Zeit bewußt gestalten kann.
Allerdings wird diesem Bemühen
letztlich nur wenig Erfolg beschieden
sein, wenn nicht das Vorbild der Er–
wachsenen, gerade der Eitern, hinzu–
kommt. Wer selber nie ein Buch zur
Hand nimmt oder nie ein Museum,
Konzert oder Theater besucht und die
eigenen sportlichen Aktivitäten dar–
auf beschränkt, stundenlang Sport–
übertragungen im bequemen Fern–
sehsessel zu konsumieren, darf sich
nicht wundern, wenn das auch die ei–
genen Kinder tun.
VIELSEITIGES ANGEBOT
Mit dem Hinweis, daß einschlägige
Angebote fehlen oder zu teuer sind,
kann sich heute nie·mand mehr ent–
schuldigen. Nahezu in jedem Ort gibt
es Sportvereine, die eine ganze Reihe
von Sportarten in ihrem Programm
haben. Mehr als 2000 öffentliche Bü–
chereien stellen in Bayern- in der Re–
gel kostenlos -
~esestoff
für jeden
Geschmack zur Verfügung. in den
über 400 bayerischen Jugendorgani–
sationen haben Heranwachsende die
Möglichkeit, sich auf humanitärem,
sportlichem, ökologischem, politi–
schem oder auch religiösem Gebiet
zu betätigen. Darüber hinaus sorgen
Vereine,
Interessengruppen
und
Clubs dafür, daß man praktisch je–
dem Hobby nachgehen kann, ob es
sich dabei um Umweltschutz, Thea–
ter, Fotografie, Tanz, Reiten, Segeln
oder Schach handelt.
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