in ihrer freien Zeit? Wird sie von ih–
.nen sinnvoll genutzt, wie von den Er–
wachsenen gefordert? Vergeuden sie
diese, wie manchmal behauptet?
Oder gehen sie gar problematischen
Freizeitbeschäftigungen nach, wie
nicht selten beklagt? Hier eine allge–
meine Antwort zu geben, darin sind
sich die Wissenschaftler einig, ist
kaum möglich, denndas Freizeitver–
halten der Jugendlichen gibt es nicht.
Vielmehr läßt sich eine breite Streu–
ung hinsichtlich der Aktivitäten fest–
stellen, wobei vor allem Alter, Ge–
schlecht und Schulbildung eine große
Rolle spielen.
Schon das Ausmaß an Freizeit,
über dcis Kinder und Jugendliche ver–
fügen, fällt sehr unterschiedlich aus–
je nachdem, in welchem Umfang
Schularbeiten, Mithilfe zu Hause
oder andere Verpflichtungen zu Bu–
che schlagen. Freizeitforscher schät–
zen, daß unsere jungen Leute pro
Tag zwischen drE?i und fünf Stunden
wirklich freie Zeit, also Zeit, über die
sie weitgehend selbst bestimmen
können, zur Verfügung haben.
Die einschlägigen Untersuchungen
ergeben dabei übereinstimmend,
daß in dieser Zeit die Medien eine
Hauptrolle spielen. Als weitere wich–
tige Bereiche werden das Zusam–
mensein mit Freunden, das Entspan–
nen bzw. Nichtstun und - zumindest
in den meisten Studien - der Sport
genannt. Nach der neuesten Befra–
gung des eingangs erwähnten Ham–
burger Instituts ist der Freizeitfavorit
FREIZEIT-FAVORITEN
bei den 14- bis 19jährigen eindeutig
die Musik, und zwar aus dem CD–
Piayer, dem Cassettenrecorder oder
von der Langspielplatte. Fernsehen
und Videofilme nehmen den zweiten
Platz ein, gefolgt von den Freunden,
mit denen man gerne zusammen ist.
Überraschen mag manchen Pessimi–
sten, daß immerhin noch für jeden
zweiten befragten Jugendlichen das
Lesen eines Buches zu den wichtigen
Freizeitbeschäftigungen gehört; den
Sport - und das ist erstaunlich - fin–
det man in dieser neuesten Erhebung
nicht auf den vorderen Plätzen. Pro–
fessor Opaschowski begründet die–
ses Ergebnis damit, daß von vielen
zwar Sport zu den Lieblingsbeschäf–
tigungen gezählt werde, bei der Fra–
ge nach den tatsächlich ausgeübten
Aktivitäten könne jedoch dann selten
konkret etwas angegeben werden.
THEATER
Allein dieser Aspekt zeigt, daß
man sich bei der Bewertung des Frei–
zeitverhaltens unserer Jugendlichen
hüten muß, vorschnell Schlußfolge–
rungen zu ziehen, die oft nur auf sub–
jektiven Eindrücken basieren. Be–
rücksichtigen sollte man zudem, daß
die genannten Daten lediglich Aus..–
kunft über grundsätzliche Tendenzen
geben, die verschiedenen Seiten der
einzelnen Freizeittätigkeiten jedoch
nicht beleuchten. Insofern lohnt es
DOMINANZ DER MEDIEN
sich, diese einmal etwas genauer un–
ter die Lupe zu nehmen.
Die modernen Medien, das muß
man wohl oder übel als Tatsache hin–
nehmen, gehören mittlerweile -
schon aufgrund der guten Ausstat–
tung unserer Haushalte - zum Alltag
der Jugendlichen. Gerade deshalb
ist entscheidend, wie junge Leute mit
diesen Medien umgehen. Denn es
macht einen gravierenden Unter–
schied, ob ein Schüler Spaß daran
hat, ein Computerprogramm zu ent–
werfen, und dabei gelegentlich eine
gewisse Zeit vor dem Bildschirm ver–
bringt oder ob er sich in seiner Frei–
zeit stundenlang von brutalen und
gewaltverherrlichenden Computer–
spielen fesseln läßt. Leider besteht
kein Zweifel daran, daß heute der
Gruppe von jungen Leuten, die ihr
Programm sehr überlegt auswählt,
eine nicht zu unterschätzende Zahl
gegenübersteht, die täglich viele
Stunden stumpfsinnig vor der Matt–
scheibe sitzt und Videofilme bzw.
-spiele konsumiert, die alles andere
als harmlos sind.
Hinsichtlich der Auswirkungen, so
zeigen die Erhebungen, muß man je-
MUSIK
doch sehr genau differenzieren.
Während nach Aussage vieler Ju–
gendlicher Computerspiele, Videofil–
me und das Fernsehprogramm für
neuen Gesprächsstoff untereinander
sorgen und so die Kommunikation
fördern, beklagen Psychologen und
Pädagogen psychische Belastungen,
die Gefahr der Isolation und - mit–
verursacht durch die vielen Gewalt–
darstellungen- ein Ansteigen der Ag–
gressivität, die mit einer erhöhten Be–
reitschaft zur Gewaltanwendung ein–
hergehen kann. Gerade aufgrund
dieser Tatsache und des Zeitpensums,
das vor dem Bildschirm verbracht
wird, kommt es darauf ari, daß junge
Leute- unter Anleitung von Elternhaus
und Schule - lernen, die modernen
Medien zu beherrschen und nicht von
ihnen beherrscht zu werden. Nur so
sind sie in der Lage, die Freizeit insge-
samt sinnvoll zu gestalten.
.Was in den freien Stunden unter–
nommen wird, hängt häufig von den
Freunden ab. Dabei betonen die
Wissenschaftler, daß das Zusam–
mensein mit Gleichaltrigen nicht nur
zu den Lieblingsbeschäftigungen vie–
ler Heranwachsender zäh1t, sondern
daß der "Clique" auch gravierende
soziale Funktionen zukommen, die
bei der Entwicklung vom Jugendli–
chen zum Erwachsenen von beson–
derer Bedeutung sind. Freunde kön–
nen z. B. beim notwendigen Abnabe–
lungsprozeß von der Familie Rück–
halt geben und bei der eigenen Per–
sönlichkeitsfindung mithelfen.
Das Zusammensein mif. Gleichaltri–
gen ist also durchaus wichtig, aller–
dings darf es nicht gleichgültig sein,
in welchen Kreisen junge Leute ihre
Freizeit verbringen. Eitern sollten es
SCHULE
aktuell
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