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Am Lagerfeuer entstanden viele Freundschaften.

Fortsetzung von Seite 16

trennen sich die Wege. Die

Elektriker gehen zum Beispiel

mit ihrem Meister auf Montage,

verlegen im Nachbarort Strom–

kabel.

Drucker, Setzer und Buch–

binder arbeiten in der Lehr–

werkstatt an Zeitschriften und

Broschüren , Rechnungsblocks,

Formularsätzen und Visitenkar–

ten. Aber auch Bücher werden

hier gesetzt, gedruckt und ge–

bunden .

Groß ist die Palette der beruf–

lichen Ausb ildung, die Birken–

eck . seinen Lehrlingen in den

Werkstätten . anbietet. Früher

waren es nur Berufe wie Schu–

ster und Schneider, Schreiner

und Schmied, Bäcker und Gärt–

ner. Später kamen die Ausbil–

dungsgänge zum Maurer und

Maler, zum Installateur und

Elektriker hinzu. Favorit in der

langen Reihe der Berufsfelder

sind heute Bauwesen und

Drucktechnik. Hier werden ge–

genwärtig insgesamt 70 Lehr-.

Iinge ausgebildet.

Um 12 Uhr trifft sich jung

und alt wieder am Mittagstisch.

Nach einer Stunde Pause geht

es fleißig weiter mit Berufs–

schulunterricht oder Pra.xis.

Um halb sechs ist Feierabend .

Nach dem Abendessen kom-

18

men Freizeit und ' Entspannung

mit Sport, Kickern, Kartenspiel,

Fernsehen und Radiohören zu

ihrem Recht.

Wer es leise haben möchte,

der zieht sich auf sein Zimmer

zurück und findet dort Zeit zum

Lesen oder Lernen . Auch Feste

und Feiern lassen keine Lange–

weile aufkommen . Ausflüge

und besondere Veranstaltungen

lockern den Heimalltag auf.

Um 22 Uhr ist Zapfenstreich in

den Gruppenräumen und Ein–

zelzimmern.

Damit Ordnung und Orien–

tierung ins Leben der Lehrlinge

kommen, spielt ein abwechs–

lungsreiches

Gruppenleben

eine wichtige Rolle. Kleine

Helferdienste, überschaubare

Aufgaben und Pflichten in den

Gruppenhäusern sind beson–

ders wertvoll. So versorgt sich

jede Gruppe mit Essen aus der

Großküche, lernt selbständig

zu handeln und Verantwortung

zu übernehmen. Dabei bauen

die jungen Leute wichtige mit–

mensch Iiehe Verhaltensregeln

wie Rücksicht und Solidarität

auf.

Natürlich klappt das Pro–

gramm und der streng geregelte

Tagesablauf nicht immer wie

am Schnürchen. Haut ein Bur–

sche über die Stränge, müssen

Aktive

Freizeit

l

ehortin

irkeneck

zum

piidagogi–

schen

Progr~~mm

·

die Erzieher reagieren, manch–

mal auch mit Strafen : Verle–

gung in eine andere Gruppe,

Ausschluß von Veranstaltungen

oder Streichung des Wochen–

endurlaubs.

Auch Konto- und Taschen–

geldsperre gibt es. Das tut

schon manchmal weh; denn

vom ersten bis zum dritten

Lehrjahr gibt es für die Schüler

in Birkeneck nicht mehr als et–

wa 70 bis 120 Mark im Monat

eigenes Einkommen.

Und wie steht es mit der Be–

rufsschule?

Dazu

Direktor

Gleixner: "Wir unterrichten un–

sere Lehrlinge nach dem Lehr–

plan der bayerischen Berufs–

schulen und den Richtlinien

der Kammern. Was die Werk–

stätten produzieren, findet im

Jugendwerk selbst wieder Ver–

wendung. Lernschwierigkeiten

arbeiten wir in eigenen Stütz–

und Förderkursen auf. Dafür

haben wir besondere Fachräu–

me direkt neben den Werk–

stätten ."

Außer der gediegenen beruf–

lichen Ausbildung in Werkstät–

ten und Schule kommt der Er–

ziehungsarbeit im Heim große

Bedeutung zu . Direktor Pater

Strobl, der das Heim der Herz–

Jesu-Missionare in Birkeneck

leitet: "Nach all dem -Schlim-

men, das diese jungen Men–

schen schon erlebt haben, sind

sie oft sehr dankbar für eine

richtungweisende Bindung, die

ihrem Leben wieder Sinn gibt.

Die Botsthaft Gottes läßt sie

optimistisch in die Zukunft

schauen . Wir feiern gemeinsam

die Messe, sprechen zu den

Mahlzeiten Tischgebete. Bei

uns gibt es selbstverständlich

auch Religionsunterricht, Bi–

bellesungen, die aktive Teil–

nahme am kirchlichen Leben."

18 Erzieher, Sozialpädago–

gen und Heimpsychologen,

darunter auch Frauen, unter–

stützen die Patres bei der Erzie–

hungsarbeit Für die beruflicn<>

Ausbildung in den Werkstätt

)

stehen 18 Meister bereit, in der–

Serufsschule unterrichten fünf

Lehrer. Insgesamt betreuen also

40 Fachleute die 135 Burschen

in Birkeneck.

Billig kann das alles nicht

sein . Der Ausbildungsplatz für

einen einzigen Lehrling kostet

pro Jahr 30 000 Mark. Bis zur

Gesellenprüfung

sind

das

90000 Mark. Diese Kosten tra–

gen zum Großteil die Kreis–

und Stadtjugendämter, die die

jungen Leute nach Birkeneck

schicken . Aber auch die Herz–

Jesu-Missionare sind an der

Finanzierung beteiligt. Dazu

kommen Einnahmen aus den

Außenaufträgen der Werk–

stätten .

Sind Geld, Geduld und Zeit

in Birkeneck richtig investiert,

lohnt sich der Aufwand? Dara·J

gibt die Erfolgsbilanz des

J

f

gendwerks eine klare Antwort:

Kaum einer der jungen Leute

wird während seiner Zeit in Bir–

keneck noch einmal straffällig.

Die volle Rückgliederung der

Außenseiter in die Gesellschaft

gelingt in über 75 Prozent aller

Fälle.

Weit mehr als 10000 Bur–

schen haben seit 1925 in Bir–

keneck einen qualifizierten Be–

rufsabschluß erworben . Acht

von zehn Lehrlingen schaffen

die Gesellenprüfung mit gutem

Erfolg. Nicht wenige der

Schützlinge von Pater Strobl

und Gottfried Gleixner belegen

auf Landkreis- oder Bezirksebe–

ne immer wieder Spitzenplätze

bei den Abschlußprüfungen .

Auch der eingangs erwähnte

Fall Richard ist kein erfundenes

Beispiel .

e