Schule & Wir 1|2014 - page 22

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zelnen Kinder und ihre Familien
besser kennen und dadurch auch
besser verstehen. Im Austausch
können sie ihr professionelles
Wissen und ihre Erfahrungen
über die Bildungsprozesse von
Kindern überprüfen, stetig erwei-
tern und diese auch an Bildungs-
partner weitergeben. Die posi-
tiven Erfahrungen durch einen
wertschätzenden Umgang und
eine verbesserte Kommunikation
im Rahmen von Bildungspartner-
schaften mit Familien, aber auch
unter Kollegen, verbessern die
Arbeitsbedingungen von päda-
gogischen Fachkräften grundle-
gend.
Sie sprachen vom Ansatz der
Ko-Konstruktion. Was genau ist
darunter zu verstehen?
Bislang hat man angenommen,
dass Bildung ein Individuum zen-
trierter Prozess sei: Das Kind er-
forscht seine Welt und entwickelt
ein subjektives Bild von dieser äu-
ßeren Wirklichkeit, das ihm hilft,
die Welt zu begreifen und sich
zu orientieren. Heute ist man der
Ansicht, dass man Wissen und die
Bedeutung von
Dingen erst im
Austausch mit
anderen erfah-
ren und aus-
handeln kann.
Dann erst wird
Wissen indivi-
duell verankert.
Dieser soziale
Prozess wird
nicht allein vom Kind gestaltet,
sondern auch von anderen Kin-
dern, Fachkräften, Eltern und
anderen Erwachsenen. Sie alle
gestalten diesen Prozess aktiv mit
und lernen gemeinsam. Das ist
der erste didaktisch-methodische
Ansatz, der keine passiven Partner
kennt. Eine Schlüsselrolle spielt
dabei die Qualität der Interaktion,
der Kommunikation und die der
Gestaltung von Meinungsaus-
tausch.
Die Fachkräfte lernen
durch die
Bildungs-
partnerschaften
die
einzelnen Kinder und
ihre Familien
besser
kennen und verstehen.
Fachkräfte und dass sich diese
gemeinsam um sein Wohlergehen
und seine Bildung bemühen, fühlt
es sich sicher und unterstützt.
Dies stärkt seine Beziehung zur
Fachkraft und
zu den ande-
r e n K i n d e r n
und sorgt für
eine positive
Einstellung zur
Kita. Auf die-
ser Basis kann
sich ein Kind voll und ganz darauf
konzentrieren, seine Umgebung
zu erkunden und dies hilft ihm, in
neuen Situationen Offenheit und
Lernbereitschaft zu zeigen. Erlebt
es zudem, dass seine Familie in
der Kita anerkannt und wertge-
schätzt wird, kann das außerdem
sein Selbstbewusstsein und seine
Familienbeziehungen stärken. Von
einer intensiven Bildungspartner-
schaft profitieren Kinder also mit
ihrer ganzen Persönlichkeit und
ihrer Bildungsbiografie.
Und die Eltern?
Eltern können durch Bildungspart-
nerschaften die komplexen, kind-
lichen Bildungsprozesse besser
verstehen lernen und können sich
im Austausch mit den Fachkräften
mit ihren Fähigkeiten einbringen,
diese erweitern und dadurch ihre
Kinder stärken. Dabei erfahren
sie mehr über die pädagogische
Arbeit und können den Kita-Alltag
besser nachvollziehen. Sie erleben
sich in der Kita als wertgeschätzte
und wirksame Bezugspersonen
ihrer Kinder und als Mitglied der
Kita-Gemeinschaft. An einem sol-
chen sozialen Netzwerk teilzuha-
ben, Verantwortung zu teilen und
sich gegenseitig zu unterstützen
erleichtert Familien den heraus-
fordernden Alltag und bietet ihnen
Zugang zu vielen Ressourcen des
Gemeinwesens.
Inwiefern profitieren die Fach-
kräfte?
Die Fachkräfte lernen durch die
Bildungspartnerschaften die ein-
Der
Familienalltag
bietet eine Vielfalt
an
Lerngelegenheiten.
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