LehrplanPLUS Grundschule - page 24

24
Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule
3.4 Bedeutung von Umwegen und Fehlern
In der Auseinandersetzung mit kompetenzorientierten Aufgabenstellungen wenden Schülerinnen
und Schüler ihr vorhandenes Wissen und Können zunehmend in variablen Fragestellungen und
Zusammenhängen an. Sie werden dazu ermutigt, eigene und kreative Lösungswege zu erproben
und Gelerntes nicht nur mechanisch abzurufen. Denk- und Lösungswege, die sich als umständlich
oder als nicht zielführend erweisen, dienen als Anlässe zu Reflexion und Kommunikation und eröff-
nen neue Lernchancen.
Den Lehrkräften bieten sich auf diese Weise Einblicke in die Problemlösestrategien der Schülerinnen
und Schüler, die für die pädagogische Diagnostik von großem Nutzen sind. Stärken und weitere
Lernbedürfnisse lassen sich erkennen. Das Lernen der Schülerinnen und Schüler wird auf dieser
Grundlage gezielt begleitet und unterstützt. Fehlerhäufungen in der Lerngruppe oder bei einzelnen
Kindern nehmen Lehrkräfte zum Anlass, Aufgabenstellungen darauf abzustimmen und Möglich-
keiten einer individualisierenden Unterstützung zu eröffnen.
3.5 Rolle und Haltung der Lehrkraft
Lehrkräfte sind Experten für die Themen und Inhalte sowie für die Gestaltung von Unterrichtsprozes-
sen. Sie unterstützen die Schülerinnen und Schüler dabei, ihr Lernen aktiv und verantwortlich zu
gestalten und zu reflektieren, geben aber gleichzeitig die eigene Verantwortung für die Steuerung
der Bildungsprozesse nicht aus der Hand.
Lehrerinnen und Lehrer handeln auf der Basis von Kompetenzorientierung, Dialog, Partizipation,
Flexibilität und Selbstreflexion. Sie sind für die Schülerinnen und Schüler ihrer Klassen verlässliche
Bezugspersonen, haben jedes Kind in seiner Ganzheit im Blick und achten auf eine Kultur der Wert-
schätzung und der Rücksichtnahme.
3.6 Planung und Moderation von kompetenzorientiertem Unterricht
Im Zentrum der Planung von kompetenzorientiertem Unterricht steht die Frage, welche Kompeten-
zen die Schülerinnen und Schüler erwerben oder erweitern sollen und welche Lernsituationen sie
hierfür benötigen. Die Lehrkraft initiiert und beeinflusst das Lernen, indem sie Lernanlässe schafft
und gezielt Lernformen, Materialien und Methoden auswählt. Lernumgebungen – äußere Bedingun-
gen, Lernmaterialien, Aufgabenstellungen, Sozial- und Arbeitsformen – gestaltet und adaptiert sie
mit Blick auf die jeweilige Situation in der Klasse, gibt individuelle Lern- und Übungshinweise und
stellt differenzierende Aufgaben und Lernmittel bereit. Dabei zielt sie auf eine aktive geistige Aus-
einandersetzung der Lernenden mit den Lerngegenständen, auch beim Üben und Wiederholen.
Direkte Hilfestellungen in Form von Unterweisung und Anleitung haben im kompetenzorientierten
Unterricht einen festen Platz und werden gezielt eingesetzt.
Darüber hinaus achtet die Lehrkraft auf ausreichend Gelegenheiten für selbständigen Aufbau von
Wissen, für Dialog und Kooperation sowie zur Anwendung der erworbenen Kompetenzen. Durch die
Öffnung des Unterrichts gewährt sie den Schülerinnen und Schülern Freiheitsspielräume zur aktiven
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...338
Powered by FlippingBook